Statt des Neubaus wächst nur das Gras

Bernkastel-Kues · Wann zieht die psychiatrische Abteilung vom Krankenhaus in Wittlich ins Krankenhaus nach Bernkastel-Kues? Der Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Schwesternwohnheims lässt weiter auf sich warten. Die Chronologie einer unendlichen Geschichte.

 Wo ehemals das Schwesternwohnheim stand, wächst nun Gras und Gestrüpp. Von der geplanten Psychiatrie ist seit Jahren nichts zu erkennen. TV-Foto: Winfried Simon

Wo ehemals das Schwesternwohnheim stand, wächst nun Gras und Gestrüpp. Von der geplanten Psychiatrie ist seit Jahren nichts zu erkennen. TV-Foto: Winfried Simon

Bernkastel-Kues. Irgendwann gehen einem Journalisten die Ideen für eine Überschrift zu einem immer wiederkehrenden Thema aus. Mehr Licht und Luft für psychisch Kranke; Umzug der Psychiatrie in Sicht; Der Ministerpräsident findet die Pläne gut; Erster Plan für Psychiatrie-Neubau liegt vor; Das lange Warten auf die Psychiatrie; Umzug der Psychiatrie: Erste Arbeiten im Oktober; Warten auf Umzug der Psychiatrie geht weiter. Die erste Überschrift im TV stammt aus dem August 2008, die vorerst letzte vom Mai 2013. Alle drehten sich um den geplanten Umzug der psychiatrischen Abteilung vom Krankenhaus in Wittlich ins Krankenhaus nach Bernkastel-Kues. Beide Häuser bilden einen Verbund. Träger ist die Cusanus Trägergesellschaft Trier (ctt). Wer die Berichte liest, merkt schnell: Absicht und Wirklichkeit klaffen weit auseinander. Ende 2010 beispielsweise war davon die Rede, dass der geplante Neubau 2013 bezogen werden soll. Schwesternwohnheim abgerissen

Zum Hintergrund: Der Umzug soll vollzogen werden, weil die Zustände in Wittlich für die kranken Menschen und das Personal nicht mehr zeitgemäß sind. Gleichzeitig steigt die Zahl der Menschen, die Hilfe in Anspruch nehmen.Geschehen ist bisher nur eines. Das ehemalige Schwesternwohnheim ist Anfang 2013 abgerissen worden. Auf dem Gelände soll der Neubau entstehen. Damals schien es so, als würden unmittelbar nach dem Abriss die Arbeiten beginnen. Mittlerweile ist auch der größte Teil des Jahres 2014 verstrichen. Und bei einer geplanten Bauzeit von zwei Jahren ist klar: Vor 2017 wird es keinen Umzug geben. Wer sich das Gelände anschaut, dem kommt sofort ein symbolisches Bild in den Sinn. Es wächst Gras über eine Sache. Die Natur hat sich das Areal zurückgeholt. Bevor dort gebaut werden kann, muss erst gerodet werden.Anfang Januar 2011 war der damalige Ministerpräsident Kurt Beck vor Ort. "Da kann man etwas Ordentliches bauen. Es ist ein wichtiger Schritt, den Sie da gehen wollen", sagte er. Bereits zwei Monate vorher hatte die damalige Gesundheitsministerin Malu Dreyer grünes Licht für den Bau gegeben. Mittlerweile ist Dreyer Ministerpräsidentin.Keine konkreten Aussagen

Der TV hat erneut beim Ministerium nachgefragt. Wie ist der Sachstand, hat sich etwas an den Plänen geändert, wie sieht es mit der Finanzierung aus. Warum kommt es zu der großen zeitlichen Verzögerung ? Die Antwort ist knapp und pauschal: "Die Antragsunterlagen für die Förderung des Neubaus der Psychiatrie liegen dem Ministerium vor. Der Auftrag an die baufachliche Prüfbehörde zur baufachlichen Prüfung der Antragsunterlagen erfolgt in Kürze. Vorbehaltlich des Ergebnisses dieser Prüfung beabsichtigt das Ministerium noch im Jahr 2014 mit dem Krankenhausträger einen Festbetrag für die Förderung zu vereinbaren." Konkrete Aussagen sehen anders aus. Heike Ostermeier, die stellvertretende kaufmännische Direktorin des Verbundkrankenhauses Bernkastel/Wittlich, sagt: "Wir haben die Entwurfsplanung für den Neubau fertiggestellt und die Haushaltsunterlage Bau beim Ministerium eingereicht." Sie wird wenigstens ein bisschen konkret: "Wir gehen davon aus, dass wir noch in diesem Jahr die Fördermittelzusage aus Mainz erhalten, so dass wir im kommenden Jahr mit den Baumaßnahmen beginnen können." Der TV hat mehrfach berichtet, dass es vor allem ums Geld geht. Die Rede war immer von einem Volumen von 10 bis 11 Millionen Euro nur für den Neubau. Da aber auch die Infrastruktur des Krankenhauses verbessert werden soll, zum Beispiel durch einen neuen Eingangsbereich, wird wohl mehr Geld nötig sein. Normalerweise fördert das Land Krankenhausprojekte mit 90 Prozent. Vor Ort ist man natürlich nicht froh über die Zeitverzögerung, hält sich aber mit Kritik zurück. "Es dauert aber schon eine kleine Ewigkeit", sagt Stadtbürgermeister Wolfgang Port. "Wir wüssten schon gerne, wann es losgeht." Hintergrund ist auch: Der Umzug der Psychiatrie würde, so der Tenor in Stadt und Verbandsgemeinde, den Krankenhausstandort Bernkastel-Kues erst einmal sicher machen. Meinung

Eine Sache der GlaubwürdigkeitAls der damalige Ministerpräsident Kurt Beck sich 2011 über die Umzugspläne der Psychiatrie von Wittlich nach Bernkastel-Kues informierte, sah man vor dem geistigen Auge schon den Neubau. Momentan wächst derzeit tatsächlich nur das Gras auf dem Grundstück. Klar: So ein Bau kostet viel Geld, und es ist legitim, zum Beispiel Pläne zu hinterfragen und nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. Aber nicht über Jahre. Hier drängt sich wirklich der Verdacht auf, dass die ländlichen Regionen schlechter und später bedient werden als die großen Städte. Seit Jahren werden die Termine für den Baubeginn nach hinten geschoben. Allerdings wird vor Ort auch nur selten nachgefragt. Der Krankenhausträger hat in seiner aktuellen Stellungnahme Hoffnung auf einen Baubeginn im kommenden Jahr gemacht. Entscheidend ist aber das Votum des Landes, denn es ist der Hauptzahler. Es stände ihm im Sinne der Glaubwürdigkeit gut zu Gesicht, nun endlich Nägel mit Köpfen zu machen. c.beckmann@volksfreund.de

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