Streit um das richtige Feuerwehrauto
Die Freiwillige Feuerwehr Hetzhof braucht bis zum 1. Dezember ein neues Feuerwehrfahrzeug. Das alte kommt nicht mehr über den Tüv. Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen, weil es zwischen der VG-Verwaltung Kröv-Bausendorf und der Feuerwehr unterschiedliche Auffassungen über die Ausstattung des Fahrzeuges gibt.
Kinderbeuern-Hetzhof. Ist die Freiwillige Feuerwehr Kinderbeuern-Hetzhof mit ihren 23 Aktiven ab dem 1. Dezember nicht mehr einsatzfähig? Dieser Fall tritt ein, wenn bis dahin kein neues Feuerwehrfahrzeug beschafft werden kann. 44 Jahre hat der alte Ford Transit, umgebaut zu einem Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF), auf dem Buckel und weist eine Reihe von technischen Mängeln auf. Am 30. November läuft der Tüv ab. Eine erneute Prüfung ist nicht mehr vorgesehen. Kurz vor Ablauf der Frist ist noch immer nicht klar, wann die Hetzhofer Feuerwehr ein neues Fahrzeug bekommt, und welches. Der Grund: Die Feuerwehrkameraden wollen ein TSF, das, so Wehrführer Stefan Hermann, "technisch auf der Höhe" ist und bei dem Mannschaftsraum und Geräteraum getrennt sind. Außerdem sollte es nicht älter als zehn Jahre alt sein. Der VG-Rat hatte beschlossen, für die Beschaffung eines Ersatzfahrzeuges 15 000 Euro zur Verfügung zu stellen. Das Problem: Für dieses Geld bekommt man kein Feuerwehrauto, wie es sich die Hetzhofer wünschen. Wehrführer Stefan Hermann: "Wir haben uns auf dem Gebrauchtwagenmarkt umgeschaut. Zu einem Preis unter 25 000 Euro ist nichts zu bekommen."
Die Zeit drängt. Der Feuerwehr-Fachbereichsleiter der VG, Arno Simon, sagte gegenüber dem TV, dass man ein Fahrzeug im Visier habe, angeboten von einem Händler im hessischen Reinhardshain. Es handelt sich um ein TSF, Baujahr 1992, ohne getrennten Mannschafts- und Geräteraum. Kosten: etwa 15 000 Euro. Simon: "Das ist ein schönes Fahrzeug für einen so kleinen Ort. Wenn wir das bekommen, sind wir gut bedient." Man werde in dieser oder nächste Woche dorthin fahren, um sich dieses und weitere Angebote anzusehen.
Der Wehrleiter der VG Kröv-Bausendorf, Christoph Zender aus Kinheim, hält die Forderungen der Hetzhofer für überzogen. Die Feuerwehr hätte sich anfangs sogar eine Löschfahrzeug (LF 8/6) gewünscht. Damit seien sie deutlich übers Ziel geschossen. Ein TSF sei das Standardfahrzeug für eine kleine Feuerwehr wie Hetzhof. Eigentlich stünde der Ortsteilfeuerwehr gar nur ein Tragkraftspritzenanhänger (TSA) zu. Das Modell, das die VG nun den Hetzhofern anbiete, sei ausreichend. Zender übt auch Kritik an der VG-Verwaltung. Sie habe die Sache viel zu lange schleifen lassen. Jetzt müsse alles sehr schnell gehen.
Sollten die Hetzhofer bis zum 1. Dezember kein Ersatzfahrzeug haben, sei dennoch der Brandschutz in dem 300-Einwohnerort gewährleistet, da die Kinderbeuerner Feuerwehr mit ihrem TSF schnell genug vor Ort sei. Das Kinderbeuerner TSF ist ein 20 Jahre alter umgebauter VW-Bus, der in den kommenden zwei Jahren ersetzt werden soll.
Der Hetzhofer Wehrleiter Stefan Hermann spricht in der Angelegenheit von einem "großen Ärgernis". Die Vorgehensweise der VG-Verwaltung trage nicht zur Motivation der Feuerwehrleute bei. Hermann: "Die Verbandsgemeinde kann doch kein Interesse daran haben, uns eine so alte Gurke hinzustellen."
Meinung
Man kann nicht alles haben
Die Feuerwehr Hetzhof ist eine schlagkräftige und motivierte Truppe. Vorbildlich ist auch die Jugendarbeit. Und: Die Feuerwehr des 300-EinwohnerOrtes ist nicht nur da, wenn's brennt, sie ist als Verein gewissermaßen das Herz des Ortes. Verständlich, dass die Hetzhofer ihre Selbstständigkeit behalten wollen. Verständlich auch, dass sich die Feuerwehrkameraden modernes Gerät wünschen. Das kostet aber viel Geld. Geld, das in Zeiten leerer Kassen fehlt. Die Verbandsgemeinde muss abwägen: Kaufen sie den Hetzhofern ein modernes und teures Feuerwehrauto, wird das Loch in der Kasse noch größer. Und es weckt Begehrlichkeiten bei anderen kleinen Wehren. Kaufen sie ein altes und billiges Auto, sind die Feuerwehrleute verärgert. Ein möglicher Ausweg: Die Feuerwehren Kinderbeuern und Hetzhof fusionieren und erhalten dann ein richtig gutes und modernes Fahrzeug. w.simon@volksfreund.deEXTRA Der Tragkraftspritzenanhänger (TSA) ist ein einachsiger Anhänger, der mit technischem Gerät wie Schläuchen und einer Tragkraftspritze (Feuerlöschpumpe) beladen ist. Das Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) ist ein Fahrzeug, zum Beispiel Ford Transit oder VW-Transporter, das mit technischem Gerät, unter anderem einer Tragkraftspritze beladen ist. Mit ihm können auch Feuerwehrleute transportiert werden. Eine Weiterentwicklung ist das TSF-W. Dieses Fahrzeug verfügt über einen eigenen Löschwassertank. Das Löschgruppenfahrzeug (LF) führt technisches Gerät mit sich, hat Platz für neun Feuerwehrleute und ist mit einem Löschwassertank ausgestattet. Ein LF 8/6 kann 800 Liter Wasser pro Minute fördern, der Tank fasst 600 Liter.
