Streit um Weinseligkeit in Kirchen

COCHEM-ZELL. "Biblische Weinproben" sollen nicht in Kirchen, sondern in Pfarrheimen oder in anderen Räumen stattfinden. Dies ist die Auffassung des Bistums Trier, das damit Stellung zu der aktuellen Diskussion im Kreis Cochem-Zell nimmt.

Anlass ist eine Veranstaltung in der Müdener Pfarrkirche Anfang Mai, bei der im Rahmen einer Veranstaltungsreihe "Arena Modena" zu Bibeltexten und Musik auch Wein gereicht wurde. Dies kritisierten andere Pfarrer und Katholiken scharf, weil sie dadurch die sakrale Würde des Kirchenraums beschädigt sahen. Vor allem der Klottener Pfarrer Helmut Gehrmann äußerte sich sehr kritisch zu dieser "biblischen Weinprobe", die als "Unfug" bezeichnete und meinte, dass dadurch Gläubige in ihren religiösen Gefühlen verletzt würden. Eine Weinprobe in einer Kirche sei ein Unding, kritisierte der Klottener Pfarrer. Ganz so harsch wie Helmut Gehrmann sehen es andere katholische Geistliche im Kreis nicht, sie sind aber auch skeptisch, was eine "biblische Weinprobe" in einem Gotteshaus anbelangt. "Ein sakraler Raum ist ein Ort des Gebetes", befindet Pfarrer Peter Lönarz aus Ediger-Eller. In seiner Gemeinde wurde am vergangenen Wochenende eine Urbanusstatue für das Weinmuseum eingesegnet. Auch hier gab es im Anschluss eine "geistliche Weinprobe", allerdings nicht in der Kirche, sondern im benachbarten Pfarrheim. "Wir fanden, dass das Gotteshaus nicht der passende Rahmen dafür ist", erläutert der Ediger-Ellerer Seelsorger die Beweggründe. Eine Weinprobe gehört seiner Meinung nach nicht in die Kirche. Eine leichte Skepsis auch bei Dechant Winfried Kollig (Treis-Karden). "Man kann sicher darüber streiten, ob die Kirche der passende Ort dafür ist, aber man sollte die Diskussion auch nicht so hoch hängen", analysiert der Pfarrer. "In meiner Gemeinde würde ich wohl eher das Pfarrheim dafür aussuchen", sagt Kollig. Das sieht auch das Bistum Trier so. Bislang gibt es zwar keine offizielle Stellungnahme des Bischofs oder des Generalvikariats zur grundsätzlichen Frage von "biblischen Weinproben" in Kirchen, wie die bischöfliche Pressestelle betonte. Dennoch: "Es muss sehr genau überlegt werden, welche Veranstaltungen in Kirchen möglich sind", sagt Dr. Michael Kneib, der Leiter der Hauptabteilung "Pastorale Dienste" des Bistums Trier. Kirchen sind keine profanen Gebäude, sondern Stätten des Gebets und Orte der Gegenwart Gottes, betont Kneib: "Von daher ist im Einzelfall sehr genau abzuwägen, welche Veranstaltungen auf welche Art und Weise in Kirchengebäuden stattfinden können." Sinnvollerweise sollten "biblische Weinproben" nicht in den Kirchen stattfinden, rät das Bistum. Und die betroffene Pfarrei? "Ich hatte die Kritik erwartet, wenn auch nicht so heftig", erklärt der Pfarrer von Müden und Moselkern, Alois Schneider. "Auch ich war im Vorfeld skeptisch, dann aber von der Veranstaltung wie viele andere Besucher angenehm überrascht", sagt der Seelsorger und verweist auf die besondere Atmosphäre mit Musik und biblischen Texten, die dem sakralen Raum angemessen waren. Um weiteres Ärgernis zu vermeiden, wird es allerdings keine "biblische Weinprobe" in Müden mehr geben, fügt er hinzu. Biblische Weinproben sind im Übrigen nichts Neues. Voriges Jahr gab es in Briedel eine ähnliche Veranstaltung, ohne dass Kritik folgte.

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