Stadtrat will Landespolitik machen

In einer Art Resolution fordert der Stadtrat, dass die Kurfürst-Balduin-Realschule in Wittlich Integrierte Gesamtschule (IGS) wird, sodass dort alle Abschlüsse inklusive Abitur möglich würden. Zuständig sind Kreis und Land. Letzteres ist bislang dagegen.

 Nach dem Willen des Kreistags Bernkastel-Wittlich soll aus der Kurfürst-Balduin-Realschule in Wittlich eine Ganztagesschule und dann eine Integrierte Gesamtschule werden. Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Nach dem Willen des Kreistags Bernkastel-Wittlich soll aus der Kurfürst-Balduin-Realschule in Wittlich eine Ganztagesschule und dann eine Integrierte Gesamtschule werden. Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Wittlich. Hat die Stimme des Stadtrates Gewicht, wenn es um Schulen geht, die gar nicht in Trägerschaft der Stadt sind? Im Fall der Kurfürst-Balduin-Realschule sind die Lokalpolitiker überzeugt, dass sie mit einer Art Resolution Gehör finden werden. Auf Antrag der FDP-Fraktion haben sie folgenden Beschluss gefasst: "Der Stadtrat setzt sich für die Sicherung und den Ausbau des Schulstandortes Wittlich, insbesondere für die Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule an der Kurfürst-Balduin-Realschule ein."

Bürgermeister Joachim Rodenkirch sagte: "Das ist ein positives Signal, wenn der Rat der Stadt Wittlich ein solches Votum trifft und wir das gegenüber dem Ministerium zum Ausdruck bringen, auch wenn wir nicht Träger sind." Immerhin sei man Standort der weiterführenden Schulen. Auch wenn die Räte wissen, dass ihr Beschluss eher symbolisch den Rücken der Realschule stärkt, gab es kein einstimmiges Votum sondern zwei Nein-Stimmen und eine Enthaltung. Außerdem strich man die Forderung zusammen: Der im Sozialausschuss vorberatende Beschlussvorschlag musste um die Passage gekürzt werden, der Stadtrat setze sich auch für "Ganztagsschulen an allen Schulen mit qualifiziertem Unterricht ein." Das fällt weg. So bleibt es bei einer Resolution aus einem Satz. Ein kurzer Appell, der, wie es Joachim Gerke (SPD) formulierte, "eigentlich ein Symbol ist, das sich an Land, Kreis und in Richtung Eltern richtet". Elfriede Meurer (CDU) sagte: "Es ist ja nichts anderes als das, was die entsprechenden Gremien und die Schulen wollen: Das unterstützt der Rat auch." Für die FDP, die den Antrag initiiert hatte, sagte Karl-Heinz Grünfelder, die Schüler würden derzeit "von Wittlich weggelockt", "die Eltern sind genötigt ihre Kinder an anderen Schulen anzumelden, damit wird auch der Konsum umgelenkt", was einen Kaufkraftverlust für Wittlich zur Folge habe. Und: "Was Wittlich zu bieten hat, sind überfüllte Gymnasien. Was fehlt, ist die IGS und ein Angebot von Ganztagsschulen." Für die Realschule Plus und die Kurfürst-Balduin-Realschule sprachen kurz die beiden Schulleiterinnen im Stadtrat. Sie kamen gerade von einem Schulleitertreffen und betonten, die volle Unterstützung aller dafür zu haben, dass Wittlich eine IGS als dritte Säule bekomme. Das passe gut in das Gesamtgefüge der Schulen und könne die derzeitige Situation entzerren und gleichzeitig bereichern. Das Land hat die IGS bisher abgelehnt.

Meinung

Couragiert ist anders

Endlich klinkt sich die Stadt in die Schulpolitik ein. Auch wenn sie nicht zuständig ist, hätte sie sich längst Gehör verschaffen, deutlich ihre Meinung sagen können. Aber eine Meinung hatte der Stadtrat noch nicht, als die FDP Anfang Dezember ihren Antrag stellte. Gründlich beraten wollten sich die Lokalpolitiker erst mal im Sozialausschuss. Das ging erstaunlich schnell. Dort kam eine Beschlussvorlage mit zwei Punkten zustande: Pro IGS und pro Ganztagsschulen ist der Stadtrat. Wenn dann vor dem offiziellen Beschluss wieder die Hälfte gestrichen werden muss, weil man Angst vor der eigenen Courage hat, ist das keine Glanzleistung. s.suennen@volksfreund.de

Extra Wittlichs Schulen: Einst kamen nach der Grundschulzeit Hauptschule, Realschule oder Gymnasium. Bis auf letztere Schulform, die in Wittlich durch Peter-Wust-Gymnasium und Cusanus-Gymnasium vertreten ist, gibt es das alte Modell nicht mehr. Die Hauptschule, zwischenzeitlich Duale Oberschule, ist heute eine Realschule plus. Die Kurfürst-Balduin-Realschule, die wie landesweit gewünscht ab dem Schuljahr 2013/14 keine Realschule mehr sein darf, will Integrierte Gesamtschule werden - und auch Ganztagsschule, allerdings sind bisherige Anträge allesamt am Nein des Landes gescheitert. Ein Grund: Erst soll abgewartet werden, wie sich die neue IGS Salmtal entwickelt. (sos)

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