Spur der Trauben führt in den Boden

Erden · Der Moselwein muss den Römern gut geschmeckt haben. Denn gleich zwei römische Kelteranlagen befinden sich unterhalb der Weinlage Erdener Treppchen. Doch auch in Bremen weiß man den Erdener Wein zu schätzen.

 Sie können die Spuren der Vergangenheit aufdecken und lesen: Andrea Grotzke aus Kiel sowie Felicius Roth und Joachim Starke aus Nettersheim legen das Heizsystem frei. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Sie können die Spuren der Vergangenheit aufdecken und lesen: Andrea Grotzke aus Kiel sowie Felicius Roth und Joachim Starke aus Nettersheim legen das Heizsystem frei. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Erden Heiß ist es an diesem Tag an der Mosel. Insofern schwitzen die Archäologen und ihre Helfer, die die östliche römische Kelter ausgraben, die an der Mosel gegenüber der Gemeinde Erden direkt an der B 53 liegt. Besonderheiten gibt es hier gleich zwei: Zum einen liegen dort zwei römische Keltern direkt nebeneinander. Des Weiteren handelt es sich an der Ausgrabungsstelle um das älteste bekannte römische Exemplar, sagt Michael Kuhn, Historiker, Buchautor und Mitglied des Erdener Vereins Römerkelter. Gebaut worden ist es etwa im zweiten Jahrhundert nach Christus, sagt er.
Herausgefunden habe man dies durch entsprechende Münz- und Keramikfunde, sagt Tanja Baumgart, leitende Archäologin an der Ausgrabungsstätte. Ein Erdrutsch hatte die beiden Anlagen laut Kuhn einst bedeckt, so dass diese erst im Laufe einer Flurbereinigung vor etwa 20 Jahren entdeckt worden sind. Die bekannte westliche Kelter, die bereits damals so weit wie möglich instandgesetzt und überdacht worden ist, ist etwa 50 bis 100 Jahre jünger.
Jetzt werde die östliche Kelter so weit wie möglich wiederhergestellt, sagt sie. Die ehrenamtlichen Helfer, die aus allen Teilen Deutschlands nach Erden gekommen sind, legen das Heizsystem der Kelter frei.
Dabei handelt es sich um einen Y-förmigen Kanal, der die Wärme vom außenliegenden Ofen unter die ausgelegten Bodenplatten und weiter in die Schächte in den Mauern gelenkt hat.
"Solche Heizungen waren auch in römischen Wohnhäusern üblich", sagt Baumgart. Warum ist der Wein mit Wärme behandelt worden? Dazu gibt es zwei Theorien, sagt Kuhn. Entweder sei die Gärung verbessert worden, oder der Wein sei damals geräuchert worden. "Wir können ihn heute nicht probieren", sagt Kuhn.
Jetzt arbeitet der Verein daran, die Kelter wieder herzustellen, um den weiteren Verfall aufzuhalten. Denn die Anlage habe seit der Entdeckung schwer gelitten.
Im großen Raum ist nur noch das Fundament des Maischebeckens erhalten, in dem die Trauben mit den Füßen zerstampft worden sind, sagt Kuhn. Darunter zeigt sich das im Fischgrätmuster gemauerte Auffangbecken, in das die Flüssigkeit anschließend gelaufen ist. Vor dem Becken befindet sich ein Rest von Estrich. "Das wird alles befestigt gewesen sein", vermutet Kuhn. Zudem soll die Kelter der Öffentlichkeit gezeigt werden.
Dafür werden die Mauern teilweise rekonstruiert und die Anlagen, die vor 20 Jahren nach der Entdeckung wegen des Schutzes vor äußeren Einflüssen wieder mit Erde abgedeckt worden sind, werden freigelegt.
Dazu soll in den kommenden Monaten ähnlich wie bei der westlichen Kelter ein Dach gebaut - laut Kuhn der teuerste Posten - und zu den Seiten zwei Giebel errichtet werden. Die vordere Seite wird mit einem Gitter versehen, die Rückseite liegt am Weinberg. Wie viel Euro der Verein in die Wiederherstellung und Schutz der Kelteranlage investiert, sagt Kuhn nicht.
Unter den Unterstützern befindet sich auch der Ratskeller Bremen, eine der größten norddeutschen Weinhandlungen, sagt Kuhn. Denn der Senatswein, den der Ratskeller vertreibt, stamme aus der Lage Erdener Treppchen direkt hinter der Kelteranlage.
"Der Ratskeller Bremen unterstützt uns mit den Erlösen des vor Ort angebauten Bremer Senatweins", sagt Kuhn.Extra: TERMIN FÜR DIE ÖFFENTLICHKEIT


Die restaurierte Kelteranlage soll am Samstag, 28. Oktober, offiziell eröffnet werden. Dann sind auch Repräsentanten vom Ratskeller aus Bremen vor Ort.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort