Spielend die Schwächen verbessern

TRABEN-TRARBACH. Hohe Fehlerzahlen in Diktaten, häufiges Stocken beim Lesen, Schwierigkeiten bei der Wiedergabe von gelesenen Texten, fragmenthafte Wörter – Legasthenie äußert sich in vielfältiger Weise bei Kindern. Bei den 12. Legasthenietagen des Zentrums für lebenslanges Lernen in Traben-Trarbach gab es die Möglichkeit für betroffene Kinder und Eltern, neue Lernstrategien zu entwickeln oder diese spielerisch zu erlernen.

"Für die Kinder bedeuten diese Tage in Traben-Trarbach oft ganz neue Erfahrungen. Sie haben Erfolgserlebnisse und lernen, wie sie mit ihren Lese- und Schreibschwierigkeiten umgehen können", so die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Anke Uttendörfer, die den Intensivkurs leitet. Und die Lernmethoden sind vielfältig. Dazu gehören beispielsweise der Kieler Lese-Rechtschreibaufbau, der von Renate Hackethal und Lisa Dummer entwickelt wurde, ebenso spielerische Methoden und Strategievermittlungen für Lesen und Schreiben bis hin zu Computer-Lernprogrammen in verschiedenen Fächern. Ziel ist es, dass die Kinder so ihre Lernmotivation zurückgewinnen und gleichzeitig neue Lernstrategien erwerben. Zwei Wochen dauert das Intensivtraining, dass in den Räumen der Martin-Luther-King-Schule in Wolf stattfand. Drei Stunden täglich wurde in Gruppen gelernt, unterrichtet und gespielt. Verbunden mit einem gemeinsamen Grillnachmittag nach der Hälfte der Legasthenietage für alle Kinder und deren Familien. 23 Kinder im Alter von sechs bis 17 Jahren nahmen diesmal an dem Kurs teil. Sie kamen aus der Moselregion, aber auch aus Norddeutschland und der Pfalz. "Wir haben einen regelrechten Fanclub", freut sich Anke Uttendörfer. Manche Kinder nahmen schon mehrmals an den Legasthenietagen teil. Auch ein Zeichen für die wichtigen Erfahrungen, die die Kinder aus Traben-Trarbach mit nach Hause nehmen. "Kinder, die bisher den Intensiv-Ferienkurs besuchten, bestätigen immer wieder, dass sie mit größerer Freude in den Schulalltag zurückgehen, weil sie in ihrem Problemfach an Sicherheit gewonnen haben und ihr Selbstbewusstsein somit deutlich steigern konnten", so Anke Uttendörfer. Dies bestätigen auch die Teilnehmer der diesjährigen Legasthenietage. "Wir haben eine Menge Spaß, weil wir spielend leicht unsere Schwächen verbessern können", meint der zwölfjährige Matthias, der ebenfalls schon mehrmals an den Kursen teilnahm. Und der 17-jährige Nick lobt einen seiner Lehrer: "Er ist auch ein Legastheniker, der es geschafft hat, was wir noch schaffen wollen. Er ist einer von uns, der unsere Schwächen versteht." Andere Kinder führten am Grillnachmittag Sketche in Englisch auf. "Für die meisten ist dies ein Riesenfortschritt, denn oft haben sie Angst, vor anderen was zu sagen, um keine Fehler zu machen", so Anke Uttendörfer. Aber auch für die Familien sind die Legasthenietage in Traben-Trarbach wichtig. An zwei Nachmittagen gab es für Eltern, aber auch für interessierte Pädagogen eine Einführung in Lern-Software für die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik, die von Detlef Hackethal aus Kiel geleitet wurde. Und Diplom-Psychologe Jochen Uttendörfer von der evangelischen Beratungsstelle in Wolf bot darüber hinaus an zwei Vormittagen ein Elternseminar mit dem Schwerpunkt in familiärer Entlastung und der Stärkung elterlicher Fähigkeiten an. Vor zwölf Jahren begann diese Arbeit in Traben-Trarbach. Die Kinderärztin Dr. Christel Kurig, selbst Legasthenikerin, erkannte die Notwendigkeit einer solchen intensiven Förderung. Auf Lernkursen entstand der Kontakt zu Renate Hackethal, deren Neffe heute noch an den Kursen an der Mosel teilnimmt. Seit sechs Jahren ist das Zentrum für lebenslanges Lernen federführend für diese Legasthenietage, die auch schon für das kommende Jahr wieder fest eingeplant sind.

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