Stille Augenblicke in Schwarz-Weiß

BERNKASTEL-KUES. Ein heller, lichter Raum, weiße Wände und Stille (Schwarz-Weiß)-Fotografien – die Akademie Kues bot den passenden Rahmen für Michael Roths fotografische "Ernte" aus fast zehn Jahren.

 Ein "Gesamtkunstwerk" war die Vernissage in der Akademie Kues, wo Amateur-Fotograf Michael Roth (Dritter von links) seine Schwarz-Weiß-Fotos präsentierte unter musikalischer "Einrahmung" von Friederike Roth (Klarinette), Nina Siniakowa (Klavier), Christopher Huber (Violine) sowie der wortreichen "Einführung" durch Herrmann Hillebrand.Foto: Marita Blahak

Ein "Gesamtkunstwerk" war die Vernissage in der Akademie Kues, wo Amateur-Fotograf Michael Roth (Dritter von links) seine Schwarz-Weiß-Fotos präsentierte unter musikalischer "Einrahmung" von Friederike Roth (Klarinette), Nina Siniakowa (Klavier), Christopher Huber (Violine) sowie der wortreichen "Einführung" durch Herrmann Hillebrand.Foto: Marita Blahak

Den gebührenden musikalischen Rahmen gab der Vernissage das Trio Friderike Roth (Klarinette), Nina Siniakowa (Klavier) und Christopher Huber (Violine) mit hervorragend interpretierten Musikstücken. Für die interpretierenden Worte zu den fotografischen Werken sorgte Hermann Hillebrand. "Die Fähigkeit des Beobachtens ist die Voraussetzung für ausdrucksstarke Fotos", erklärte Akademieleiterin Theresa Spies. "Es sind Sekundenbruchteile, die für die ganze Wirklichkeit stehen." Michael Roths Werke mit der Kamera in Schwarz-Weiß sind stille Fotos, abseits jeglicher Hektik, Geschäftigkeit und ablenkender Farben. Hillebrand bezeichnete Roth als "schwindende Spezies leidenschaftlicher Schwarzweißfotografen, die auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten stehen müssten". Die ausgestellte Sammlung mit über vier Dutzend Fotografien gliedert sich in neun thematische Gruppen: Formen und Flächen, Technik, Nutzlosigkeit, Netzwerk, Spuren, Verlassenheit, Raumleere, Saisonende und Vergänglichkeit. "Michael Roth hat mit geduldigem Blick fotografiert und mit Können gestaltet", unterstrich Hillebrand. Er kennt den Amateurfotografen und seine Arbeitsweise, ist er doch selbst mit ihm und anderen Fotografen Mitglied im "Fotoforum Wittlich". "Fotografieren als optischer, technischer und chemischer Prozess setzt Augen und Sehen voraus", so Hillebrand. Sowohl in der Fotografie als auch in der Literatur, insbesondere der Lyrik, sind Augen und Sehen in vielfältiger Weise wichtig und als Schlüssel zur Welt kaum entbehrlich, zog Hillebrand Parallelen zwischen Fotografen und Dichtern beim "Akt des Sehens". Auf Spaziergängen, Wanderungen und Reisen pflege Roth sein fotografisches Steckenpferd. Seine Bilder wirkten einzeln oder mit anderen im Ensemble. Roth mache sichtbar, was andere übersähen, er richte die Aufmerksamkeit auf Personen, Dinge, Situationen und Stimmungen, an denen man oft achtlos und desinteressiert vorbeigehe. Hillebrand: "Er erneuert und verändert unser Sehen". Etliche Fotos gewinnen gar dem Hässlichen eine merkwürdige Schönheit ab. Roth bevorzugt unspektakuläre Motive und eine sensationsfreie Sichtweise. Roth selbst nennt sein Tun eine "kindlich-naive Freude beim Betrachten: "Für mich liegt die Spannung des Fotografierens im Hinauszögern der Vergänglichkeit. 1835 war die Geburtsstunde der Fotografie - und so wie damals präsentieren sich seine Schwarzweißfotos auch heute. Noch bis zum 28. Juli besteht Gelegenheit, Roths "Freude am hastlosen, nicht rastlosen Schauen und seinen stillen Fotos" zu teilen.

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