TV Serie Landmarken Die Manderscheider Burgen sind Wahrzeichen der Eifel

Manderscheid · Tourismus war der Schwerpunkt der einstigen Verbandsgemeinde Manderscheid. Kein Wunder, dass die beiden malerischen Burgen als Wahrzeichen der Stadt und auch der Verbandsgemeinde galten und gelten. Sie erzählen eine lange und abwechslungsreiche Geschichte.

 Eindrucksvolle Kulisse: die Ober- und Niederburg in Manderscheid. TV-Foto: Archiv/Marion Maier

Eindrucksvolle Kulisse: die Ober- und Niederburg in Manderscheid. TV-Foto: Archiv/Marion Maier

Das Thema Mittelalter wird in Manderscheid großgeschrieben. Alljährlich lockt das Burgenfest mehr als 20 000 Gäste in die Stadt. Dann bevölkern Ritter und ihre Knappen die Festwiese vor der Niederburg und spielen mittelalterliche Turniere nach. Seit 2013 spielt Reimund Schmitz den Grafen von Manderscheid und ist der Turnierherr. Schmitz ist zudem offizieller Gästeführer für Manderscheid und hat eine entsprechende Schulung gemacht. Er ist nicht nur Repräsentant, sondern auch Experte für die Geschichte der beiden Manderscheider Burgen.
„Die Oberburg ist die ältere der beiden Burgen; sie soll aus dem 10. Jahrhundert stammen und von den Luxemburger Grafen als Grenzburg erbaut worden sein", erklärt Schmitz. Mitte des 12. Jahrhunderts geriet sie in den Besitz der Erzbischöfe von Trier. Nach Beschädigungen erfolgte durch Erzbischof Hillin der Wiederaufbau sowie der Ausbau zu einer seiner sieben Landesburgen gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) hatte die Oberburg stark zu leiden, war aber noch nachweislich 1658 bewohnbar. Das bestätigt die Chronik im Kloster Himmerod.
Die wehrtechnisch veraltete Anlage wurde durch französische Truppen 1673 (Reunionkriege Ludwig XIV.) zerstört. 1790 wird die Oberburg in einem Bericht des kurtrierischen Amtsverwalters als gänzlich verfallen und unbewohnbar bezeichnet. Die endgültige Zerstörung erfolgte durch französische Revolutionstruppen im Jahre 1794.
Nachdem die Oberburg in den kurtrierischen Besitz überging, wurde die Niederburg als Sitz der Herren von Manderscheid seit 1133 erwähnt. Wilhelm V. vergrößerte sie bedeutend und bezog den Ort Niedermanderscheid in die Befestigung mit ein. Auch die Niederburg wurde endgültig von den französischen Revolutionstruppen im Jahre 1794 zerstört. Jedem Besucher fällt sofort auf, dass die beiden Burgen so dicht beieinander liegen. Der Grund dafür sei, so Schmitz, in den Streitereien zwischen dem Grafen von Luxemburg und dem Trierer Kurfürst-Bischof zu suchen. Das war in der Vergangenheit durchaus üblich.
Ein ähnliches Beispiel von zwei dicht beieinanderliegenden Burgen von verfeindeten Parteien findet sich im äußersten Nordosten der Europäischen Union. Dort stehen sich die Hermannsfeste auf estnischer Seite und die russische Festung Iwangorod schon seit Jahrhunderten gegenüber.
Es ist auf den ersten Blick auch verwunderlich, dass die Burgen in einem Tal und nicht auf einer Anhöhe liegen. Auch dafür weiß Schmitz den Grund: "Beide Burgen liegen auf einem steilen Felsen im Tal der Lieser, nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Das Flüsschen Lieser, das die Niederburg von drei Seiten umgibt, trennt diese so von der Oberburg. Diese Tallage hatte einst den Vorteil, den Verkehr kontrollieren und im Konfliktfall absperren zu können. Die Lieser diente auch als Grenzfluss zwischen dem westlichen kurtrierischen Obermanderscheid mit Oberburg und dem luxemburgischen mit der Niederburg und Niedermanderscheid," sagt Schmitz.
Es gab auch unruhige Zeiten. So wurde die Niederburg von 1346 bis 1348 vergeblich von Erzbischof Balduin, Herr der Oberburg, belagert. Beide Burgen erlitten im 30-jährigen Krieg und im Raubkrieg Ludwig XIV. schweren Schaden. Auf der größeren Niederburg, auch Grafenburg genannt, lebten wohl bis zu 150 Menschen, so Schmitz.
Warum lohnt sich ein Ausflug zu den Burgen? Dafür nennt Schmitz viele Gründe: "Die Oberburg kann ganzjährig und die Niederburg in den Sommermonaten täglich besichtigt werden. Gruppenführungen sind auf Anfrage möglich. Die Niederburg kann auch für private Veranstaltungen gebucht werden, wie zum Beispiel Trauungen."
Die Niederburg bildet heute zusammen mit der Manderscheider Oberburg eine eindrucksvolle Kulisse für das alljährlich am letzten Wochenende im August stattfindende Burgenfest mit Ritterspielen.
Extra

Im Jahre 1844 wurden in der Niederburg bei Manderscheid Ausbesserungsarbeiten gemacht. Die Arbeiter fanden in einer Wand neben einem Wachturm eine zugemauerte Nische, in die ein Mensch gerade so hineinpasste. An der Decke fanden die Arbeiter eine kleine Öffnung. In dem Kämmerchen wurde schließlich ein menschliches Skelett gefunden, außerdem lagen dort eine Schüssel und ein Stein. In Manderscheid erzählte man sich schon seit einigen Hundert Jahren von einem Grafen, dessen Tochter einen einfachen Mann der Burgbesatzung liebte. Als das Paar überrascht wurde, soll der jähzornige Graf den Liebhaber sofort getötet haben. Seine Tochter soll er angeblich eingemauert haben. Durch die Öffnung soll sie Nahrung erhalten haben, bis sie schließlich starb. Angeblich soll es seitdem in der Burg gespukt haben. Der Spuk endete, als das Skelett begraben wurde.

Anfahrt: A 1 Saarbrücken/Trier, von Trier A 48 bis zu der Abfahrt Manderscheid. Eintritt: zwei Euro (Erwachsene), ein Euro (Kinder über 6 Jahre). Öffnungszeiten der Niederburg: April bis Juni von 10.30 bis 17.30 Uhr, Dienstag Ruhetag, Juli bis August von 10.30 bis 17.30 Uhr, kein Ruhetag. Öffnungszeiten der Oberburg: ganzjährig, September bis Oktober, 10.30 bis 17.30 Uhr, Dienstag Ruhetag.

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