"So einen Pastor hatten wir noch nie!"

HETZERATH. Er ist ein Pfarrer, den sie ungern ziehen lassen. Nach elf Jahren verlässt Edwin Prim die Pfarreien Hetzerath, Sehlem und Esch in Richtung Schweich.

 Er wird ihm fehlen, sein Teich mit den Goldfischen: Hier hat Pfarrer Edwin Prim Ruhe gefunden, aber auch so manches Fest mit seinen Gemeindemitgliedern gefeiert. Foto: Petra Geisbüsch

Er wird ihm fehlen, sein Teich mit den Goldfischen: Hier hat Pfarrer Edwin Prim Ruhe gefunden, aber auch so manches Fest mit seinen Gemeindemitgliedern gefeiert. Foto: Petra Geisbüsch

Weit ist sie nicht entfernt, die neue Wirkungsstätte von Edwin Prim. Und doch wird es eine neue Welt sein: ein anderes Pfarrhaus, andere Mitarbeiter, andere "Schäfchen". Trotz aller Wehmut, mit der der Pfarrer auf seine Jahre in Hetzerath zurückblickt, trotz der Trauer, die er empfindet, wenn er an seinen herrlichen Gartenteich denkt (Prim: "Dabei weiß man es doch: Nichts ist für die Ewigkeit") stellt er sich der Herausforderung gern. Schließlich ist er noch keine 50 Jahre alt, und Hetzerath war seine erste Pfarrstelle. Auch das neue Wirkungsgebiet in Schweich hat Vorteile: Mit rund 7000 Seelen, fast doppelt so viele wie bei der jetztigen Stelle, aber jedes Gremium nur einmal, was die alltägliche Arbeit strafft und vereinfacht. Denn die Stunden hat Edwin Prim noch nie gezählt - vielmehr auf freie Tage verzichtet: Da ist man schnell auch mal aufgerieben zwischen den zahlreichen Verantwortlichkeiten. Der Mann ist ein Spätberufener. Geboren in Farschweiler im Kreis Trier/Saarburg, machte Prim erst nach einer Ausbildung bei der Post das Abitur am Abendgymnasium. Dann ging alles seinen geordneten Weg: Theologiestudium in Trier, Außenstudium in Freiburg/Breisgau, Diakonweihe 1987. Danach ein Jahr in Neuerburg/Eifel, bevor er 1988 in den Westerwald geschickt wurde. Nach mehreren Jahren als Vikar im Saarland arbeitet er seit 1994 in Hetzerath, Sehlem und Esch. Und das mit Leib und Seele, wie seine große Beliebtheit belegt. Martin Klar, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats von St. Georg Sehlem/Esch: "So einen Pastor hatten wir noch nie!" Laut Klar mögen ihn jung und alt - und auch jene, die nicht zur Kirche gehen, weil er auch ihnen gegenüber offen sei. "Ich hatte eine Superzeit mit ihm", bestätigt der ehemalige Bürgermeister Sehlems, Horst Wittenbecher. Zivil- und Kirchengemeinde haben optimal zusammengearbeitet. Augenfälliges Beispiel: die Toilettenanlage der Pfarrscheune. Freitags bekannt gegeben montags ausgebucht

Besonderen Wert legt Prim auf die Seniorenarbeit. Nicht nur die jährlichen Fahrten, freitags bekannt gegeben und montags ausgebucht, auch die regelmäßigen, unspektakulären Zusammenkünfte habe er unterstützt und besucht, wann immer es ging, erinnert sich Irmgard Wagner, eine aus dem siebenköpfigen Senioren-Team Hetzeraths. "Die Senioren sind doch mein Publikum", sagt er selbst dazu. Doch auch die Jugend lag ihm immer am Herzen, was die Zeitung der Ferienfreizeit aus dem vorigen Jahr eindrucksvoll belegt: Der Pastor auf der Wasserrutsche - da kommt Freude auf. Noch fungiert Prim im neu zusammengelegten Großdekanat Wittlich als Stellvertreter von Dechant Rudolf Halffmann. "Für euch bin ich Priester, und mit euch bin ich Christ", das ist sein Motto. Der Mensch brauche doch Stütze und Orientierung gerade in dieser zunehmend kirchenfremden Zeit, meint er, und lässt sich gerne auf Auftritte außerhalb des Altarraums ein. Unvergessen bleiben die karnevalistischen Szenen als Masseur, als Drafi Deutscher oder als Autofahrer gemeinsam mit Rita Wagner, die es an Lebenslust mit ihm aufnehmen kann: "Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen..." Da hätten vermutlich auch Mutter Theresa und der neue Papst losgelacht, deren Texte der Fernsehverächter Prim gerne abends liest. Termine: Die offizielle Abschiedsfeier für Edwin Prim findet in Sehlem am 11. Juni statt; am 12. Juni ist sie morgens in Rivenich und nachmittags in Esch.

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