Stadt will Gewerbeverein mit im Boot

Traben-Trarbach · Wie geht es mit dem Mosel-Wein-Nachts-Markt in Traben-Trarbach weiter? Nachdem mehrere Betriebe ihre finanzielle Unterstützung aufgekündigt hatten, sah es eher düster aus. Jetzt denkt der Gewerbeverein auf Wunsch der Stadt darüber nach, die Veranstaltung zu stemmen.

 Unter der Oberfläche Traben-Trarbachs brodelt es heftig. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Unter der Oberfläche Traben-Trarbachs brodelt es heftig. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Traben-Trarbach. Veranstaltungen wie der Mosel-Wein-Nachts-Markt sollten von externen Dritten auf die Beine gestellt werden - zum Beispiel Gewerbevereinen. So schreibt es die Kommunalaufsicht in ihrem Prüfbericht zu der Veranstaltung, die im vorigen Jahr ihre Premiere feierte und an dem sich seitdem die Gemüter in der Stadt scheiden. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Denn Mitte Juni hatten mehrere Unternehmer - eine offizielle Liste mit den Namen gibt es nicht - ihre finanzielle Unterstützung des Markts infrage gestellt. Sie hatten sich über die Äußerung von CDU-Fraktionssprecherin Jutta Schneider geärgert, die in der Stadtratssitzung von der Errichtung eines oligarchischen Systems sprach, "in dem eine Handvoll Männer die Interessen der Stadt in ihrem Sinne und zu ihrem Vorteil lenken" (der TV berichtete). Das wurde als Andeutung auf in der Stadt ansässige Unternehmer verstanden.
Werde diese Aussage aus dem Weg geräumt, stünden die Betriebe sicherlich zu jedem Gespräch zur Verfügung, sagte gestern Sebastian Bodensteiner (Event-Agentur Spektralwerk) - ohne für alle anderen Firmen sprechen zu wollen. Man wolle gerne etwas mit voranbringen. Das wünscht sich auch die Stadt. Nach der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises Mosel-Wein-Nachts-Markt, dem Vertreter aller Fraktionen im Stadtrat angehören, erklärt Stadtchefin Heide Pönnighaus, man biete dem Gewerbeverein die Ausrichtung der Veranstaltung an. Gleichzeitig gebe es Unterstützung von der Stadt "im Rahmen ihrer Möglichkeiten". Die Organisation der begleitenden kulturellen Veranstaltungen sei ohnehin weitgehend abgeschlossen. Vorbild sei Bernkastel-Kues, wo der Werbekreis seit vielen Jahren den Weihnachtsmarkt mit der Stadt ausrichtet.
Der Gewerbeverein, dessen neuer Vorstand am Montagabend zum ersten Mal beraten hat, teilt dem TV mit, er könne wegen der kurzfristigen Anfrage noch keine Antwort geben. "Wir werden alle Mitglieder anschreiben und um Stellungnahme bitten", sagt Vorsitzender Elmar Hilgers (PC-Klinik). Innerhalb der nächsten 14 Tage soll darüber entschieden werden, ob der Verein die Organisation übernimmt. Zu den neuen Vorstandsmitgliedern zählt Matthias Holzmann, ehemaliger Leiter der Tourist-Info und damit Organisator des ersten Wein-Nachts-Markts.
Matthias Ganter, Geschäftsführer des Moselschlösschens und Inhaber des Hotels Bellevue, spricht von einem großen Interesse an einer Einigung. "Wir sind auf jeden Fall diskussionsbereit. Es geht nicht darum, dass einzelne Betriebe Gewinn machen, sondern darum, dass die Menschen nach Traben-Trarbach kommen."
Und welche Folgen hat der Prüfbericht der Kreisverwaltung, der vor allem unklare Verantwortlichkeiten, die Missachtung von Vergabe-Richtlinien und aus dem Ruder laufende Kosten kritisiert hat? "Die Bürgermeisterin hat mit Unterstützung der Verbandsgemeinde die notwendigen Folgerungen aus dem Prüfungsergebnis zu ziehen", heißt es aus Wittlich. Die Kommunalaufsicht informiere sich über den Stand der Umsetzung regelmäßig, erstmals Ende August.
Sollte es in diesem Jahr wieder einen Wein-Nachts-Markt geben? Stimmen Sie ab unter www.volksfreund.de
Extra

Allein dem Gewerbe habe der Wein-Nachts-Markt Nettoeinnahmen von 1,15 Millionen Euro beschert, argumentiert Matthias Holzmann. Die 42 750 Tagesgäste hätten bei Ausgaben von im Schnitt netto 23,53 Euro insgesamt gut eine Million Euro eingebracht, die 2250 Hotelgäste bei Ausgaben von 65 Euro pro Tag gut 146 000 Euro. Der Stadt selbst seien Steuern von gut 28 000 Euro zugutegekommen. Zudem profitiere sie von den Mehrwertsteuern. Anhand der Wertschöpfung ließe sich errechnen, dass damit 74 Vollzeit-Arbeitsplätze für ein Jahr gesichert oder geschaffen wurden. Somit sei nicht unnötig Steuergeld ausgegeben worden, sagt Holzmann. Laut Statistischem Landesamt sind die Gästezahlen im Dezember 2011, als der erste Wein-Nachts-Markt lief, aber nicht höher gewesen als im Vorjahr. Im Dezember 2010 wurden demnach 2910 Gäste in der VG und 2407 in der Stadt gezählt, 2011 waren es 2714 in der VG und 2239 in der Stadt - also jeweils etwa sieben Prozent weniger. Die Zahl der Übernachtungen war in der VG knapp acht und in der Stadt um fünf Prozent niedriger als im Vorjahr. Allerdings war beispielsweise das Moselschlösschen wegen Renovierung geschlossen. uq

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