Sonnenenergie nutzen? Gute Idee!

Niersbach ist Pionier in Sachen Nutzung der Sonnenenergie. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Kindergarten fing es an, jetzt ist die Gemeinde zur Hälfte Eigentümerin eines Solarparks. Es ist die zweitgrößte im Jahr 2016 gebaute Freiflächenanlage Deutschlands.

 Werner Steffen, Franz Josef Krumeich und Hans-Josef Weirich (von links) vor der 15 Hektar großen Photovoltaikanlage in Niersbach. TV-Foto: Klaus Kimmling

Werner Steffen, Franz Josef Krumeich und Hans-Josef Weirich (von links) vor der 15 Hektar großen Photovoltaikanlage in Niersbach. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling (m_wil )

Niersbach Die Gemeinde Niersbach ist stolzer Eigentümer der Hälfte der Anteile des örtlichen Solarparks. Die von der Firma Wes Green geplante und gebaute Anlage wurde zur Hälfte an die Gemeinde verkauft. Die Kommune hat 50 Prozent von der Solarkraftwerk Niersbach GmbH übernommen, mehr war nach Angabe von Franz Josef Krumeich, dem ehemaligen Ortsbürgermeister von Niersbach, nicht möglich.
Die bisherigen Gesellschafter Wircon und Enovos bleiben weiterhin mit jeweils 25 Prozent daran beteiligt. Die Niersbacher Franz Josef Krumeich und Werner Steffen werden die Kommune künftig als ehrenamtliche Geschäftsführer in der Geschäftsleitung der Gesellschaft vertreten.

Die Idee Mit der erbauten Anlage kann Strom erzeugt werden, der komplett ins Stromnetz eingespeist wird. Dadurch wird nicht nur die Energiewende vorangetrieben, die Gemeinde kann damit auch zusätzlich Geld einnehmen.
In der Gemeinde Niersbach wird schon seit Langem auf regenerative Energie gesetzt. Vor rund 14 Jahren wurde eine Photovoltaikanlage auf dem Kindergartengebäude installiert. Niersbach war damals die erste Gemeinde in der Region, die so ein Projekt in die Tat umsetzte. Die positiven Erfahrungen damit waren ein Grund, warum sich die Kommune an das Großprojekt herangewagt hat. "Das Risiko war kalkulierbar", sagt Franz Josef Krumeich.
Neben den zusätzlichen Einnahmen, die die Gemeinde verbuchen kann, ist es ihm wichtig, die Energiewende voranzutreiben. "Ein Mix aus Energien ist richtig", sagt er. Und auch privat setzt er auf Strom aus der Kraft der Sonne. Die Idee kam vor etwa sechs Jahren auf, nachdem der Kiesausbau auf dem Gelände abgeschlossen war. Die Verhandlungen mit Wes Green begannen Ende 2015. An das Netz ging die Anlage nach etwa fünf Monaten Bau im März diesen Jahres.

Die Anlage Niersbach beteiligte sich mit etwa fünf Millionen Euro an den Gesamtkosten von rund zehn Millionen Euro. Durch den bestehenden Landpachtvertrag mit Wes Green sind der Gemeinde jedes Jahr Einnahmen von 20 000 Euro sicher. Die genauen Einnahmen sind noch nicht absehbar, allerdings erwarten sich die Geschäftsführer ein Mehrfaches der Pachteinnahmen. Mit dem Geld sollen energiesparende Maßnahmen und Dorferneuerungen unterstützt werden.
Die Anlage hat eine garantierte Laufzeit von mindestens 20 Jahren. Die damit verbundene Einspeisevergütung von 8,91 Cent pro Kilowattstunde war der Grund, warum der Solarpark noch im Dezember 2016 fertig sein musste. "Die Einspeisevergütung wird immer weniger", sagt Krumeich. Eingespeist wird der Strom im 12 Kilometer entfernten Beilingen. Als Energiequelle ist Sonnenlicht notwendig. Reines Tageslicht reicht nicht aus.

Die Größe Die installierten Solarmodule haben eine maximale Leistung von fast zehn Megawatt Peak (die elektrische Leistung von Solarzellen in Watt), die auf einem Gebiet von etwa 15 Hektar gebaut wurden. Der Solarpark gehört zu den ganz Großen: Es ist die zweitgrößte im Jahr 2016 gebaute Freiflächenanlage Deutschlands. Mit dem Kraftwerk können im Jahr bis zu zehn Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom produziert werden.
Ein Vergleich: Ein Haushalt verbraucht im Durchschnitt etwa 3000 Kilowattstunden im Jahr. Die Anlage könnte mit dem produzierten Sonnenstrom also 3300 Haushalte versorgen. Das ist mehr als das Zehnfache der Anzahl an Haushalten in Niersbach, das etwa 700 Einwohner zählt.

Die Lage Der Solarpark liegt im Bereich der ehemaligen Kiesgrube "Auf der Staudt" in der Gemeinde Niersbach. Bei dem Gelände handelt es sich um eine Gemeindefläche, die von einer Firma zur Kiesausbeutung genutzt wurde.
Nach der Rekultivierung kam sie als einzige Fläche für das Projekt infrage. Vollständig zu sehen ist die Anlage nur direkt am Gelände und aus der Luft. Es sei ein Gelände ausgewählt worden, das der Landwirtschaft keine wertvollen Böden entzieht, so die Angaben von Wes Green.
Wenn die Laufzeit vorbei sei, wäre ein Abbau problemlos möglich. Dann könnten sich die Flächen in den nächsten 20 Jahren wieder regenerieren.

Die Gesellschafter Die Wes Green GmbH ist ein Zusammenschluss des Projektierers und Energiedienstleisters Wircon GmbH aus Baden-Württemberg und der Enovos Renewables GmbH aus dem Saarland. Das Unternehmen plant und realisiert Freiflächen-Photovoltaikanlagen.
Extra: SOLARANLAGEN IN DER VERBANDSGEMEINDE


In der Verbandsgemeinde Wittlich- Land sind bislang zwölf Solaranlagen in Betrieb. Insgesamt kommen sie auf eine Fläche von 102 Hektar. Laut Bauleitplanung der Verbandsgemeinde erbringen alle Anlagen gemeinsam eine Leistung von 42 Megawatt Peak. Zwei weitere Solarprojekte sind zurzeit in Planung. Die Planaufstellungsverfahren laufen bereits mit den Gemeinden Esch und Klausen-Krames.Extra: DREI FRAGEN AN ORTSBÜRGERMEISTER HANS-JOSEF WEIRICH


Was sind die Vorteile einer solchen Anlage? "Mit einem Solarpark kann die Kommune Einnahmen erzielen und fördert außerdem erneuerbare Energien. Und im Gegensatz zu Windrädern fällt die Anlage nicht auf." Sind noch andere Projekte in der Art geplant? "Im Moment sind keine weiteren Planungen vorgesehen, weil sich keine weitere Fläche so optimal eignet wie diese. Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden können, kommen nicht infrage." Warum ist die Gemeinde als Gesellschafter beteiligt? "Zunächst gab es Bedenken, dass das Risiko für die Gemeinde zu groß sei, doch die Gesellschaft übernahm vorab die gesamten Planungskosten, wir sind erst später eingestiegen. Daher war das Risiko kalkulierbar."

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