Startschuss mit Hindernissen

Unter großem Protest ist am Montag der Startschuss für den zweiten Bauabschnitt der Bundesstraße 50 neu gefallen. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee war zum geplanten Spatenstich angereist.

Platten. "Nein zum Gigantismus!", "Wir wollen eure Straße nicht, weil sie ins Herz der Mosel sticht": Die Plakate der Demonstranten sprechen eine eindeutige Sprache. Zahlreich sind sie zum Spatenstich für den Hochmoselübergang nach Platten gekommen. Das neue Straßenprojekt steht unter anderem wegen der Landschaftszerstörung in der Kritik. 300 bis 400 Leute drängen sich nach Schätzungen der Polizei vor dem Rednerpult, wo Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, Ministerpräsident Kurt Beck und Landesverkehrsminister Hendrik Hering sprechen sollen. Die Politiker kämpfen gegen das Pfeifkonzert und die Zwischenrufe an. "Ich kann es deutlich sehen und hören, dass es zu diesem Bauprojekt unterschiedliche Meinungen gibt", sagt Tiefensee. Die Entscheidung sei jedoch "eine demokratische und gute Entscheidung gewesen, und die gilt es zu respektieren". Die Moselbrücke sei wichtig für die Region und für Deutschland. 270 Millionen Euro investiere der Bund in das Bauvorhaben B 50 neu und den Hochmoselübergang. "Das ist gut angelegtes Geld, das sich vervielfachen wird", sagt Tiefensee. Arbeitsplätze würden gesichert. Ministerpräsident Beck greift diesen Aspekt ebenfalls auf. Rheinland-Pfalz solle sich einreihen in den "Reigen der europäischen Regionen". Das sei nur möglich, wenn die Region angebunden sei. Es sei ein großer Tag für Rheinland-Pfalz, Deutschland und Europa.

Dass die Umwelt "ein wichtiges Gut ist", betont Landesverkehrsminister Hering. Kein Straßenbauprojekt in Rheinland-Pfalz sei durch so viele ökologische Auswertungen begleitet worden. 35 Millionen Euro würden in Ausgleichsmaßnahmen investiert. Der Übergang werde das Moseltal und die Ortsdurchfahrten von Durchgangsverkehr befreien und Zukunftsperspektiven schaffen. Die Umsetzung bedeute "den wirtschaftlichen Durchbruch für Hahn, Eifel und Hunsrück". Auch der Tourismus werde profitieren.

Zum symbolischen Spatenstich, der durch einen Bagger ausgeführt werden sollte, kommt es letztendlich nicht: Zwei Demonstranten haben die Baggerschaufel in Beschlag genommen. Die Polizei verzichtet darauf, sie gewaltsam von dort zu entfernen. Im Vorfeld der Veranstaltung hatten sich Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken und Jutta Blatzheim-Roegler, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Verkehr, von den Grünen kritisch geäußert: Das Projekt werde "gegen den Willen der Bevölkerung und gegen die Vernunft durchgesetzt".

Meinung

Ein positives Signal

Der Hochmoselübergang ist ein Riesenprojekt, das die Region verändert. Daher ist es verständlich, dass Menschen sich Sorgen machen. Während jedoch in der Planung bereits viele Belange des Umweltschutzes und des Ausgleichs möglicher Schäden eingeflossen sind, werden von den Gegnern die Chancen, die die B 50neu der gesamten Region bringt, weitgehend ignoriert. Denn es ist nahezu ausgeschlossen, dass eine bessere Erreichbarkeit, selbst wenn diese mit einem punktuell sichtbaren Großbauwerk verbunden ist, dem Fremdenverkehr an der gesamten Mosel schaden wird. Das Gegenteil ist viel wahrscheinlicher. Ganz abgesehen davon, wertet die bessere Erreichbarkeit die Industriestandorte in Bitburg, Wittlich und Trier deutlich auf. Daher war der Startschuss für den Hochmosel-Übergang ein positives Signal für die Region. l.ross@volksfreund.de

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