Offener Brief Trauer und Wut, gepaart mit massivem Unverständnis

Mit einer Stellungnahme appelliert eine der Betroffenen an Bischof Stephan Ackermann, eine Lösung für die Marienburg zu finden.

Stellungnahme zur Schließung der Marienburg bei Zell
Foto: TV/Stefanie Glandien

Katharina Kohl hat einen offenen Brief zu den Marienburg-Plänen verfasst. Sie ist gehört zu der Gruppe der dort der ehrenamtlich Engagierten.

Als die Nachricht über die Zukunft der Marienburg öffentlich wurde, kamen spontan knapp 30 hauptsächlich ehrenamtlich tätige Personen virtuell zusammen. Sicherlich gab es in diversen anderen Bereichen ebenfalls einen regen Austausch über die aktuelle Situation, die hohe Wellen schlug und schlägt.

Bei uns waren die die vorherrschenden Emotionen Trauer und Wut, gepaart mit massivem Unverständnis. Unverständnis über die Entscheidung des Bistums, die Marienburg zum Ende 2023 zu schließen, Wut über die Art und Weise der Kommunikation, über das vor vollendete Tatsachen stellen und Trauer um einen Ort, der viele von uns bereits das gesamte Leben begleitet und prägt.

Nicht nur mir, sondern vielen anderen, ist die Entscheidung, die Bischof Stephan Ackermann getroffen, aber noch nicht mal für nötig befunden hat selbst in der offiziellen Entscheidungsverkündung mitzuteilen, unverständlich. Die Selbstdarstellung über die Rettung des Klosters Himmerod mit der gleichzeitig im Nebensatz erwähnten, scheinbar unwichtigen Schließung der Marienburg und des Hauses Sonnental in Wallerfangen ist für alle Personen, die diesen beiden Orten auf welche Art und Weise auch immer verbunden sind, ein Schlag ins Gesicht.

Es scheint als sei das Hauptargument der Finanzierung das einzige in der Entscheidung berücksichtigte gewesen zu sein. Vielleicht hat aber auch die vor einiger Zeit von Ackermann getroffene Aussage das Kloster Himmerod zu retten seinen Teil dazu beigetragen. Reine Spekulation, die aufkommt, wenn Entscheidungen dermaßen undurchsichtig und intransparent an persönlich, beruflich oder politisch Betroffenen vorbei getroffen werden.

Eine Offenlegung der Kostenvoranschläge mit der Möglichkeit der Stellungnahme oder einer anderen Lösungsfindung wäre das Mindeste gewesen, was ich mir und sicherlich viele andere auch sich gewünscht hätten. Ganz zu schweigen von der Enttäuschung derjenigen, die ein gesamtes Konzept für den Standort Marienburg entwickelt haben, und dies nun zu Teilen stumpf auf das Kloster Himmerod übertragen sehen. In finanzieller Hinsicht erscheint es hinterfragbar warum einzelne Gemeindekirchen, in denen nicht wöchentlich eine Messe stattfinden kann, für viel Geld renoviert werden, eine Kirche mit aktiver weitreichender Gemeinde und wöchentlichen Messen hingegen in den Boden gestampft wird. Eine Kirche wie die Marienburg, mit einem dermaßen wertvollen historischen, kulturellen und spirituellen Hintergrund, zu verkaufen … ist der finanzielle Druck des Bistums wirklich so hoch? Oder wurde die einfachste Lösung, ohne Rücksicht auf nicht-materielle Verluste, gewählt.

Die Entscheidung ein funktionierendes Konzept, sei es als Jugendkirche, Kirche der Generationen oder einfach als aktive  Gemeinde mit gelebtem Glauben, aufzugeben und stattdessen ohne weitere Planung, abgesehen von einem 200 Betten Haus, ein neues Projekt hochzuziehen, ergibt keinen Sinn. An einem Ort, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer erreichbar ist und der bisher hauptsächlich durch klassische Konzerte etc. im Fokus stand (ein Angebot, das viele zu schätzen wissen und dort bisher gut seinen Platz gefunden hat) einen kirchlichen Ort mit Schwerpunkt Jugendpastoral zu generieren, scheint, mit den bisher zur Verfügung stehenden Informationen, schwer vorstellbar. Schade auch, dass offensichtlich nur eine Entweder-Oder-Option gedacht wurde.

Die Kirche Marienburg hat als Ort des gelebten Glaubens, egal ob als JuBiz, Kirche der Jugend oder „einfach nur Kirche“ ein lange Tradition und viele Menschen beeinflusst. Entschlüsse zum Theologiestudium wurden dort gefasst, junge Familien haben ihren in Wohnsitz in die Nähe verlagert, um sich dort miteinbringen und ihre Kinder dieselben Erfahrungen im Glauben erleben lassen zu können, die sie selbst so sehr geprägt haben. Eine Gemeinde, die sich auch im Wandel der Umstrukturierungen, die bisher erfolgt sind und die zum Wachstum und zu Erneuerung dazu gehören, immer wieder neu er- und gefunden hat, auf diese Art und Weise kalt zu stellen, ist der Kirche nicht würdig.

Menschen, die mit ihrer gesamten Integrität bisher hinter der Kirche standen und sich weit über das Ehrenamt hinaus engagiert haben, nun sowohl an der Entscheidung als auch an der Art der Kommunikation und der fehlenden Möglichkeit der Partizipation brechen zu sehen, macht mich unfassbar traurig und wütend.

Hier hat die Kirche in einer fundamentalen Art und Weise versagt und die Werte des christlichen Glaubens verraten. Statt Mitgefühl, Glaube und Wertschätzung scheinen finanzielle Interessen und persönliche Profilierung stark im Mittelpunkt zu stehen. In Zeiten, in denen wir über Mitbestimmung, Augenhöhe und Synode/synodalen Weg diskutieren, hat das Bistum Trier davon wenig verstanden und in diesem Fall nichts umgesetzt. Von meiner Kirche erwarte und fordere ich mehr! Nämlich einen Dialog auf Augenhöhe, Einbindung von Vertretern der betroffenen Gruppen in die Entscheidungsfindung und eine ehrliche und transparente Kommunikation und das alles bevor eine Entscheidung, die so viele Menschen und Lebensrealitäten betrifft, getroffen wird.

In diesem Sinne hoffe ich, dass die vielfältigen Rückmeldungen, die das Bistum in den letzten Tagen erhalten hat und die, die noch kommen werden, Gehör finden, um so wenigstens ein bisschen Respekt gegenüber seinen Mitgliedern zu zeigen. Denn ohne Menschen, die den Glauben mit Leben füllen und die Basis der Kirche bilden, wird die Kirche nicht bestehen können.

 Katharina Kohl

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