Einen kostenlosen Parkplatz zu ergattern, das ist in Wittlich nicht schwer. Zentrumsnah liegen 1475 Stück. Zählt man alle weiteren im städtischen Besitz dazu, wie die 400 am Sportzentrum, 385 in den Stadtteilen, davon 250 auf dem Park&Ride-Platz am Bahnhof, kommt man auf kostenfreien Platz für 2220 Wagen in ganz Wittlich.

Wer allerdings direkt im Stadtkern aus dem Wagen steigen will, gerät womöglich auf einen der 255 gebührenpflichtigen Plätze von Schlossplatz bis Himmeroder Straße. Sie sind Einnahmequelle für den städtischen Hauhaltsposten "Parkplätze": 65 000 Euro kalkuliert die Stadtverwaltung an Gebühren auf der einen Seite. Sie investiert allerdings auch in deren Unterhalt für Reparaturen, Reinigung, Grünanlagen. Das kostet 136.000 Euro im Jahr. Bleibt unterm Strich ein jährliches Minus von 71 000 Euro.

Und Investitionen stehen an: Dafür stehen immerhin 700 000 Euro für dieses Jahr im Haushalt. Damit soll der Parkplatz Oberstadt zwischen Fürstenhof und Schlossgalerie umgestaltet werden (der TV berichtete). Ausgegeben wird das Geld aber vermutlich noch nicht in 2010. Denn es ist noch unklar, wie genau der Platz in Zukunft aussehen soll. Ein Grund ist der Rathausneubau nebst eigener Tiefgarage. Außerdem ist zu klären, wie der Verkehr künftig überhaupt in diesem Bereich fließen soll. Unter anderem wird überlegt, die Kürfürstenstraße entlang des Einkaufszentrums Schlossgalerie zum verkehrsberuhigten Bereich zu machen und den Parkplatz durch eine neue Zufahrt zu erschließen (der TV berichtete). Auswirkungen des neuen Einkaufszentrums auf den Platz selbst gibt es schon: Parkraum ist Mangelware, denn die Kunden parken lieber auf dem kostenlosen Platz der Stadt direkt gegenüber.

Auf dem kostenpflichtigen Parkdeck der Schlossgalerie ist dagegen meist viel Platz. Denkt die Stadtverwaltung deshalb womöglich darüber nach, nach einer Neugestaltung des städtischen Geländes Gebühren fürs Parken zu erheben? Dazu sagt Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung: "Das muss politisch diskutiert werden. Die Erfahrungen mit dem Parkdeck auf der Schlossgalerie zeigen, dass solange kostenfreie Parkflächen bereitstehen, keine gebührenpflichtigen Einrichtungen funktionieren."

Generell profitieren alle Geschäfte von Wittlichs Grundsatz: Auf großen Parkplätzen kostet das Parken nichts. Umgekehrt fließt allerdings auch Geld in den städtischen Haushalt, wenn ein Geschäft auf eigenem Gelände keinen Parkplatz anbieten kann. Je fehlendem Stellplatz sind in der Stadtmitte 4578 Euro zu zahlen. Die Einnahmen sind laut Ulrich Jacoby unterschiedlich: 2008 waren es 45 700 Euro, 2009 41 200 Euro. Von 2001 bis 2007 wurden keine Beiträge gezahlt. Bleibt noch die Frage nach den "Knöllchen", auch wenn diese Einnahmen nicht in den städtischen Topf "Parkplätze" fließen: 2009 hat die Stadt 67 000 Euro an Verwarnungsgeldern eingenommen.

Extra Blick nach Bitburg: Bitburg hat 1133 Plätze in der Kernstadt, 386 in zwei Parkhäusern und einer Tiefgarage (sie werden von den Stadtwerken bewirtschaftet) und 583 ringsum. Von insgesamt 2102 Plätzen sind 1314 gebührenfrei, allerdings teilweise mit zeitlicher Begrenzung. Komplett gebührenfrei und das ohne Zeitlimit, vergleichbar mit dem Wittlicher Parkplatz Zentrum am Rommelsbach oder Oberstadt, sind davon 716. Gebührenpflichtig sind 788. Ohne Tiefgarage und die zwei Parkhäuser in Stadtwerke-Verwaltung macht die Stadt Bitburg nach den von ihr vorgelegten Zahlen einen Gewinn von 26 Euro pro Parkplatz, das wären 44 616 Euro.