Stadt verschiebt Sperrung der Kurfürstenstraße

Wittlich · In der Nachbarschaft der Kurfürstenstraße fürchten Anwohner den Verkehrskollaps. Dort gibt es zu viel Verkehr, der neue Wege finden soll - womöglich in die Wohngebiete. So soll das Stück zwischen Einkaufszentrum und Fürstenhof probeweise für den Durchgangsverkehr teilgesperrt werden. Dagegen protestieren mehr als 170 Menschen per Unterschrift. Die Sperrung wird nun bis zum Herbst verschoben.

Wittlich. Vor den Sommerferien hat es Anwohnern zwischen Sehlemet und Beethovenstraße in Wittlich gegraut. Dann sollte eine probeweise Teilsperrung der Kurfürstenstraße zeigen, welche neuen Wege sich der Verkehr sucht. Immerhin 12 300 Fahrzeuge inklusive Zweiräder, so eine aktuelle Zählung, passieren täglich das Teilstück zwischen dem Einkaufszentrum Schloßgalerie und dem Parkplatz vor dem Fürstenhof.
Das sind zu viele. Rund 5000 Fahrzeuge wären besser. Wie genau man dieses Ziel erreichen kann, weiß keiner. Deshalb hat sich die Stadtverwaltung entschlossen, auf eine Art Verkehrslabor zu setzen. Die Idee: Das Stück Kurfürstenstraße zwischen Verbandsgemeindeverwaltung Wittlich-Land und Einkaufszentrum Schloßgalerie wird für den Durchgangsverkehr unattraktiv gemacht. Die Straße soll dort provisorisch teilgesperrt werden. Wer unbedingt will, kann zwar über den dann entsprechend umgestalteten Parkplatz Oberstadt vor dem Fürstenhof die Teilsperrung umkurven, aber das ist nicht gerade attraktiv.
Attraktiv finden die Anwohner etwa im Sehlemet auch nicht, dass womöglich mancher versuchen wird, seinen Weg durch ihr Wohngebiet zu suchen. Mehr als 170 Unterschriften haben sie deshalb bereits gesammelt, und sie fordern eine Bürgerversammlung. Ihre Befürchtung: Aus "Nebenstraßen in angestammten Wohngebieten sollen Hauptverkehrsadern" werden. Die Folge aus Anwohnersicht: "eine chronisch lärmbedingte Gesundheitsgefährdung der dort ansässigen Bevölkerung sowie eine ständige Unfallgefahr für Schul- und Kindergartenkinder".
Bürgermeister Joachim Rodenkirch sagt auf TV-Nachfrage: "Es soll kein Verkehr in die Wohngebiete geleitet werden." Sollte der Test aber eben das ergeben, "dann müssen wir neu überlegen." Außerdem sei der Start jetzt verschoben worden. In den Sommerferien bleibt noch allen beim Alten. Aktuell plane man, mit der Teilsperrung in den Herbstferien zu beginnen. Dauer: Von Dienstag, 4. Oktober, bis Montag, 14. November. Bewusst falle der Beginn in die Ferienzeit, in der weniger Verkehr herrscht. Joachim Rodenkirch: "In der Anlaufphase werden sich gewisse Dinge umstellen müssen, deshalb wird nicht unter Volllast begonnen." Das heißt: Ohne den Schulbetrieb sollen sich die Autofahrer erst einen Weg suchen. Wo sie tatsächlich fahren, soll dann unter Volllast, also nach den Ferien, gezählt werden. Rodenkirch sagt weiter: "Mit dem Test ist nicht gesagt, dass das endgültig so gemacht werden soll. Wir wollen messen und dann ist erst der richtig Zeitpunkt, darüber zu diskutieren."
Als Grund für die Verschiebung nennt der Bürgermeister die derzeit noch andauernde Sperrung der L 52 im Grünewald und die Aussicht, dass womöglich bis zu den Herbstferien die Ortsumgehung Wengerohr fertig sei. So könne der Probelauf unter realistischen Bedingungen stattfinden.
Rodenkirch kündigt an, nach der Sommerpause eine Infoveranstaltung für die Bürger anzubieten - bevor der Test, der übrigens von der Uni Trier begleitet werden soll, beginnt. Er glaubt: "Es fährt ja keiner ohne Not in den Sehlemet herein. Und wir wollen gar nichts umleiten, sondern sehen: Wie reagieren die Menschen? Wie fahren sie dann?" Klar ist: Ziel ist eine Kurfürstenstraße ohne Durchgangsverkehr. sosMeinung

Ein Mann, ein Wort
Immerhin besser als sogleich Tatsachen zu schaffen, ist der Feldversuch allemal. Tatsache ist auch, dass die Verwaltung keine Umleitungsstrecken vorschreiben will. Jeder soll selbst ausprobieren, wie er am besten vorankommt. Der Bürgermeister hat jetzt zugesagt, dass der Verkehr auf jeden Fall nicht die Wohngebiete belasten soll. Ob aber nicht doch mancher genau diesen, weil kürzesten Weg ausprobiert, kann keiner sagen. Die Anwohner werden es merken. Sie haben schon jetzt deutlich gemacht, dass sie das keinesfalls hinnehmen werden. Sie werden den Bürgermeister an sein Wort erinnern. Und man kann sagen was man will: Der Test ist letzendlich ein Akt der Hilfslosigkeit. Tatsache ist aber auch: In den Sommerferien 2009 war dieser Bereich wegen Arbeiten für das Einkaufszentrum bereits einmal gesperrt. Ein Verkehrskollaps ist damals ausgeblieben. Wie das außerhalb der Ferienzeit gewesen wäre, ist unbekannt. s.suennen@volksfreund.de

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