Sommer der Superlative

TRABEN-TRARBACH. Ein Sommer der Superlative, wie ihn Mitteleuropa wohl seit Menschengedenken nicht erlebt hat, ist zu Ende gegangen. Der Traben-Trarbacher Hobby-Meteorologe Rudolf Heydenreich, der seit 1985 exakte Wettermessungen vornimmt, zieht nachfolgend Bilanz.

Bevor wir den Sommer noch einmal würdigen, blicken wir auf den August.Hochdruckgebiet "Michaela" brachte uns in der ersten Monatshälfte eine Hitzewelle, die in allen Wetter-Chroniken einen absoluten Spitzenplatz einnehmen wird. Die Temperaturen drangen in Bereiche vor, wie sie bei uns und in weiten Teilen Deutschlands noch nie zuvor gemessen wurden. Erst ab dem 15. August gingen die Werte auf hochsommerliches Normalniveau zurück und bescherten uns zu Monatsende sogar schon einen Hauch von Herbst.Der August im Einzelnen: Der August hat 26 Sommertage mit mehr als 25 Grad aufzuweisen. Heiße Tage mit mehr als 30 Grad registrierten wir 15, normal wären vier bis fünf. Doch was dem August seinen unverwechselbaren Stempel aufdrückt, sind die, nennen wir sie einmal "super heißen Tage". Werte über 35 Grad im Schatten sind bei uns sehr selten. Mitunter gibt es sie an ein bis drei Tagen im Jahr, mein Rekord stand auf sechs Tagen im Jahr 1994, in vielen Jahren fehlen sie völlig. August 2003: elf Tage in Folge mit mehr als 35 Grad Maximum, dies ist schon eine Sensation. Auch beim absoluten Maximum stellten wir einen neuen Rekord auf. Der bisherige "Brückenstraßen-Rekord" von 38,1 Grad vom 11. August 1998 wurde gleich viermal übertroffen, heißester Tag: 8. August mit 39,8 Grad, in Perl-Nennig (Obermosel) wurde sogar ein neuer Deutschland-Rekord mit 40,8 Grad an diesem Tage aufgestellt.Der Temperatur-Mittelwert des August stellt sich auf 23,5 Grad und liegt damit fast fünf Grad höher als für August üblich, die erste Monatshälfte war sogar mehr als acht Grad wärmer als normal.Im August war über weite Strecken extreme Trockenheit ein beherrschendes Thema, die Folgen: Niedrigwasser überall, hohe Waldbrandgefahr.Die Schlagzeile vom 9. August "Das Moseltal, eine der heißesten Gegenden Deutschlands, fast 40 Grad im Schatten, kein Regen. Erbarmungslos brennt die Sonne täglich bis zu 14 Stunden auf ein ausgedörrtes Land" ist nicht übertrieben. Die Natur litt enorm unter Hitze-Stress und Wassermangel, insbesondere in Hanglagen des Moseltales färbten sich ganze Eichenwälder bereits braun, ein Bild wie im Spätherbst, Hecken vertrockneten, Wiesen vergilbten, der Boden wurde teilweise staubtrocken. Nennenswerte Linderung kam erst, als am 28. August deutliche Abkühlung und Regen einsetzte.Zwar brachte es der August noch auf 32 Liter Regen pro Quadratmeter (weniger als die Hälfte des üblichen Niederschlages), doch 70 Prozent davon fiel an den letzten vier Augusttagen, zuvor herrschte extreme Dürre.Was gab es noch? 22 heitere Tage und damit ein gewaltiger Sonnenschein-Überschuss gegenüber einem normalen August, nur vier trübe Tage.Kurzer Sommer-Rückblick: Einem außerordentlich heißen und nur in unserer Region ausreichend feuchten Juni folgte ein deutlich zu warmer und trockener Juli sowie der von Jahrhunderthitze geprägte August mit ebenfalls großer Trockenheit. In der Addition können wir feststellen, dass unsere Region einen derart heißen und sonnenscheinreichen Sommer in den vergangenen 20 Jahren und viele übrige Wetterstationen in den vergangenen 100 Jahren nicht erlebt haben. Bereits jetzt haben wir alle Rekorde in Bezug auf Sommertage und heiße Tage weit übertroffen, und der September hat durchaus das Zeug, noch das i-Tüpfelchen zu setzen.

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