Skurriles aus dem Kohlenpott

KLAUSEN. (fsc) Gerhard Schruff hat viele künstlerische Hobbies. Neben der Malerei und seinen Videofilmen für den Offenen Kanal in Wittlich hat er nun ein Buch geschrieben, in dem der gebürtige Gelsenkirchener seine Kindheitserinnerungen an die dreißiger Jahre in einer Bergarbeitersiedlung beschreibt.

Begonnen haben seine künstlerischen Ambitionen vor 16 Jahren. Gerhard Schruff stand kurz vor der Rente und suchte ein neues Betätigungsfeld für die Zeit nach seiner Arbeit als Versicherungsangestellter. Er fand es in der Malerei. Die Begeisterung für das neue Hobby steckte auch seine Frau an. Gemeinsam führten sie mehrere Ausstellungen mit ihren hauptsächlich in Öl und Aquarell gehaltenen Gemälden durch. Zudem ist Gerhard Schruff seit 1994 aktives Mitglied im Offenen Kanal Wittlich und hat mehrere Filme über die Region gedreht. Eine besondere Auszeichnung bekam er im Jahre 2003, als er die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz erhielt für seine vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten, wozu unter anderem seine langjährige engagierte Vorstandsarbeit für den Sportverein Klausen und den Freundeskreis zum Erhalt der alten Klosterbibliothek in Klausen zählten. Jetzt hat der 75-Jährige auch ein Buch geschrieben mit dem Titel: "…und am Schlachttag gab es Panhas". Die Anregung kam von seiner Schwester Maria. Auf einem Familientreffen unterhielt er die Anwesenden so kurzweilig und eindrucksvoll mit seinen Kindheitserlebnissen, dass sie ihn fragte, ob er denn diese Geschichten nicht einmal aufschreiben wolle. Gerhard Schruff faszinierte der Gedanke sofort. Und er begann, sich bewusst mit seinen Kindheitserlebnissen im Kohlenpott auseinanderzusetzen und sie in fünfzehn Kapiteln aufzuschreiben. Herausgekommen ist jedoch keine reine Autobiographie, vielmehr eine Milieuschilderung, wie das Leben im Gelsenkirchen in den dreißiger Jahren war. Natürlich war es geprägt vom Bergbau, der harten und gefährlichen Arbeit unter Tage, wovon viele Geschichten handeln. Gerhard Schruff beschreibt das Leben in einer Mietskaserne mit fünfzig Wohneinheiten und wie beengt und bescheiden die Menschen vor siebzig Jahren wohnten. Aus der Sicht eines Kindes schildert er, wie er die Auswirkungen eines Grubenunglücks, aber auch der Pogromnacht erlebte. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz, wenn er von den skurrilen Gestalten erzählt, die damals in seiner Nachbarschaft lebten. Außerdem hat Schruff noch einige Rezepte von deftigen Gerichten aus dem Ruhrpott niedergeschrieben, unter anderem das vom titelgebenden "Panhas". "Warum war die Zeit damals so schön?", war die Frage, die Gerhard Schruff am meisten beim Schreiben des Buches beschäftigte. Und er gibt sich selbst darauf die Antwort: "Die Menschen waren zufriedener. Die Gemeinschaft war intakt, es gab einen gemeinsamen Nenner, den Bergbau, von dem alle abhängig waren. Sie waren Kumpel." Das Buch ist mittlerweile zum Geheimtipp im Ruhrgebiet avanciert, wo Gerhard Schruff bereits zahlreiche Lesungen abgehalten hat. Der 300 Seiten dicke Band ist im Handel unter ISBN-Nummer 3-938262-04-4 oder direkt beim Autor zum Preis von 19 Euro erhältlich.

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