Steffi, die Trompete und der Jazz

MANDERSCHEID. Im Leben von Steffi Deckers dreht sich (fast) alles um die Trompete. Inzwischen ist sie bei der Musikrichtung angekommen, die sie schon als Kind am liebsten hörte: beim Jazz. Und meistens spielt sie die Lead-Trompete.

Steffi ist ein Trompeten-Freak, so viel steht fest. Ihr Leben beschreibt keinen geraden Weg. Charakteristisch sind vielmehr die zahlreichen Schleifen in ihrer Lebensgeschichte. Aber eines zieht sich doch wie ein roter Faden durch ihre Biografie: die Trompete. Irgendwie ging es immer um ihr Instrument. Steffi spielt Trompete, und das inzwischen so gut, dass sie eine der letzten Männerdomänen erobert hat. Ihr Part ist meist die Lead-Trompete: Das laute und hohe Spiel liegt ihr ganz einfach, und sie spielt es sauber genug, um die exponierteste Stelle in einem Bläserensemble einnehmen zu können. Aber immer noch fällt es so manchem männlichen Kollegen schwer, das zu akzeptieren. Frauen an der Trompete? Kann nicht sein! Und so muss Steffi ein ums andere Mal zum Vorspielen, und bekommt prompt ein ums andere Mal den Job.Erster Unterricht mit elf Jahren

Auf diese Weise kann die 1976 in Daun geborene und in Manderscheid aufgewachsene Frau bereits eine ganze Reihe von Namen renommierter Künstler aufzählen, mit denen sie zusammen gearbeitet hat: Carla Bley, Steve Swallow und Bill Ramsey gehören dazu. In Georg Ruby, Professor für Jazz an der Musikhochschule Saarbrücken, hat sie einen prominenten Fürsprecher gefunden. Der kannte sie aus der hochschuleigenen Combo, und empfahl sie ans "United Womens' Orchestra" (UWO), als man dort eine Lead-Trompete suchte. Diese rasante Karriere erstaunt um so mehr, wenn man weiß, dass Steffi erst vor wenigen Jahren Tuchfühlung zum Jazz aufgenommen hat. "Es klingt vielleicht merkwürdig", gesteht sie, "aber ich hatte immer eine Riesenhochachtung vor Jazz-Musikern." Und obwohl sie diese Musikrichtung bereits als Kind gerne hörte, hat sie sich selbst lange Zeit nicht "rangetraut an den Speck". Den ersten Trompeten-Unterricht erteilte ihr der Mann einer ihrer älteren Schwestern, ein studierter Posaunist, als sie elf war. Später entstand allerdings eine mehrjährige Unterrichts-Lücke: Es war einfach kein Trompetenlehrer greifbar. "Gespielt habe ich aber immer." Zunächst im örtlichen Musikverein, mit etwa 13 im Kreisjugendorchester, ein Jahr später im Landesjugendblasorchester. Obwohl sie Wettbewerbssituationen hasst, nahm sie mit 16 einmal bei "Jugend musiziert" teil - und trug prompt den Sieg auf Landesebene davon. Nach dem Abitur nahm sie das bis dahin schöne Hobby dann ernsthafter in Angriff: Sie besuchte zwei Jahre lang die Musikberufsfachschule in Krumbach bei Augsburg, konzentrierte sich zunächst auf das klassische Fach, bevor der Jazz nach und nach Gestalt annahm. Zwischenzeitlich spielte sie parallel in elf Formationen. Dazu gehörten neben dem UWO auch "Velvet Brass", ein rein weiblich besetztes Blechbläsersextett mit einem Repertoire von Bach bis Jazz, das neunköpfige Blues Brother's Band Projekt "BBBP", die Saarbrücker Hochschul-Combo und Big Band, sowie das "Junge Jazz Ensemble Saar". 1997/98 spielte sie am Koblenzer Theater im Musical "Cabaret" mit. Daneben gibt sie seit Jahren selbst Unterricht - auch Musikerinnen müssen ja von etwas leben. Ein bisheriger Höhepunkt in Steffis musikalischer Laufbahn war der Auftritt mit UWO beim Jazzfestival Föhr, ein anderer mit BBBP beim Jazzfestival in Montreux. Im Oktober lernte im Rahmen der europäischen Jazz-Akademie auch der große Peter Herbolzheimer, Leiter des Bunsjugendjazzorchesters und bekannter Bigbandleiter, die Manderscheiderin kennen - und fand sie gut. Neugierig geworden? Steffi Deckers' nächster Auftritt ist bereits am zweiten Weihnachtstag: mit dem Blues Brother's Band Projekt im Freudenburger Duc-Saal.

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