Wirtschaft Klinik-Mitarbeiter fordern mehr Lohn

Bernkastel-Kues/Berlin · Immer wieder ziehen Mitarbeiter der Median-Kliniken mit Transparenten durch Park und Wohngebiet auf dem Kueser Plateau. Sie fordern mehr Lohn. Die Geschäftsführung hat dazu eine klare Meinung.

 Immer am Donnerstag machen Mitarbeiter der Median-Klinik in ihrer Mittagspause auf ihre Probleme aufmerksam. Foto: privat

Immer am Donnerstag machen Mitarbeiter der Median-Klinik in ihrer Mittagspause auf ihre Probleme aufmerksam. Foto: privat

Foto: TV/privat

Jeweils donnerstags in der Mittagspause spannen Mitarbeiter der Median-Kliniken auf dem Kueser Plateau in Bernkastel-Kues ihre Transparente auf. „7 Jahre 0 Euro jetzt mehr Lohn!“, „Guter Lohn für gute Arbeit,“ oder „Wir fordern mehr Respekt“ ist darauf zu lesen.

Auf dem Kueser Plateau unterhält der bundesweit tätige Median-Konzern vier Reha-Kliniken mit Betten für rund 830 Patienten.

Das sagen die Arbeitnehmer: Einer der zirka 630 Mitarbeiter erklärt dem TV gegenüber, warum er mit seinen Kollegen in der Mittagspause protestiert. Er möchte anonym bleiben: „Wir machen diese Aktion jeden Donnerstag in der Mittagspause außerhalb des Geländes der Klinik. Wir haben hier seit acht Jahren keine Lohnerhöhung mehr erhalten. Das ist ein Problem, das die gesamte Kette betrifft.“ Vor acht Jahren seien die Tarifverträge aufgekündigt worden und seitdem werde unter Tarif bezahlt. Außerdem sei geplant, eine der vier Kliniken für die nächsten zwei Monate zu schließen. Das verstehe er als Aussperrung, um einen Streik zu umgehen.

Das sagt die Gewerkschaft verdi:

Lisa Summkeller vom Saarbrücker Büro der Gewerkschaft verdi bestätigt, dass die letzte Tariferhöhung in Bernkastel-Kues im Jahr 2014 war. Seitdem habe man die Löhne nicht erhöht. Das sei ein generelles Problem: Es gebe zum Beispiel bei der Bezahlung von Pflegern bundesweit große Unterschiede im Vergleich von privat geführten Rehaeinrichtungen zu Rehaeinrichtungen der Deutschen Rentenversicherung. Summkeller: „Es gab so viele Null-Jahre, dass es Zeit ist, den Nachholbedarf einmal anzupacken.“  Zudem habe die Klinik die Corona-Sonderzahlung von 1500 Euro nicht gezahlt. Das sei den Arbeitnehmern bitter aufgestoßen. Im Mai oder Juni könne es durchaus zu einem Streik kommen. Das habe die Belegschaft signalisiert. Dabei werde darauf geachtet, dass die Versorgung der Patienten gewährleistet bleibe, so dass es keine Gefahr für Leib und Leben gibt.

Das sagt die Geschäftsführung der Klinik:

Der TV hat in der Pressestelle der Median-Kliniken in Berlin nachgefragt und diese mit den Forderungen konfrontiert. Zur zentralen Forderung nach einer Lohnerhöhung sei es demnach wichtig, die Hintergründe der Situation auf dem Kueser Plateau zu verstehen: „Als die aktuelle Geschäftsführung den Standort Bernkastel-Kues 2014 übernommen hat, waren die fünf Kliniken im Grunde Schließungskandidaten, weil sie seit Jahren massiv unprofitabel liefen“, erläutert Andreas Wirth, Geschäftsbereichsleiter Süd-West bei Median und Verhandlungsführer in den Gesprächen mit der Gewerkschaft verdi. „Wir haben sie mühsam profitabel gemacht.“

Man könne nur die Gehälter zahlen, die von den Kassen auch refinanziert werden. Rheinland-Pfalz habe dabei die niedrigsten Reha-Preise in der Gesetzlichen Krankenversicherung in ganz Deutschland.

Der Verdi-Forderung nach der Corona-Sonderzahlung über 1500 Euro habe man nicht nachkommen können, da im Gegensatz zu Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen bei den Reha-Kliniken keine Refinanzierung seitens des Staates erfolge. Die Schließung der Klinik Bernkastel bestätigt die Geschäftsführung.

 Die Gründe dafür hätten aber nichts mit möglichen Streiks oder einer „Aussperrung“ zu tun, sondern mit „betriebswirtschaftlich verantwortungsvollem Handeln“.

Sollte es in Bernkastel-Kues tatsächlich zu Streiks kommen, würde dies ein ökonomisches Risiko für den gesamten Standort bedeuten, so der Geschäftsführer.

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