So viel Bit muss sein!

Bitburg · Haus Beda zeigt zum "200-Jährigen" der Brauerei eine Ausstellung rund ums Bier - und nackte Brüste hätte es dabei auch fast gegeben.

 Prost: Ausstellungs-Chef Michael Dietzsch vor einem alten Foto aus dem Jahr 1910. TV-Fotos (5): Dagmar Schommer

Prost: Ausstellungs-Chef Michael Dietzsch vor einem alten Foto aus dem Jahr 1910. TV-Fotos (5): Dagmar Schommer

Foto: (e_bit )

Bitburg Bierflaschen liegen auf Eis in einem Champagnerkühler, im Hintergrund eine Jacht, eine Frau mit wilder Löwenmähne - es grüßen die 80er Jahre - pustet verspielt das Krönchen von ihrem Pils. Ein Mann, ganz in Weiß gekleidet, lässt auf der Jacht eine Bierflasche den Rücken einer wohlgeformten Dame im weißen Badeanzug runterrollen, die sich erfrischt erschreckt - während eine andere, na so was, gerade noch rechtzeitig vor dem Schwenk der Kamera ihre Hände über ihren nackten Brüsten verschränkt.
So warb Bitburger 1987 im Kino. "Ja, das war damals ein bisschen gewagt", sagt Michael Dietzsch, der diese Marketing-Strategie, die so genannte weiße Linie, als Brauereigeschäftsführer in der Zeit von Axel Simon und Thomas Niewodniczanski entwickelt hat. Noch im gleichen Jahr wurde sie ausgezeichnet mit dem Effie in Gold des Gesamtverbands der werbetreibenden Agenturen.
Es war ein Richtungswechsel in der Vermarktung, den Dietzsch maßgeblich mitgestaltet hat. Werbefilme und Plakate, auch alte Zeitungsannoncen dokumentieren den Imagewandel des Bieres im Laufe von Jahren und Jahrzehnten. Das ist einer der großen Bausteine der Ausstellung, die der Marketingexperte zum 200-jährigen Bestehen der Brauerei zusammengestellt hat.
"Das Bier gehört zu Bitburg wie die Landschaft und die Menschen", sagt Dietzsch, der seit mehr als 20 Jahren auch Vorsitzender der Dr.-Hanns-Simon-Stiftung ist, die das Haus Beda betreibt. Keine Frage: Er ist genau der richtige Mann für diese Dokumentation. Seine Ausstellung ist eine Fundgrube liebevoll zusammengetragener Stücke: neben einigen hundert Bierkrügen aus verschiedenen Jahrhunderten, Gemälden und Lithografien - etwa von William Hogarth aus dem London des 18. Jahrhunderts -, Werbeplakaten, alten Fotografien und Filmen werden auch Kessel und Zangen gezeigt. Moment, Zangen? "Die hat man damals gebraucht, als man das Eis zur Kühlung des Biers noch aus dem Grünen See stach", sagt Dietzsch. Jedes Ausstellungsstück ist ein Stück Erinnerung, und der Ausstellungs-Chef kann zu jedem eine Geschichte erzählen. Etwa von seinen Begegnungen mit Michael Schumacher, als Bitburger die Formel 1 sponsorte. Was "Schumi" für Dietzsch auszeichnet: "Das ist ein sehr bescheidener Mensch, der trotz seiner Erfolge auf dem Boden geblieben ist."
Er hat sie alle kennengelernt, die Promis, Rennen in Monaco besucht, bei Fußballspielen in der Ehrenloge mitgefiebert. Was er nicht vergessen wird? "Ach, es gab so viele schöne Erlebnisse", sagt Dietzsch, "auch und vor allem dank der Zusammenarbeit mit den Kollegen". Für ihn war es "das goldene Zeitalter bei Bitburger".
Es war die Zeit, in der Bitburger Ende der 80er Jahre mit einem Umsatz von 2,3 Millionen Hektolitern Bier zur größten deutschen Biermarke aufstieg. Die Zeit, in der das Pils aus der Eifel zu einem Bier wurde, das als Fassbiermarke Nummer 1 weltweit in aller Munde war. Eben "ein Besonderes unter den Besten". Ein Slogan aus der Feder von Dietzsch.
Die Ausstellung zeigt Mosaiksteine der Unternehmensgeschichte, erzählt von kleinen Anfängen und großen Erfolgen, aber vor allem auch von der Freude an einem guten Bier. Und für ein solches braucht man laut Dietzsch übrigens keine sieben Minuten - weder beim Zapfen noch beim Trinken.
Zu sehen ist die Ausstellung "Bier in Werbung und Kunst" bis Mitte September.
Extra: DREI FRAGEN AN...


Dietzsch

 Der erste Schluck: der Titel des Gemäldes von Hugo Oehmichen.

Der erste Schluck: der Titel des Gemäldes von Hugo Oehmichen.

Foto: (e_bit )
 Als die Brauerei das Bier mit Pferdefuhrwerken lieferte.

Als die Brauerei das Bier mit Pferdefuhrwerken lieferte.

Foto: (e_bit )
 Viele verschiedene Bierkrüge.

Viele verschiedene Bierkrüge.

Foto: (e_bit )
 Michael und Michael: Dietzsch und Schumacher bei der Formel 1.

Michael und Michael: Dietzsch und Schumacher bei der Formel 1.

Foto: (e_bit )

... Michael Dietzsch, Vorsitzender der Dr.-Hanns-Simon-Stiftung, die das Haus Beda betreibt, Kurator der Ausstellung rund ums Bier, und langjähriger Geschäftsführer für Marketing in der Brauerei: Was ist das älteste Exponat, das Sie in der Ausstellung zeigen? Dietzsch Ein Bierkrug aus Ägypten, 4. Jahrtausend vor Christus. Neben weiteren, ein paar hundert Jahre alten Krügen, die wir mit Unterstützung des Jüdischen Museums München, der Brauerei und Privatsammlern zusammengetragen haben, zeigen wir auch einige Bilder und Lithografien aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert. Auch alte Werbeplakate bis hin zu der Marketing-Kampagne, die Sie in den 70er und 80er Jahren entwickelt haben, sind dabei. Was war die Idee hinter der Kampagne? Dietzsch Bei der "weißen Linie" ging es darum, Bitburger Pils als ein luxuriöses Produkt zu vermarkten. Wir wollten dem Bier ein neues Image geben. Und was macht ein gutes Pils aus? Dietzsch Also, es braucht keine sieben Minuten. In der Zeit hat man in Köln schon drei Kölsch getrunken. Ein gut gezapftes Pils muss eine Krone haben, ordentlich gekühlt sein - und dann gehört auch Druck auf die Leitung.

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