Spuren auf dem Eis

WITTLICH. (red) Drei Kinder sind im Laufe der Kälteperiode in Berlin und in der Nähe von Marburg in das Eis zugefrorener Gewässer eingebrochen und zu Tode gekommen. Auch in der Region waren kleinere Flüsse und Seen mit einer Eisschicht bedeckt und wurden so zu einem Magnet für Kinder.

Trotz Warnschildern, die rund um den Wittlicher Sterenbach-Stausee aufgestellt sind, fanden sich dort Tag für Tag mehr Fußspuren auf der schneebedeckten Eisfläche. Eis, das oberflächlich betrachtet solide und tragfähig wirkt, kann jedoch in Sekundenschnelle brechen und für Menschen zur lebensbedrohenden Falle werden. Niemand kann von oben erkennen, wie dick und belastbar das Eis ist. Vor allem Kindern ist dieses Risiko oft nicht bewusst. Wenn die zu dünne Eisschicht unter den Füßen wegbricht, kann sich ein Mensch mit viel Glück am Rand des Eislochs festhalten, sich aus dem Wasser zu befreien ist ihm jedoch nicht möglich. Auf der glatten Fläche fehlt der dazu nötige Halt. Treten Retter ohne besondere Ausrüstung hinzu, um dem Eingebrochenen zu helfen, riskieren sie selbst einzubrechen und begeben sich dadurch in akute Lebensgefahr. Um Hilfe bei einem Eisunfall leisten zu können, hat die Wittlicher Feuerwehr daher ein Spezialboot beschafft, das während der Frosttage der vergangenen Wochen erstmals bei einer Übung zur Eisrettung erprobt wurde. Das Boot, das mit sechs Personen besetzt werden kann, hat einen flachen Kiel und Räder, so dass es bis zur Unfallstelle über das Eis geschoben oder gezogen werden kann. Für den Probelauf hatte die Feuerwehr zuvor nach den nötigen Sicherheitsvorkehrungen eine Eisplatte auf dem See ausgesägt, um die Bruchstelle zu simulieren. Es galt zu prüfen, ob das im Eisloch schwimmende Boot mit Leinen zurück auf das Eis und an das schützende Ufer gezogen werden kann. Dank der ausgefeilten Konstruktion des Bootskörpers war dies in Minutenschnelle möglich. Hätte tatsächlich ein Mensch im eiskalten Wasser gelegen, hätte die Feuerwehr ihm wirksam und schnell helfen können. Auch wenn die Feuerwehr Vorkehrungen getroffen hat, um im Ernstfall gerüstet zu sein, werden tödliche Eisunfälle in strengen Wintern leider immer wieder vorkommen. Wer unter eine Eisschicht treibt, dem ist auch mit modernsten Rettungsmitteln kaum zu helfen. Deshalb ist der Respekt vor dem so vertrauenserweckenden, dabei aber tückischen Eis der sicherste Weg, Unfälle zu vermeiden. Solange ein zugefrorenes Gewässer nicht offiziell freigegeben ist, darf es von niemandem betreten werden. Insbesondere Eltern sollten ihre Kinder eindringlich davor warnen, für eine scheinbar vergnügliche Rutschpartie das Leben zu riskieren.

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