Steine, die Geschichten erzählen

HORATH. (urs) Zwei Dutzend Wanderer machten sich auf Einladung der Freiwilligen Feuerwehr auf den Weg zu einer archäologischen Wanderung rund um Horath.

30 Jahre wohne er nun schon hier, und nun erlebe er so etwas zum ersten Mal. Etwa auf halbem Weg der Archäologischen Wanderung rund um Horath ist Reimund Klassen tief beeindruckt. "Man kennt zu wenig von der Heimat", stellt er fest und hat dabei Urlaubs-Exkursionen im Ausland vor Augen. Wie er hatten rund zwei Dutzend geschichtlich Interessierte die einmalige Gelegenheit zu einer geführten archäologischen Wanderung durch die Wälder um ihren Wohnort wahrgenommen - und sie waren durchweg begeistert. Sehr interessant sei das, waren sich alle einig. Selbst die achtjährige Selina fand den Ausflug "cool". Initiator dieses Angebotes war die Freiwillige Feuerwehr Horath, die nach mehr als zehn Jahren Seifenkistenrennen auf der Suche nach einer neuen Idee für ihr jährliches Maifest war. Der entscheidende Hinweis für eine Wanderung als Ergänzung zu Wettkämpfen, Schauübung und Maibaumschätzen war von ihrem aktiven Mitglied Peter Alt gekommen, der sich angeboten hatte, eine solche zu begleiten. Der Hobby-Archäologe, auf dessen Konto etliche Funde aus der Epoche keltischer oder römischer Besiedlung sowie der Salierzeit gehen (der TV berichtete), kennt sich in den Wäldern ringsum gut aus. Seit mehr als 15 Jahren hat er eine Suchgenehmigung des Rheinischen Landesmuseums, die sich von der Mosel bis zum Belginum bei Wederath erstreckt. Was die Exkursion unter seiner Regie jedoch so aufschlussreich für die Teilnehmer machte, war abgesehen von der Orts- und Fundstellenkenntnis des Horathers die Art, wie er sein Wissen an seine Begleiter weitergab. Nachvollziehbar und spannend führte er Geschichte und früheres Siedlungsverhalten vor Augen. Dabei scheute er sich auch nicht, die Wandergruppe teils querfeldein zu auffälligen Anhäufungen von Steinen, beispielsweise Resten von Wirtschaftsgebäuden, oder typischen Mulden, Bodenpodesten für keltische Holzhütten, zu führen.Der erste an der Fundstelle

An etlichen Fundstellen war Alt, wie er weiß, der erste. "Da war nie ein Mensch außer mir", berichtete er von vergessenen Orten, die gar nicht so weit entfernt sind. An anderen bedeutsamen Punkten herrscht dagegen bis heute reger Betrieb. Beispielsweise an einer Felsformation, in deren Nähe derzeit Holzarbeiten im Gange sind, bei denen die ursprüngliche Bedeutung dieses Ortes den Beteiligten - zumindest bisher - kaum bewusst gewesen sein dürfte. Die augenfällig im Kreis aufgesetzten Steine sind laut Alt nicht auf natürliche Weise dorthin gekommen. Auf Grund der Funde handele es sich dabei eventuell um eine Opferstätte. Letzte Station der archäologischen Wanderung war der Harpelstein, ein Quarzit-Rücken, an dem Funde - überwiegend die von Alt - Siedlungsspuren aus dem vierten und elften Jahrhundert, der Salierzeit, belegen. Stücke, die auch vor Jahren in der Salier-Ausstellung in Speyer Berücksichtigung fanden. "Das war 'ne super Sache, hatte ich mir gar nicht so vorgestellt", kommentierte Stephan Brandscheid die Wanderung abschließend. Und ihr Wanderführer habe wirklich Ahnung. Stefan Rentmeister machte sich Gedanken darüber, was er vielleicht bisher schon so alles im Wald übersehen hat. Bei Arbeiten im Wald würde er ja auch schon mal Steinhaufen sehen, sich aber nichts dabei denken, überlegte er. Woraufhin Alt schmunzelnd anregte, dass ab jetzt solche Beobachtungen natürlich meldepflichtig seien - und zwar bei ihm.

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