Sodom und Gomorrah in der Hunsrück-Idylle

MONZELFELD. (KiK) Die Akteure der Volksbühne "Abendrot" des Heimatvereins Monzelfeld schreiben weiter an ihrer Erfolgsgeschichte: Die ersten beiden Aufführungen des Lustspiels in drei Akten "Ausdoue zejt änn" (Ausziehen zieht an) begeisterten schon mal 800 Zuschauer.

Bei den nächsten Auftritten können die "Abendrot"-Darsteller ohne Lampenfieber auf die Bühne, denn der Dreiakter um die doppelte Moral kam bei den Zuschauern in den ersten beiden Aufführungen bestens an. Applausstürme, Lachsalven und die aufgeräumte Stimmung im Saal waren zuverlässige Indikatoren für ein höchst amüsiertes Publikum. "Sinn und Zweck unserer Aufführungen sind zum einen der Anspruch auf lustige, vielleicht auch listige Unterhaltung unserer Gäste", versichert Regisseur Stefan Kritten. Zum anderen realisieren die Aktiven mit einem Teil der Einnahmen im Rahmen ihrer Vereinssatzung Projekte in Monzelfeld. Die Bürgerhalle war voll besetzt und schon jetzt sind alle Karten für die übrigen vier Aufführungen ausverkauft. In dem Stück für fünf Damen und sechs Herren von Wolfgang Kynaß stand - wie im richtigen Leben auch - die Debatte um die doppelte Moral im Mittelpunkt und sie wurde äußerst unterhaltsam geführt. Der Monzelfelder Dialekt, die dorfbekannten Akteure, all das erfüllte den Anspruch des Publikums an ein Theaterstück in moselfränkischer Mundart in vollem Maß. Sodom und Gomorrha, Striptease, Lüstlinge und Lustmolche, ja, das horizontale Gewerbe drohten mit Macht Einzug zu halten in die gutbürgerliche Idylle von Monzelfeld. Dass ausgerechnet im einstigen Schulgebäude, das an Jungwirt Erwin (Timo Schultheis) verkauft wurde, der sittliche Verfall in Form einer Nachtbar Einzug halten soll, bringt besonders die Kirchengemeinderätin (Ingrid Degen) in Rage und so gründet sie eine Bürgerinitiative. Selbstverständlich stimmen ihr alle im Dorf voll und ganz zu. Es werden Pläne geschmiedet, wie das schier unvorstellbare Vorhaben von Erwin zum Scheitern gebracht werden kann. Die Treffen der Moralisten, darunter natürlich Wirt Walter (Achim Degen), der die Konkurrenz fürchtet, der arbeitsscheue Knecht Karl (Matthias Kropp), das ungeschickte Dienstmädchen Annette (Claudia Kunkel) bis hin zum Bruder des Wirtes Benno (Peter Werland), spielen sich ab in Walters Wirtshaus. In dem bedient die fesche Sonja, die in Erwin verliebt ist. Auf amüsante Weise erlebte das Publikum hautnah mit, wie die "Front der Gerechten" gegen das horizontale Gewerbe zu bröckeln beginnt. Insbesondere die "Spezies Mann" unterliegt den Reizen: Der Einladung zur Eröffnung des "Night-Lokals" folgt, nicht nur weil es Getränke umsonst gibt, ein Großteil der Männer des Dorfes. Fortan ist es um die Standhaftigkeit der Widersacher geschehen. Auf listige Weise versuchen sie ihre Besuche zu verschleiern, maskieren und verkleiden sich. In ihren Rollen brillierten Monika Josten als die burschikose Haushälterin Erna, die ein Gästezimmer an zwei Personen gleichzeitig vermietete. Damit der tagsüber als LKW-Fahrer tätige Michael Müller (Johannes Zander) davon nichts mitbekam, musste das Zimmer mehrmals geräumt werden. Lautstarkes Gelächter begleitete Erna, wenn sie mit den Utensilien desjenigen Mieters über die Bühne lief, der gerade das Haus verlassen hatte. Handelsvertreter Alois (Torsten Schmitt) war auch als Frau famos: Als "Mercedes", die Cousine von Jungwirt Erwin, sah er sich im roten Frauenkleid, mit "heller Stimme" und blonden Locken dem Gelächter des Publikums ausgesetzt. Ob jetzt Monzelfeld mit Nightclub oder ohne die dörfliche Entwicklung weiter besteht, blieb offen. Jedenfalls mit einem Happy-End entwirrte sich das Durcheinander für Sonja: Sie bekam ihren Erwin am Ende doch noch.

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