Starke Stücke sind alt und langsam

OBERSCHEIDWEILER. Alt und sehr beliebt: Die Organisatoren selbst waren vom großen Andrang überrascht und druckten in aller Eile Urkunden und Steckbriefe nach: 110 alte Traktoren waren zum Stelldichein auf den Resäcker gekommen.

 Sohn Marcel darf schon mal üben: Das ist nur einer von 15 alten Traktoren im Hause Falter: Dieser Fordson von 1921 war das älteste Schaustück in Oberscheidweiler.Foto: Petra Geisbüsch

Sohn Marcel darf schon mal üben: Das ist nur einer von 15 alten Traktoren im Hause Falter: Dieser Fordson von 1921 war das älteste Schaustück in Oberscheidweiler.Foto: Petra Geisbüsch

Das sommerliche Resäckerfest gehört zur guten Tradition in Oberscheidweiler und wird abwechselnd von der Feuerwehr und den Möhnen ausgerichtet. Diesmal waren die Möhnen dran - zum Glück für Wolfgang Hayer. Der ist nämlich glücklich mit Claudia verheiratet, die im Möhnenvorstand kräftig die Werbetrommel rührte für das verrückte Hobby ihres Gatten: alte Traktoren.Und so kam es, dass sich auf dem Resäcker am vergangenen Wochenende nicht nur Menschen aus Oberscheidweiler tummelten, sondern Traktoren-Freaks aus der gesamten Region. Die Möhnen hatten ungeachtet der vielen Arbeit und der sengenden Hitze selbst ihren Spaß bei der Bewirtung solch illustrer Gäste.Prachtvolle Originale

"Es war viel Arbeit, aber wir haben sie gerne gemacht", sagte Astrid Bowert. Der Anfahrtsweg war oft weit und mühsam. Geduld muss so ein Sammler mitbringen, wenn er zu Oldtimer-Traktoren-Treffen fährt. Viele der alten Kisten bringen es auf Spitzengeschwindigkeiten um die 20 Stundenkilometer; die ältesten Modelle sind sogar noch langsamer. So startete Jürgen Wagner am frühen Morgen in Kasel bei Trier, um pünktlich um 14 Uhr zum Traktorenkorso in Oberscheidweiler zu sein. Sein Gespann hat Aufsehen auf der Straße erregt: Wagner vorne auf dem Hanomag R 27, Baujahr 1953, Fahrgeschwindigkeit um die 20 Stundenkilometer, auf dem mitgezogenen Hänger einen Lanz Typ 1906, Baujahr 1955. Prachtvolle Originale wie vieles, was am Sonntag auf dem Resäcker stand. Darunter auch ein "Straßendeutz", Baujahr 1941, wie Wagner auswendig weiß. "Den gab es in drei Ausführungen: für den Acker, für die Straße, und als Universalschlepper." Schausteller und Fuhrunternehmer hätten sie benötigt. Das älteste Modell hatte Josef Falter aus Großlittgen - Anfahrtsweg eine Stunde - mitgebracht: einen Amerikaner, Marke Fordson, 22 Pferdestärken, Spitze 11 Stundenkilometer, Baujahr 1921. Falter hatte wie viele hier seinen Sohn dabei. Denn auch das ganze Drumherum eines solchen Treffens macht Spaß. Gleich ums Eck hatten einige Eigentümer der Traktor-Veteranen in schmuck hergerichteten, ehemaligen Bauwagen übernachtet. Dort amüsierte sich auch Marcel Falter, dessen Vater stolzer Besitzer von 15 Altertümchen ist, von denen drei am Resäcker standen. Zu sehen gab es allerdings auch Modernes. Ein Teil der Schau war 50 Jahren Fendt-Traktoren gewidmet. Ebenso mit dabei: Gigantische Hochleistungsschlepper, geeignet für längere Transporte zum Beispiel von Güllefässern auch über die Straße, mit beachtlichen 300 PS.Das Schild, das am Resäcker vom ersten Oldtimer-Traktoren-Treffen kündete, hing an einem besonders raren Stück Fahrzeuggeschichte. Wolfgang Hayer: "Er ist einer der letzten existierenden Seilbagger." Die meisten Menschen wüssten gar nicht mehr, was das für ein Ding sei, so der Sammler. Ob man in Oberscheidweiler dieses Treffen wiederholen wolle? "Ja, vielleicht machen wir das in zwei Jahren wieder."

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