Standfest im Orkan

EISENSCHMITT. (ger) Das Herreskapellchen oberhalb von Eisenschmitt auf der Höhe in Richtung Manderscheid ist Teil des dörflichen Lebens, obwohl es in Privatbesitz ist. Seit mehr als einem Jahrhundert wird es als Anlaufpunkt gerne genutzt.

Da steckt mehr dahinter als nur Interesse an einem Kulturdenkmal. "Wir selber haben erfahren, dass wir Hilfe von der Muttergottes bekommen haben", erzählt Lisbeth Herres aus Eisenschmitt. Seit ihrer Heirat vor 48 Jahren, als sie nach Eisenschmitt gekommen ist, hegt und pflegt sie das Familienkapellchen. "Anno 1900 erbaute der Schmied Matthias Herres diese Kapelle zum Dank für Hilfe aus Krankheit und Not", so verkündet eine Schrifttafel. In der Zeit um 1890 war die Ehefrau des Kapellenerbauers schwer erkrankt. Wenn sie wieder gesunde, werde er ein Kapellchen errichten, gelobte Matthias Herres. Seither ist es für die Familie ein Herzensanliegen, das Kapellchen zu pflegen. Matthias war der Großvater von Heinz Herres, dem mittlerweile verstorbenen Mann von Lisbeth Herres. Fast wie neu renoviert und sauber gepflegt präsentiert sich die kleine Kapelle auf dem Berg mit imposantem Blick über das Salmtal. Peter Bros aus Eisenschmitt hat verwandtschaftliche Kontakte zur Familie des Kapellenerbauers. Er findet ebenfalls gerne den Weg zum Herreskapellchen. "Eine der Bittprozessionen hat in früheren Jahren den Weg von der Kirche unten im Salmtal hoch hinauf zum Kapellchen gefunden." Die Prozession gibt es mittlerweile nicht mehr. Aber geblieben ist die Anhänglichkeit der Eisenschmittner mit dem Herreskapellchen. Mindestens einmal wöchentlich findet Lisbeth Herres den Weg zum Kapellchen. Der Weg werde mit zunehmendem Alter immer beschwerlicher, aber dass mache ihr nichts aus, sagt sie. Sie verbindet mit dem Kapellchen viele Erinnerungen. Als 1990 der Orkan Wiebke im nahen Wald wütete und umherfliegende Bäume um die Kapelle umherwirbelten, sei das Kapellchen unversehrt geblieben. Nicht einmal eine Vase sei umgefallen. Dann entzündet Lisbeth Herres zwei Kerzen, wie sie sagt, für die Lebenden und Verstorbenen der Gemeinde, verschließt das schmiedeeiserne Schutzgitter und macht sich auf den Weg ins Tal.

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