Stadt beendet Verkehrstest am Donnerstag

Wittlich · Die Polizei hat mit ihren Sicherheitsbedenken wegen der Teilsperrung der Kurfürstenstraße bei der Stadt Erfolg gehabt. Bürgermeister Joachim Rodenkirch zieht das Ende des Verkehrstests vor. Das ist das Ergebnis des gestrigen Treffens der Stadtspitze mit der Leiterin der Polizeiinspektion Wittlich, Caroline Schug.

Wittlich. Am kommenden Donnerstag ist Schluss: Dann gibt es wieder freie Fahrt in der Wittlicher Kurfürstenstraße. Die Stadtverwaltung zieht die Messung der Verkehrsströme, die sich durch die Teilsperrung der Kurfürstenstraße umverteilen sollten, zum frühestmöglichen Zeitpunkt vor. Der umstrittene Versuch endet damit eineinhalb Wochen früher als geplant. Am Donnerstag hat Caroline Schug, Leiterin der Polizeiinspektion (PI) Wittlich, bei der Stadtverwaltung vorgesprochen. Und die hat reagiert. Hans-Jürgen Riemann, stellvertretender Leiter der PI, hatte zuvor schriftlich darum gebeten, die Verwaltung solle prüfen, ob der Test nicht umgehend abgebrochen werden kann. Er sagte auf TV-Nachfrage: "Die Beschwerden häufen sich und nach unseren Feststellungen ist es gefährlich."
Seit mehr als drei Wochen ist die Hauptdurchgangsstraße in Höhe des Einkaufszentrums teilgesperrt. Denn langfristig wollte die Stadt diesen Bereich verkehrsberuhigen und herausfinden, wohin der Verkehr dann ausweicht (der TV berichtete). Bürgermeister Joachim Rodenkirch sagt: "Die Erkenntnis ist schon mal da, dass die Shared-Space-Variante womöglich nicht akzeptiert wird." Denn viele ignorieren die Sperrung und fahren geradeaus weiter. Hans-Jürgen Riemann sagt: "Jetzt weiß jeder, er schafft es irgendwie da durch. Selbst Lieferwagen machen das. Es ist besonders gefährlich, weil dafür beschleunigt wird. Das kann man so nicht lassen. In dieser Form ist der Versuch aus unserer Sicht nicht mehr tragbar." Besonders kritisch sei es am Fußgängerüberweg. Dort könnten Kinder übersehen werden, weil sie durch die Absperrungen verdeckt sind. Das wird geändert. Caroline Schug: "Eine Absperrung wird vorgezogen und abgeschrägt, sodass die Sicht auf den Zebrastreifen besser ist." Außerdem kommt ein Zusatzschild, um die Situation zu klären. Sie appelliert: "Die Polizei ruft die Bevölkerung dazu auf, sich jetzt noch an die vorgeschriebene Beschilderung zu halten."
Ein früherer Abbruch des Tests ist nicht möglich, da noch eine Verkehrszählung aussteht. Die wird jetzt vorgezogen. Ohne die Zählung hätte die Verwaltung keinerlei Erkenntnis, wie sich der Verkehr verteilt. Denn es war nur eine Zählung über 24 Stunden zum Testende geplant, die nun bereits am Mittwoch sein soll. "Dann wissen wir, wie viele tatsächlich noch durch die Kurfürstenstraße fahren und wohin sonst", sagt der Bürgermeister. Und: "Dann ist die Situation klarer." Er sagt auch: "Eine Erkenntnis ist wohl: Der Verkehrsteilnehmer lässt sich nicht so lenken, wie es jemand am Reißbrett entwirft. Ich sehe das völlig wertfrei. Aber ich muss feststellen, dass die Leute sich anders verhalten. Wenn Dinge nicht gehen, gehen sie halt nicht. Aber der Versuch dient ja höheren Zielen."
Meinung

Guter Kompromiss
Dass man der Stadt in Sachen Verkehrsversuch noch gratulieren kann, das hätte bis Donnerstagnachmittag wohl niemand gedacht. Dass Bürgermeister Joachim Rodenkirch nicht an einem Durchmarsch bis zum Schluss festhält, sondern den Test, der von Beginn an unter einem unglücklichen Stern stand, zum frühstmöglichen Zeitpunkt abbricht, ist gut. Dass alles so kommt, wie es gekommen ist, konnte keiner vorhersehen. Der Test hat gezeigt: Was auf dem Papier funktionieren sollte, kann in der Realität aus dem Ruder laufen. Die Stadtverwaltung hat einen ungewöhnlichen Weg gewählt, nämlich einen Versuch. Das war prinzipiell gut. Was wäre gewesen, wenn ein endgültiger Beschluss hinter dem Ganzen gestanden hätte? Einen Test dagegen kann man abbrechen. Das passiert jetzt. Es ist immer ein Zeichen von Stärke, wenn man etwas geraderückt, was schief läuft. Das stärkt auch das Vertrauen der Bürger, und das ist wichtig. s.suennen@volksfreund.de

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