Sprosse für Sprosse

Als Wittlicher Möhne die Leiter hinaufklettern: ein Abenteuer, zumindest dann, wenn man nicht als "Foosenoochder" geboren ist und sich erst langsam auf närrisches Gebiet vorwagt. TV-Mitarbeiterin Nora John war erstmals als närrisches Weib unterwegs.

Wittlich. (noj) Heute ist es soweit: mein erster Einsatz als Möhne bei der Rathaus-Erstürmung. Schwarzer Rock ist Pflicht, dazu kommt die fesche Federboa, ich stöckele los. Auf dem Marktplatz startet die "Neu-Möhnen-Mission": Bons für die Erbsensuppe verkaufen. Zum Glück kenne ich genug Leute in der Stadt, und die haben Hunger auf Äarbessenzupp. Geld gegen Bons, das klappt. Prima, oder besser "Kreiau!". Ich merke: Der Federschmuck kratzt. Und die Boa ist ständig im Weg, wenn ich Bons oder Wechselgeld aus meiner Handtasche krame. Ich lasse ordentlich Federchen. Von Laden zu Laden markieren schwarze Flusen meinen Weg. Dann wird es ernst: Einsatz auf dem Markt. Dahin tragen wir die Leiter für die Rathauserstürmung. Bevor es aber in luftige Höhen geht, ist Zwischenstopp auf der Bühne: Singen und Schunkeln Arm in Arm, Möhne neben Möhne. Vor der Erstürmung des Rathauses wird mir dann doch ein wenig mulmig. Die Leiter ist steil. Milliuuunen Menschen warten auf das Spektakel. Ich klettere los, Sprosse für Sprosse, als wäre ich allein auf der Welt. Das Publikum im Rücken, um nicht zu sagen unterhalb des Rocksaums, ist mir jetzt egal. Ich steige hoch, schwarze Federchen rieseln hinab. Ich versuche, ein fröhliches Kreiau zu schmettern, da hilft mir schon der "kleine" Bürgermeister Albert Klein durchs Fenster. Dann geht's wieder erdwärts: Im Ärbessenzopp-Stand ist viel zu tun. Bons einsammeln, Suppe verteilen. Mein erster Einsatz als Möhne ist geschafft: Ich stelle fest: Mittendrin, statt nur dabei, das ist das beste an den närrischen Tagen.

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