Städte bekämpfen Ratten mit Gift

Traben-Trarbach/Wittlich · Ratten: Sie tummeln sich unter den Straßen in der Kanalisation. Trotz alter Ortskerne und der Nähe zur Mosel herrscht im Kreis Bernkastel-Wittlich keine Plage. Die Städte sagen den Nagern regelmäßig den Kampf an und halten so die Populationen in Schach.

Traben-Trarbach/Wittlich. Mit der Pfeife, wie der Rattenfänger von Hameln in der Sage der Brüder Grimm, rückt Thomas Augustin den Ratten nicht zu Leibe. Er nimmt dafür Giftköder. 800 Stück hat der Chef eines Schädlingsbekämpfungs-Unternehmens aus Morbach vergangene Woche in Traben-Trarbach und Enkirch ausgelegt. Der Auftrag kam von der Verbandsgemeinde. "Wir haben derzeit keine Probleme mit Ratten", erklärt Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber. "Die Tiere können aber zu einem Thema werden, wenn nicht regelmäßig vorbeugend etwas unternommen wird." Einmal im Jahr werden in Traben-Trarbach deshalb Köder ausgelegt. Der finanzielle Aufwand dafür: 2500 Euro.
Damit sich nicht zu viele Ratten in den Schächten tummeln, sagen auch die anderen Städte im Kreis den Tieren regelmäßig den Kampf an. Morbach zum Beispiel. Bürgermeister Andreas Hackethal erklärt: "Bei uns hat sich eine Rotation bewährt. Wir legen in geraden Jahren in einer Hälfte der Kanäle Köder aus, in ungeraden Jahren in der anderen Hälfte." Auch in Wittlich geht es den Nagern jährlich an den Kragen: Etwa 1350 Köder werden pro Jahr ausgelegt. Die Kosten dafür beziffert die Stadt auf 5000 Euro.
Die Verwaltungen werden auch dann tätig, wenn sie Hinweise aus der Bevölkerung erhalten. So wie beispielsweise vor zwei Jahren in der Ortsgemeinde Karl (VG Manderscheid). "Wir hatten wiederholt Hinweise, dass sich Ratten im Kanalsystem aufhalten", sagt Günter Weins, Leiter der Verbandsgemeindewerke Manderscheid. "Wir haben dann Giftköder ausgelegt. Die Aktion hat uns etwa 250 Euro gekostet." Seit die Kanalleitungen in den Ortsgemeinden und der Stadt Manderscheid erneuert worden seien, wären auch die Nager verschwunden, meint Weins.
Auch in Bernkastel-Kues gebe es derzeit kein Rattenproblem, teilt Wolfgang Hauth, Leiter der Verbandsgemeindewerke mit. Einmal im Jahr beauftrage man ein Unternehmen mit der vorsorglichen Bekämpfung der Tiere. "Dann werden in der Stadt und in acht weiteren Moselgemeinden etwa 1500 Köder ausgelegt." Das koste insgesamt etwa 4000 Euro, der Anteil für die Stadt betrage 1000 Euro.
Wie die Rattenbekämpfung genau funktioniert, erklärt Schädlingsbekämpfer Augustin: "Man sagt den Tieren eine gewisse Intelligenz nach. Wenn eine Ratte sofort stirbt, nachdem sie einen Köder gefressen hat, merken das ihre Artgenossen und rühren das Zeug nicht mehr an. Deshalb verwenden wir Giftköder mit Blutgerinnungshemmer. So werden die Tiere nicht misstrauisch." Denn die Ratte stirbt erst etwa drei Tage, nachdem sie das Gift gefressen hat.
Um seine Köder loszuwerden, muss Augustin aber nicht in die Tiefen der Kanalisation vordringen. Er lässt die Quaderblöcke, etwa so groß wie zwei Zigarettenschachteln, durch die Kanalöffnungen an einer Kunststoffkordel in die Schächte hinunter.
"Die Köder, die nicht gefressen werden, weil der Befall ja nicht überall gleich ist, zerfallen aufgrund der Feuchtigkeit, da es sich um ein Getreideprodukt handelt. Wir kontrollieren aber auch nach." Die toten Tiere landen dann mit anderen Feststoffen im Abwasser in den Kläranlagen.
Augustin, der viele Kunden im Kreis hat, aber auch deutschlandweit unterwegs ist, sagt: "Es gibt hier keine Rattenepidemie, das sind reine Vorbeugungsmaßnahmen." Diese seien aber wichtig. "Wo Wasserläufe sind, was ja an der Mosel der Fall ist, und wo es alte Ortskerne und viele Lebensmittelbetriebe vor allem wegen des Tourismus gibt, da ist es schon notwendig, dass man das macht."
Wie viele Ratten in der Region unterwegs sind, kann auch er nicht sagen. "Auf Statistiken, die von zwei Ratten pro Einwohner reden, lasse ich mich nicht ein. Dafür gibt es einfach keine Grundlage."

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Wo Ratten nichts zu fressen finden, bleiben sie nicht. Deshalb kann jeder Einzelne etwas tun. Die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach gibt Tipps: Lebensmittel sollten in sicheren Behältnissen gelagert werden. Restmüll darf nur in die dafür vorgesehenen Abfalltonnen geworfen werden. Wertstoffe wie Folien, Becher oder Behältnisse, in denen Speisen eingepackt waren, sollten sauber und ohne Inhaltsreste gelagert werden. Brach liegende Grundstücke sollten von dichtem Bewuchs befreit werden. Kanalschächte im Keller sollten mit einem Rost verschlossen werden. Speisereste dürfen nicht über die Toilette oder das Waschbecken in die Kanalisation gebracht werden. eibExtra: Nachricht für Kinder

Ratten als Haustiere: Freilebend können Ratten zu einem Problem werden. Wird gegen die wilden Tiere nichts unternommen, können sie sich stark vermehren. Sie richten dann nicht nur Schäden an, sondern übertragen auch Krankheiten. Die Kommunen sind deshalb sogar verpflichtet, die Population der Tiere im Auge zu behalten. Es gibt aber auch viele Menschen, die finden Ratten so toll, dass sie sie als Haustiere halten. Sie sollten aber nicht alleine gehalten werden: Ratten lieben Gesellschaft. Manch einer ekelt sich vor dem Schwanz, der aussieht, als wäre er nackt. Das ist er aber gar nicht. Er besitzt ganz viele Schuppenreihen, aus denen Haare wachsen. Die funktionieren wie Antennen, die als Orientierungshilfe dienen. Mit ihrem Schwanz kann die Ratte sich beim Klettern abstützen und so die Balance halten. Das ist doch ziemlich praktisch, oder? eib

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