Archiv vom Juni 2009 Sonnemann hofft auf versiegende Geldquellen

Er dürfte einer der bekanntesten Gegner der Bundesstraße 50 neu sein: Friedmunt Sonnemann. Der 43-Jährige Saatgutvermehrer der in einem Lehmhaus bei Longkamp lebt und seine Existenz durch die Straße bedroht sieht, hofft immer noch darauf, dass die Trasse nicht gebaut wird.

 Lauchhellerkraut in Händen, Hoffnung im Sinn: Friedmunt Sonnemann hofft, dass die B 50 neu nicht gebaut wird. TV-Foto: Marion Maier

Lauchhellerkraut in Händen, Hoffnung im Sinn: Friedmunt Sonnemann hofft, dass die B 50 neu nicht gebaut wird. TV-Foto: Marion Maier

Longkamp. Zwischen Wald und Wiesen irgendwo bei Longkamp lebt Friedmunt Sonnemann seit 19 Jahren auf der Königsfarm. Der Name der Farm rührt von der Familie König her, die einst den dortigen Aussiedlerhof bewirtschaftete. Mit königlichem Luxus hat er nichts zu tun.

Sonnemann lebt in einem selbst gebauten Lehmhaus ohne Strom und Wasseranschluss. Sein altes Telefon und das batteriebetriebene Radio wirken da fast wie Luxus. Der 43 Jahre alte, hagere Mann mit langen braunen Haaren und Bart, der am liebsten barfuß läuft, arbeitet als ökologischer Saatgutvermehrer. Er züchtet alte Kulturpflanzen wie den Hunsrücker Mangold an und verkauft deren Samen.

Früher lebten auch Sonnemanns Frau und seine beiden Kinder auf der Königsfarm. Doch nach der Trennung zog sie mit den Kindern weg. "Wir leben jetzt zu fünft hier", sagt Sonnemann. Ein Paar und eine Frau mit Kind wohnen in einem weiteren Lehmhaus und einem Bauwagen. Mehr Privates will der Ökobauer nicht erzählen. Er hat dem Interviewtermin zugestimmt, um über die Bundesstraße 50 neu zu reden.

Die Straße, die die A 60 vom Wittlicher Autobahnkreuz aus Richtung Hunsrück verlängern soll, rückt immer näher. 500 Meter entfernt von der Königsfarm und etwa 200 Meter neben Sonnemanns Anbauflächen soll sie verlaufen.

Nach Jahre langem Rechtsstreit wird mittlerweile kräftig gebaut. Auch Sonnemann hatte neben dem Bund für Umwelt- und Naturschutz gegen die Trasse geklagt. Seine Argumentation: Die Straße zerstöre seine Existenz. Wenn die Autos so dicht neben seinen Anbauflächen vorbeirauschten, könne er das Saatgut nicht mehr guten Gewissens als ökologisch verkaufen. Sonnemann und der Umweltschutzverband scheiterten vor Gericht.

Und nun? "Ich bin immer noch hoffnungsvoll, dass denen das Geld ausgeht", sagt der Saatgutvermehrer. "Was die vorhaben, wäre eine Katastrophe nicht nur für mich, sondern für die Natur und die ganze Region." Wie viele der Gegner des Hochmoselübergangs verweist Sonnemann auf die Graacher Hänge, die seiner Meinung nach durch Bauarbeiten ins Rutschen kämen und den Ort verschütteten. Außerdem nennt er giftige Blei- und Uranerze als Gefahrenquellen. Sie würden durch Bauarbeiten freigesetzt.

Das Verkehrsministerium hat längst beides dementiert. Die Straße soll 2016 fertig sein. Auf die Frage, ob er sich einen Umzug vorstellen könnte, sagt Sonnemann leise: "Ich habe keine Perspektive anderswo."

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