Stadt appelliert an das Gewissen der Radfahrer

Bernkastel-Kues · Dass man sich mit Verboten selten Freunde schafft, ist normal. Dass etwas erst erlaubt, dann verboten und nun probeweise auf Zeit mit dem Hoffen auf ein Einsehen der Bürger wieder erlaubt werden soll, ist ungewöhnlich: Der Stadtrat hat beschlossen, die Fußgängerzone in Bernkastel für Radfahrer wieder freizugeben.

 Vorbild Sylt: Ein Schild wie dieses, das Robert Wies (FDP) auf Westerland/Sylt gesehen hat, soll nun auch in Bernkastel-Kues an das Gewissen der Radfahrer appellieren. Foto: privat

Vorbild Sylt: Ein Schild wie dieses, das Robert Wies (FDP) auf Westerland/Sylt gesehen hat, soll nun auch in Bernkastel-Kues an das Gewissen der Radfahrer appellieren. Foto: privat

Bernkastel-Kues. Ungewöhnliche Wege will der Stadtrat Bernkastel-Kues beim Thema Radfahren in der Innenstadt gehen: Einstimmig beschlossen die Mitglieder auf ihrer jüngsten Sitzung mit einem Schild, das Robert Wies (FDP) auf Westerland/Sylt gesehen hat, auch an der Mosel den Versuch zu starten, erst mal nur an das Gewissen der Radler zu appellieren. "Vernünftige fahren hier nicht mit dem Rad. Anderen ist es verboten. Stadt Westerland - Die Bürgermeisterin" heißt es hier. "Das ist nicht wieder gleich ein typisch deutsches Verbotsschild", so Wies. Auch ihn habe es vor Jahren zum Nachdenken angeregt, als er im Urlaub war, und nach seinen Angaben habe das dort auch gefruchtet.
Dieser Empfehlung vorangegangen war eine durchaus kontroverse Debatte. "Ein komplettes Fahrradverbot ist nicht akzeptabel", stellte Marc Spaniol (CDU) klar.
Lothar Marmann (Unabhängige Bürgerunion) ärgerte sich: "Wir werben hier für Fahrradtourismus und sagen, wie fahrradfreundlich wir sind - dann ist so eine Maßnahme komplett kontraproduktiv." In einer Fußgängerzone dürften Fußgänger nicht behindert werden, und wenn man vorsichtig fahre, wäre das ja kein Problem, merkte der Polizist noch an.
Radfahren in der Innenstadt wird zum heißen Diskussionsthema, es gibt viele unterschiedliche Ansichten. Nachdem in der Fußgängerzone das Radeln komplett verboten wurde (der TV berichtete), leitet die Stadt mit dieser "moderaten Weise", wie Stadtbürgermeister Wolfgang Port betonte, nun die Debatte des Für und Wider ein. Port stellte klar: "Die Ordnungsbehörde hatte uns aufgefordert, etwas zu machen, deshalb ist es zu der Sperrung gekommen. Außerdem ist in der Liste der Beschwerde-Top-Ten der Touristen das Radeln in der City auf Rang zwei."
Keine breiten Mehrheiten


Port verwies erneut darauf, dass die Maßnahme vor allem für die Hauptsaison und für die zahlreichen Radtouristen gedacht sei. Der Unmut, der bei Bernkasteler Eltern aufkam, die sich vor allem darüber ärgern, dass ihre Schulkinder nun Umwege in Kauf nehmen müssen, war ein Stein des Anstoßes. "Ich tue mich vor allem schwer damit, für die Leute, die hier wohnen, ein Fahrradverbot auszusprechen", so auch Hans Rothschenk.
Dass man hier keine breiten Mehrheiten auf keiner Seite finden würde, wollte Port nochmals unterstreichen, deshalb müsse ein tragfähiger Konsens her. "Diejenigen, die mit Karacho durch die Stadt fahren, müssen wir zur Ordnung rufen. Wenn alle Ratsmitglieder und die Ordnungsbehörden nun einmal dieses Testjahr mit dem freundlichen Schild abwarten, dann können wir uns immer noch anders entscheiden."Extra

Bis Mitte März konnten Radler durch die Fußgängerzone - ein Schild erlaubte es ihnen. Dann wurde dieses entfernt und somit per Gesetz Zweiräder verboten. 15 bis 30 Euro Bußgeld kann gegen einen Fahrradfahrer verhängt werden, wenn er nicht schiebt beziehungsweise dann, wenn er Fußgänger behindert oder sich etwa den Weg durch Klingeln freimachen will. Nun will die Stadt mit einem freundlichen Hinweisschild Fahrradfahren für einen Probezeitraum wieder erlauben und dann gegebenenfalls neu beraten. jo

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort