Sofa-Poesie

I ch dachte, Sofas wären langweilig. Im besten Fall bequem. Aber nö. Da lag ich falsch. Ein Blick in den zwölfseitigen Werbeprospekt eines Möbelhauses belehrt mich eines Besseren. Sofas sind so was wie die Laura der Möbeldichter.

Die Muse der Werbetexter. Das Sexobjekt der letzten Anglizismus-Fans. Wie es sich für Musen und Sexobjekte seit jeher gehört, sind sie charmant und weich in der Ausführung, Luxus strömt aus ihren Poren. Doch diese Sofas sind nicht einfach Sofas. Sie sind "Wohnlösungen mit Feeling", und das "Vergnügen an guter Form steht diesen Arrangements ins Gesicht geschrieben". In ihr liebliches Sofa-Gesicht.

Ihre wohlgeformten Polster sind ein einladendes "Lifestyle-Signal mit dem Touch Gemütlichkeit". Wenn Sie so ein Teil "in Funktion erleben, ist der breite Spannungsbogen vom athletischen Outfit bis hin zu eleganter Ausdruckskraft mühelos geschlagen". Dazu trägt der variable Hochlehnenkomfort ebenso bei wie die großzügig angelegten Bezugsflächen, die Longlife-Lederfarben, neuartige Steckrücken, modische Flachgewebe-Optik, stabile Füße, die, hoho, Halt geben, gutes Bausch- und Stauchverhalten und natürlich weitere "offensive Funktionen". Das war jedoch keineswegs alles. Die Dinger haben nämlich, wie ich auf der letzten Seite lese, ein "urbanes Fluidum und einen hohen Freizeitwert durch unübersehbare Loom-Präsenz". Derart "vitale Sofas machen Furore". Sie "erzeugen Wertigkeit und Exklusivität", da ist "das Wort Preisleistung keine Metapher".

Kurz: Diese Sofas beherrschen "meisterlich die Sprache der Premiumklasse". Oh Herr, hättest Du die lieber mal den Textern geschenkt.

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