Strommasten verschwinden bald: In Bausendorf führt Hochspannungsleitung seit 50 Jahren über Häuser

Wittlich/Bausendorf · Bei zwei Infomärkten in Wittlich-Dorf und Bausendorf informierte Netzbetreiber Amprion über den derzeitigen Stand der Planungen beim Ausbau der Hochspannungsleitung Weißenthurm-Niederstedem. In Bausendorf freut man sich, dass Strommasten bald aus dem Ort verschwinden.

 Mit dem Ausbau auf ein 380-kV-Netz sollen Hochspannungsmasten und Stromleitungen über Bausendorf bald Geschichte sein. TV-Foto: Holger Teusch

Mit dem Ausbau auf ein 380-kV-Netz sollen Hochspannungsmasten und Stromleitungen über Bausendorf bald Geschichte sein. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu), Holger Teusch ("TV-Upload Teusch"

Wittlich/Bausendorf. Irmgard Molitor kann sich noch genau daran erinnern, als der Hochspannungsmast im Garten ihrer Eltern aufgebaut wurde. "Das war 1965", erzählt die Seniorin aus Bausendorf. Seit einem halben Jahrhundert lebt sie nun unter dem rund 50 Meter hohen Turm aus Stahl. Damit habe sie nie Probleme gehabt, sagt sie. Im Gegenteil: "Früher lag unser Haus ganz am Ende des Orts und bei jedem Gewitter hatten wir einen Blitzschlag. Der Mast war unser bester Blitzableiter", erzählt Irmgard Molitor. Traurig, dass die 220-Kilovolt-Leitung von Weißenthurm am Rhein nach Niederstedem bei Bitburg bald nicht mehr über ihr Haus führt, ist sie allerdings nicht. Das Ortsbild habe sich seit 1965 enorm geändert.

Das ist laut Nancy Kluth vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion (siehe Extra) auch der Grund, beim Ausbau der Stromtrasse auf 380 kV im Alftal eine der wenigen Änderungen gegenüber dem bisherigen Verlauf zu planen. Denn 200 Meter Mindestabstand zum Ortsrand seien bei Hochspannungsleitungen vorgeschrieben. Dass wie in Bausendorf die Leitung über Häuser führt, liege daran, dass sich die Orte ausgedehnt hätten.
Nun soll die neue Leitung östlich von Bausendorf nach Süden abknicken und zwischen der westlichsten Alftalgemeinde und dem Nachbarort Kinderbeuern hindurch führen. Auf dem Galgenkopf in Höhe der Bundesstraße 49 führt die neue Leitung dann weitgehend genauso wie momentan nördlich der Wittlicher Stadtteile Neuerburg und Dorf vorbei zum Umspannwerk Wengerohr.

Karl-Heinz Schmitt hätte die neu geplante Trassenführung vor 20 Jahren Erleichterung gebracht. Mitten auf seinem Bauernhof in Bausendorf steht einer der riesigen Masten. Ohne diesen hätte er seine Ställe vor Jahrzehnten wohl anders geplant. Auch die Biogasanlage wäre möglicherweise schon früher gebaut worden. Vorteile von der neuen Trassenführung habe er nicht. Im Gegenteil: Neue Masten auf den Feldern würden die Arbeit erschweren. Von möglichen Ausgleichszahlungen werde er aber nichts haben, weil die Felder nur gepachtet sind. Trotzdem ist Schmitt dafür, dass die Hochspannungsleitung aus Bausendorf heraus kommt.

145 Millionen Euro will Amprion in die 110 Kilometer lange Leitung investieren. Die Masten haben ein halbes Jahrhundert gut überstanden. Aber vor allen wegen der Energiewende mit vielen kleinen Stromerzeugern und der vielen Windenergie die erzeugt wird, ist der Ausbau auf 380 kV nötig, sagt Kluth. Die Statik der alten Masten sei der Grund, weshalb sie ausgetauscht werden müssen.Extra

Das zu Beginn des Jahrtausends aus dem RWE-Konzern hervorgegangene Unternehmen Amprion ist einer von vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB). Neben der im Westen Deutschlands aktiven Amprion gibt es 50Hertz Transmission (ehemalige DDR), TransnetBW (Baden-Württemberg) und Tennet TSO (im mittleren Teil Deutschlands von Schleswig-Holstein bis Bayern). Durch die großen Netze (allein Amprion verfügt über 5300 Kilometer 380 Kilovolt- und 5700 Kilometer 220 Kilovolt-Leitungen) transportieren die Stromlieferanten ihren Strom. Die überregionalen Netze sind über Umspannwerke an das Verteilernetz angeschlossen. Weil die ÜNB in ihrer jeweiligen Region ein Monopol haben, werden sie staatlich beaufsichtigt. Sie betreiben außer den Hochspannungs-Wechselstrom-Netzen, die Nancy Kluth von Amprion als die Netzautobahnen mit vielen Auffahrten bezeichnet, auch die großen Gleichspannungsleitungen. Diese sind laut Kluth wie Fluglinien: Nur am Start- und Endpunkt kann man Strom entnehmen. teu

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