Stelldichein in stilechter Kleidung

Ihre Leidenschaft gilt Sherlock Holmes, der Romanfigur des britischen Autors Sir Arthur Conan Doyle (1859-1930). Mitglieder der "Gesellschaft der Deutschen Sherlockianer" gaben sich jetzt ein Stelldichein in stilechter Kleidung anlässlich ihres Jahrestreffens in Traben-Trarbach.

Traben-Trarbach. (GKB) Die jungen Männer und Frauen kommen aus der ganzen Republik. Vor zwei Jahren entstand ihre Gesellschaft aus einem Internet-Forum. Bis dahin hatten sie nur elektronischen und telefonischen Kontakt. Jetzt wirkt die Gruppe wie aus einem Guss und gibt sich "very british" in ihren Gewändern aus dem viktorianischen Zeitalter im London des 19. Jahrhunderts, der Zeit, in der auch Doyles Detektiv aktiv war. "Wir sind in Traben-Trarbach viel fotografiert worden", freuen sich die Sherlockianer, die in hochgeschlossener Kleidung auch angesichts hochsommerlicher Temperaturen Haltung bewahren. Selbst genäht, in England gekauft oder ersteigert ist ihre Ausstattung. Ralf Bilke trägt einen "Norfolk", Knickerbocker und ein Tweedsakko mit angenähtem Gürtel, grüne Wollstrümpfe, Gehstock, und "behütet" wird er vom Deerstalker, dem Hut, der das Markenzeichen von Sherlock Holmes wurde. Auch Marcus Konrad trägt die fesche Kappe und wird von "Dolly" begleitet, der freundlichen Hundedame, die in Traben-Trarbach ihren elften Geburtstag feiert. "Das ist unser Hund von Baskerville", sagt Patricia Stiehle lachend. Sie trägt ein weinrotes Turnüre-Kleid mit gepolstertem Hinterteil. Zwei Herren erscheinen in Gehrock und Zylinder. Die weiteste Anreise hatte Mala Mukherjee-Suess aus der Schweiz. "Mein Urgroßvater war schon im Sherlock-Holmes-Club in London", sagt die Frau mit den indischen Wurzeln. 56 Kurzgeschichten und vier Romane hat Doyle veröffentlicht, die Gruppe diskutiert und tauscht sich aus, trifft sich zu Filmpremieren und Theateraufführungen und das stets in stilechter Garderobe. Jens Arne Klingsöhr ist Chefredakteur und Herausgeber des alle drei Monate im Internet erscheinenden Sherlock-Holmes-Magazins. Er liest viel, schreibt selbst Kurzgeschichten und weiß, dass es schon 1920 eine Gesellschaft in Deutschland gegeben hat. Die Jahrestagung an der Mosel wurde bereichert durch einen Besuch des Mittelmosel-Museums, eine Weinprobe und eine ausgedehnte Wanderung, bei der die viktorianischen Kostüme aber im Schrank blieben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort