Streit um Kunstrasen

Nach dem Wunsch des Verbandsgemeinderates soll in Burgen ein Kunstrasen-Sportplatz gebaut werden. Der Kreis priorisiert aber das Sportgelände in Zeltingen-Rachtig und brüskiert damit den VG-Rat.

 Viele Pfützen: Auf dem Hartplatz in Burgen macht das Fußballspielen bei solchen Verhältnissen keinen Spaß. Foto: FC Burgen

Viele Pfützen: Auf dem Hartplatz in Burgen macht das Fußballspielen bei solchen Verhältnissen keinen Spaß. Foto: FC Burgen

Burgen/Bernkastel-Kues/Zeltingen-Rachtig. Seit Jahren bemüht sich die Gemeinde Burgen darum, dass das Sportgelände (Hartplatz) mit einem Kunstrasen versehen wird. Auf der Prioritätenliste der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues steht das Projekt obenan. Es folgt der dem Sportverein Zeltingen-Rachtig gehörende Naturrasenplatz, der ebenfalls mit Kunstrasen wetterunabhängig gemacht werden soll.

Die Prioritätenliste bekommt der Kreis. Der Kreisausschuss legt, nach Beratung im Sportstättenbeirat und im Jugendhilfeausschuss, die Prioritätenliste fest. Er stützt sich dabei in der Regel auf die Empfehlungen aus den Verbandsgemeinden.

Doch im Falle von Burgen und Zeltingen ist dies nicht der Fall. Ende 2008 setzte der Kreisausschuss das Projekt "Zeltingen-Rachtig" auf Platz vier. Burgen taucht gar nicht auf. Vor wenigen Wochen wurde die Liste aktualisiert. Hintergrund: Durch das Konjunkturprogramm II stehen weitere Mittel zur Verfügung. Danach rangiert Zeltingen-Rachtig jetzt auf Platz fünf, Burgen auf Platz sieben. Chancen auf Umsetzung haben wohl nur die ersten fünf Projekte. Die Vorgehensweise ärgert nicht nur die Gemeinde Burgen, sondern auch den VG-Rat Bernkastel-Kues.

Burgen steht in Sachen Kunstrasen vor Zeltingen

Der Naturrasen in Zeltingen-Rachtig sieht zwar schön aus, kann aber bei schlechter Witterung nur beschränkt benutzt werden. TV-Foto: Archiv/Willi Speicher

Der Naturrasen in Zeltingen-Rachtig sieht zwar schön aus, kann aber bei schlechter Witterung nur beschränkt benutzt werden. TV-Foto: Archiv/Willi Speicher



Einhellig betont das Gremium, dass Burgen in der VG in Sachen "Kunstrasen" vor Zeltingen-Rachtig steht und dies auch so bleiben soll.

Irritationen im Zusammenhang mit der Prioritätensetzung waren entstanden, weil der zuständige Sachbearbeiter beim Kreis behauptet hatte, die VG Bernkastel-Kues habe die Prioritätenliste geändert. Dieser Vorwurf ist mittlerweile aus der Welt. Der Sachbearbeiter hat eingeräumt, dass der Kreisausschuss die Prioritätenliste geändert hat. "Wir sind an der Änderung nicht beteiligt", stellt Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues, fest. Die Kreisverwaltung liefert zwei Gründe für die Änderung. Danach wird bei der Förderung von Kunstrasenplätzen Wert auf angemessene regionale Verteilung gelegt. In der Nähe von Burgen gebe es zwei Kunstrasenplätze: in Mülheim und Bernkastel-Kues. Eine Förderung komme zudem nur in Betracht, wenn nachgewiesen werde, dass der Kunstrasen mindestens 1800 Stunden im Jahr genutzt werde. Dies sei in Burgen nicht zu erwarten.

Mittlerweile haben die Gemeinde und der FC Burgen einen Nachweis über die Nutzung vorgelegt. "Es sind 1872 Stunden. Der Platz wird von 120 Leuten genutzt", sagt Ortsbürgermeister Reinhard Grasnick und weist daraufhin, dass Zeltingen-Rachtig nahe Bernkastel-Kues liege und der Sportverein dort auch Spiele austrage.

Gleichwohl gebe es keinen Zwist mit Zeltingen-Rachtig. "Wir fordern aber eine faire Behandlung", sagt Grasnick. Zwist will auch der Zeltingen-Rachtiger Ortsbürgermeister Manfred Kappes nicht. "Unser Sportverein hat früh einen Antrag beim Kreis auf den Weg gebracht. Vielleicht waren die Unterlagen erquickender. Die Gemeinde hat nicht am Hebel gedreht", sagt er.

SPD-Politiker Grasnick hat sich mittlerweile an die Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion sowie an die Landesregierung gewandt. Und der FC Burgen hat einen Förderverein gegründet, der bei der Finanzierung helfen, Eigenleistung gewährleisten und die Folgekosten übernehmen will.

Meinung

Es ist Zeit für eine Diskussion

Reinhard Grasnick ist ein Politiker, der spaltet: im eigenen Ort genauso wie in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Der SPD-Politiker klagt häufig, dass Anliegen seiner Partei in der "schwarzen Region" immer wieder zurückgewiesen werden und rühmt sich gleichzeitig wegen seiner Beziehungen zur Landes-SPD. Doch beim Streit um die Förderung der Sportstätten weiß er in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues die mächtige CDU und die anderen Fraktionen hinter sich. Denn die sehen sich in ihrer Souveränität eingeschränkt, wenn ihre Entscheidungen auf der nächsthöheren Ebene nicht umgesetzt werden. Ob sich an der Reihenfolge der Prioritätenliste dadurch noch etwas ändert? Zumindest wird eine Diskussion über die Vorgehensweise einsetzen. Es wäre übrigens kein Luxus, beide Plätze umzugestalten — auch im Sinne der Zukunft der Dörfer. Der Burgener Hartplatz ist nur noch etwas für Hartgesottene, der Naturrasenplatz im zur Spielgemeinschaft gehörenden Veldenz ist bei schlechtem Wetter auch keine Alternative. Der Zeltingen-Rachtiger Platz sieht zwar manchmal wie ein grüner Teppich aus, seine Nutzung ist aber ebenfalls vom Wetter abhängig. Außerdem bekommt er bei Hochwasser Besuch von der Mosel. c.beckmann@volksfreund.de

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