"Streuobstwiesen - ein Stück Eifelkultur"

Reist man von der Nordeifel bis runter an die Mosel, muss es ein verbindendes Thema geben: Äpfel aus Streuobstanbau. Mehr als 60 Interessierte sind dazu beim Regionalforum der Lokalen Aktionsgruppe Vulkaneifel in Eckfeld zusammengekommen. Dabei wurde klar: Gute Gründe für die landschaftsprägende Kulturform gibt es genug.

Eckfeld. Vor der mobilen Saftpresse stapeln sich bereits säckeweise regionale Apfelsorten, als im Bürgerhaus in Eckfeld die Abschlussveranstaltung des Regionalforums "Streuobst - ein Stück Eifelkultur" beginnt. "Mindestens 1600 verschiedene Apfelsorten sind in Deutschland bekannt", sagt Irmgard Lütticken vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel, die die Vortragsreihe eröffnet. Auf 30 bis 40 Sorten bringen es die Teilnehmer. Über 60 Interessierte haben die rot geflammten, großen grünen und kleinen gelben Äpfel aus ihren Obstgärten mitgebracht, und wollen sie bestimmen lassen. Der anwesende Pomologe Richard Dahlem aus Trier staunt nicht schlecht: "Früchte von einem Baum von 1890 sind dabei." Aber wie kommt man zu "Eifeler Rambour", "Rotem Bellefleur" und Co? Antworten geben die Vorträge und persönliche Geschichten.
Fragt man beispielsweise Peter Schmauder senior, wie er Besitzer von 155 Hochstämmen wurde, erzählt er: "Ich sagte zu meiner Frau, du hast doch kürzlich so einen guten Apfelkuchen gebacken." Damit Schmauder diesen leckeren Kuchen noch einmal genießen konnte, mussten "beim Nachbarn Herbert" die ungenutzten Äpfel aufgesammelt werden. So kam der Hörschhauser zum Viezkeltern und Saftpressen.
Familie Bernardy hat das Saftpressen als Anlass zur Geselligkeit für sich entdeckt. Das Ehepaar und ihr ältester Sohn stehen draußen an der Saftpresse. Damit sind sie seit diesem Jahr in ihrer Freizeit auf Anfrage auch in Dörfern unterwegs. "Angefangen haben wir mit dem Apfelpressen, weil die ganze fünfköpfige Familie so viel Spaß am Ernten und Verwerten hat", sagt die Üxheimerin. Schnell hätten sich Nachbarn eingefunden.
Ältere Eifeler erzählten, dass es früher eine Tradition gewesen sei, zur Erntezeit ein Apfelfest zu veranstalten. "Sozial", wie Lütticken es nennt, ist das Streuobst aber auch, weil Wissen weitergegeben wird. Der Austausch über den richtigen Schnitt oder Erfahrungen mit bestimmten Sorten hat die Gleichgesinnten zusammengeführt.
Für viele ist die Kunst des Brennens der Grund für das Interesse an Streuobst. In der Region hat es eine lange Tradition. Dazu muss man seine Sorten kennen. Aus Elstar und anderen Geschmacksrennern aus dem Supermarktsortiment wird im hiesigen Klima nichts.
Zudem bergen die ein Risiko, das vielen alten Apfelsorten fremd ist. "Hat jemand mit Apfelallergien zu tun?", fragt Lütticken in den Saal. Martin Keller aus Zeltingen berichtet, seine Frau habe auf ihrer im vergangenen Jahr gekauften Streuobstwiese fünf, sechs Sorten gefunden, die keine Allergie auslösten. "Das ist das ganz große Plus für Äpfel aus Streuobstanbau", bestätigt Lütticken. Der Grund seien die Farb- und Geschmacksstoffe, sogenannte Polyphenole. In neuen Sorten sind sie weitestgehend rausgezüchtet. Ein Grund: Der angeschnittene Apfel wird weniger schnell braun.
Dass man es auch in Bezug auf die Natur mit einem schützenswerten Kulturgut zu tun hat, kann nach diesem Informationstag jeder nachvollziehen.
Extra

Eine Broschüre "Streuobstwiesen - ein Stück Eifelkultur" mit Informationen über Pflanzung, Pflege, Nutzung, Vermarktung und beispielhafte Projekte kann angefordert werden über die Geschäftsstelle der LAG Vulkaneifel in Daun unter der Nummer 06592/933200 oder als PDF-Dokument unter www.leaderregion-vulkaneifel.de/presse kf

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