Spitzenlagen lassen sich bald besser bearbeiten

Große Planierraupen wühlen sich derzeit durch mehrere Top-Weinbergslagen der Mittelmosel. Sie "begradigen" im Sinne der Flurbereinigung die steilen Hänge, damit diese später besser bewirtschaftet werden können.

 Derzeit werden die Weinberge – hier zwischen Graach und der Wehlener Brücke – mit Planierraupen eingeebnet. Im Frühjahr werden sie wieder neu bepflanzt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Derzeit werden die Weinberge – hier zwischen Graach und der Wehlener Brücke – mit Planierraupen eingeebnet. Im Frühjahr werden sie wieder neu bepflanzt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bernkastel-Kues/Wehlen. Zwei der größten Flurbereinigungsverfahren von Weinbergen der vergangenen Jahre an der Mittelmosel befinden sich in ihrer letzten Phase. In Bernkastel-Kues sind unter anderem die Lagen Bernkasteler Lay, Bratenhöfchen, Mattheisbildchen, Graben und Johannisbrünnchen sowie in Wehlen die berühmte Wehlener Sonnenuhr und der Rosenberg in der Flurbereinigung.

Die beiden vor zehn Jahren begonnenen Verfahren umfassen insgesamt knapp 150 Hektar, davon etwas mehr als 100 Hektar Rebflächen. Die Wege und Mauern sind fertig, vor wenigen Wochen erfolgte die Zuweisung der Flächen an die Besitzer. Dabei haben zahlreiche Weinberge ihre Eigentümer durch Verkäufe gewechselt. Im Bereich Bernkastel waren vor der Flurbereinigung 125 Eigentümer im Grundbuch eingetragen, jetzt sind es noch 60. In Wehlen waren es 310, jetzt sind es 130. Aus vielen Kleinstparzellen wurden größere Stücke.

Der Wehlener Winzer Martin Kerpen hatte beispielsweise vor der Flächenzusammenlegung in der Wehlener Sonnenuhr 50 Weinberge. Der kleinste war gerade mal 80 Quadratmeter groß. Jetzt sind es nur noch sieben Weinberge, der kleinste hat eine Fläche von 4500 Quadratmetern. Ab dem Frühjahr wird er nach und nach die Weinberge neu bepflanzen - nicht alle auf einmal, um den Ertragsausfall möglichst gering zu halten. Drei Jahre dauert es nämlich von der Pflanzung an, bis eine Weinrebe einen normalen Ertrag bringt.

Aber nicht nur die größeren Flächen bringen den Winzern enorme Vorteile. Im Zuge der Flurbereinigung wurden zahlreiche Wege in die Weinberge geschoben, die vorher nur über schmale Pfade zu Fuß zu erreichen waren. Die Wege ermöglichen nun eine Bewirtschaftung mit der Seilwinde. Das bringt nach Auskunft von Kerpen eine Arbeitszeitersparnis von 30 bis 50 Prozent.

Kerpen: "Diese Flurbereinigung ist gerade für die Steillagenwinzer sehr wichtig. Wir können nun wesentlich wirtschaftlicher produzieren."

Grundstückseigentümer zahlen zehn Prozent



Die Kosten einer Flurbereinigung sind wegen des Wege- und Mauerbaus enorm. Das Verfahren in Wehlen kostet nach Informationen des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel rund sieben Millionen Euro, das Verfahren in Bernkastel 4,8 Millionen Euro.

90 Prozent zahlen Land, Bund und EU. Den Rest müssen die Grundstückseigentümer aufbringen. In Wehlen und Bernkastel sind dies etwa 1,50 Euro pro Quadratmeter. Hat ein Winzer beispielsweise ein Hektar Rebfläche in der Flurbereinigung, muss er 15 000 Euro zahlen.

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