Stille Kunst

WITTLICH. (sos) Ein Friedhof ist mehr als die letzte Ruhestätte. Viele Grabmale, beispielsweise auf dem Wittlicher Friedhof, in der Burgstraße sind künstlerische Arbeiten.

Sebastian Langner ist Steinmetz und Bildhauer. Sein Gesellenstück war ein Grabmal, für dessen Gestaltung er bei der Bundesgartenschau in Gelsenkirchen die Goldmedaille erhielt. Über seine Arbeiten, die in Nordrhein-Westfalen, Hessen, im Saarland und in Rheinland-Pfalz - und dabei auch in Wittlich - stehen, schreibt er: "Besonders bei Grabmalen finde ich es gut, wenn ein Stein auf dem Friedhof - der heute meist eher Ausdruck von Sprachlosigkeit ist, beredt den Betrachter anspricht und ihn anregt, nachzudenken." Bei einem Gang über den Friedhof Burgstraße sagt er: "Wenn ich im Urlaub in einen fremden Ort komme, gehe ich in die Kirche und auf den Friedhof. Da kann man viel in Erfahrung bringen." Zu der Wittlicher Anlage fügt er an: "Hier gibt es einen unheimlich schönen Baumbestand, schöne Rahmenbepflanzungen. Das ist eine Oase mitten in der Stadt. Die meisten Wittlicher ahnen nicht, was sie hier für ein Kleinod haben. Es gibt wenige Friedhöfe, auf denen so dicht so viele gute Steinmetz- und Bildhauerarbeiten stehen." Hanns Scherl hat künstlerische Spuren hinterlassen, genauso wie das Ehepaar Dell' Antonio: "Es ist die Qualität im Detail. Diese Stücke mit dem Motiv des keltischen Kreuzes waren zum Beispiel auf der Bundesgartenschau in Stuttgart. Viele Arbeiten haben auch eine Rückseite mit Text, sind rundum gestaltet. So kann man eine Aussage in den öffentlichen Raum stellen. So ein Friedhof spiegelt eine Gemeinde wider." Sebastian Langner bleibt vor einem weiteren Grab stehen. Daneben steht eine Birke: "Das ist ein Ensemble. Da geht es um die Birke und den Stein. Der Mann war Förster. Deshalb auch das geschmiedete, fallende Eichenlaub." Wer sich Zeit lässt, kann die stille Kunst lesen; die Schriften und Symbole sind zeitlos.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort