Spaß am Schminken trotz Krebs

Wittlich · Manchmal können kleine Dinge auch helfen: Deshalb wurde im Wittlicher St. Elisabeth Krankenhaus erstmals ein Kosmetikseminar für Krebspatientinnen angeboten. Neben der Schminktechnik bietet das Seminar den Frauen einen geschützten Raum zum Austausch und Abwechslung vom Krankheitsalltag. Veranstalter ist die Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz.

 Marion Wehmeier (links) und Carlita Metzdorf-Klos arbeiten zusammen, damit Krebspatientinnen ihren Alltag besser bewältigen können und mehr Lebensfreude haben. Ein Kosmetikkurs kann dazu beitragen. TV-Foto: Christina Bents

Marion Wehmeier (links) und Carlita Metzdorf-Klos arbeiten zusammen, damit Krebspatientinnen ihren Alltag besser bewältigen können und mehr Lebensfreude haben. Ein Kosmetikkurs kann dazu beitragen. TV-Foto: Christina Bents

Wittlich. Fünf Frauen sitzen gemeinsam in einem Konferenzraum des Wittlicher Krankenhauses. Sie schauen interessiert zu, fragen nach und kommentieren, während Marion Wehmeier, Kosmetikerin der DKMS life, einer Tochtergesellschaft der Knochenmarkspenderdatei (DKMS), ihnen Schminktipps gibt.
Besondere Anforderungen


Aber Monika Wehmeier erklärt nicht nur was zum Typ passt, sondern auch wie man den Kopf pflegt nach Haarausfall, wie man sich der Haut annimmt, die von starken Medikamenten mitgenommen ist oder wie man Augenbrauen natürlich nachzeichnet, wenn sie nicht mehr vorhanden sind. Das alles ist nötig, denn ihre Kursteilnehmer sind heute krebskranke Frauen. Und deren Körper stellt besondere Anforderungen. Marion Wehmeier erklärt: "Durch die Therapie verlieren die Patienten die Haare, und dann muss die Kopfhaut besonders gepflegt werden. Ich stelle auch Produkte vor, die man nutzen kann, wenn es Hautirritationen aufgrund der Medikamente gibt." Aber nicht nur auf das Äußerliche wirkt der Kurs, auch die Psyche hat etwas davon.
Carlita Metzdorf-Klos, Leiterin des Beratungszentrums Psychoonkologie Trier erklärt: "Mit der Diagnose Krebs kommt für viele Patienten eine Perspektivlosigkeit, denn viele setzten die Diagnose gleich mit Sterben. Dazu finden sich gerade die Frauen nicht schön, denn die Krankheit hinterlässt äußerliche Spuren. Deshalb soll hier auch gezeigt werden, dass man sich selbst wieder wichtig und annehmen soll."
Marion Wehmeier sagt: "Die meisten Frauen kommen mit einer gewissen Neugier, aber auch mit der Angst, sich dem Spiegel zu stellen. Viele brauchen auch Zeit, bis sie ihr Kopftuch oder ihre Perücke ausziehen. Aber wenn das Eis dann gebrochen ist, gibt es keinen Unterschied mehr zu einem Kosmetikseminar für gesunde Frauen."
Eine der Teilnehmerinnen, die anonym bleiben will, erzählt von ihren Eindrücken: "Die Stimmung war toll. Ich habe mich sehr wohl gefühlt, und es war nicht gezwungen. Und man sieht gleich noch mal besser aus." Auch der Oberarzt der Chirurgie, Guido Rose, schätzt das Angebot: "In den Seminaren und Kursen haben die Therapeuten einen ganz anderen Zugang zu den Patienten. Es ist eine andere Atmosphäre, und es ist ein eigener, geschützter Raum." In Wittlich fand der Kosmetikkurs für krebskranke Frauen zum ersten Mal statt. Carlita Metzdorf-Klos, berichtet: "Wir von der Krebsgesellschaft arbeiten seit 2010 mit dem Krankenhaus in Wittlich zusammen.
Mit der Zertifizierung des Hauses als Darm- und Brustkrebszentrum kommen mehr Krebspatienten ins Haus, und das Angebot soll für sie über das rein Medizinische hinausgehen."
Neben dem Kosmetikseminar gibt es weitere Angebote. (siehe Extra). Ein kostenloses Kosmetikseminar findet wieder am 20. November statt. In Wittlich gibt es unter anderem eine offene Gesprächsgruppe, therapeutischen Tanz, ein Kosmetikseminar, Yoga, Reha-Sport-Gruppen für Krebspatienten und Sprechtage für Einzelgespräche mit Psychoonkologinnen zur Krankheitsbewältigung. Die Sprechstunden sind donnerstags und freitags in Wittlich und dienstags im Cusanus-Krankenhaus in Bernkastel-Kues.
Weitere Informationen unter: 0651/40551.
Extra

Marion Wehmeier gibt Tipps für krebskranke Frauen. Augenbrauen: Sie fallen sehr auf, wenn sie im Gesicht fehlen. Wenn man sie nachzeichnet sollte man den Zeigefinger an den Nasenflügel legen und dort anfangen wo der Finger über dem Auge anfängt. Der Schminkstrich sollte an dem Punkt enden, wo die Augen auf die Linie vom Nasenanfang treffen. Die beiden Punkte in einer 45-Grad-Linie verbinden, dann sieht es natürlich aus. Kopfpflege: Der Kopf muss geschützt und gepflegt werden, damit die Durchblutung erhalten bleibt und neue Haare problemlos nachwachsen können. Den Kopf ähnlich pflegen wie das Gesicht. Rouge sollte nie vergessen werden, auch ein wenig Lippenstift ist wichtig.Extra

Carlita Metzdorf-Klos ist seit 2007 Leiterein des Informations- und Beratungszentrums Psychoonkologie in Trier. Die Diplom-Pädagogin hat eine Zusatzausbildung in Psychoonkologie und ist selbst aktiv in der Beratung der Krebspatienten. Im vergangenen Jahr hat das Beratungszentrum Trier insgesamt 2700 persönliche Beratungen mit Krebspatienten in der Region Trier durchgeführt. Insgesamt sind acht Personen im Beratungszentrum tätig, zwei davon in Wittlich. Neben Carlita Metzdorf Klos ist Lena Brandtner dabei. chb

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