Suche Winzer – biete Zukunft

REIL. Immer weniger Winzer, immer weniger Weinberge: Dieser Trend ist in Reil besonders spürbar. Die Weinbergsfläche von einst 200 Hektar hat sich halbiert, ebenso die Zahl der Winzer. Die Gemeinde will dem nicht tatenlos zusehen und dabei mithelfen, ausscheidenden Winzern Nachfolger zu beschaffen.

 Der Sohn folgt dem Vater: So war es fast immer an der Mosel. Doch der Strukturwandel hat vieles verändert. Foto: Winfried Simon

Der Sohn folgt dem Vater: So war es fast immer an der Mosel. Doch der Strukturwandel hat vieles verändert. Foto: Winfried Simon

50, 60 Vollerwerbswinzer gab es einst in Reil. Heute sind es noch 24 Familien, die ausschließlich vom Weinbau leben. Von diesen hat rund die Hälfte keinen Hofnachfolger. Diese Entwicklung ist nicht allein auf Reil begrenzt, in vielen anderen Weinbauorten der Mosel sieht es ähnlich aus. Doch in Reil will man gegensteuern. Auf Antrag der SPD-Fraktion hat sich sogar der Gemeinderat mit dem Thema befasst und mit großer Mehrheit folgenden Beschluss gefasst: Der Bürgermeister soll feststellen, welche Vollerwerbswinzerbetriebe in den nächsten fünf bis zehn Jahren aus Altersgründen und wegen fehlender Nachfolge voraussichtlich aufgegeben werden. Und der Bürgermeister soll mit den Betriebsinhabern Gespräche führen mit dem Ziel, dass die Betriebe fortgeführt werden können. Keine leichte Aufgabe für Ortschef Artur Greis. Entsprechende Möglichkeiten will er nun mit dem Bauern- und Winzerverband, der Landwirtschaftskammer und dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Bernkastel-Kues ausloten. Auch Gespräche mit den Landtagsabgeordneten Heike Raab (Cochem) und Dieter Burgard (Wittlich) haben bereits stattgefunden. Der SPD-Ortsverein Reil, dem Artur Greis angehört, hat sich in der jüngsten Ausgabe seines Informationsblattes "Heißer Stein" Gedanken gemacht. Darin wird in einem Beitrag unter der Überschrift "Suche Winzer - biete Zukunft" daran erinnert, dass vor 20, 30 Jahren viele junge Leute aus dem Ort weggezogen waren und Berufe im Handwerk und in der Industrie erlernt hatten. Zitat: "In jenen Jahren schien es so, als ob die Chancen für junge Leute überall liegen, nur nicht hier." Außerdem wird bedauert, dass damals wie heute kaum Betriebsfremde eine Ausbildung im Weinbau anstreben. "Müssen denn Azubis für den Weinbau immer aus Winzerfamilien stammen?", heißt es. Winzerberuf für Städter attraktiv

Im Landkreis Trier seien noch über 1000 junge Leute auf Ausbildungsplatzsuche. Es müsse doch möglich sein, einigen davon als Azubis in Reil eine Chance zu geben. Tatsächlich finden heute immer mehr Menschen aus der Stadt den Winzerberuf attraktiv. Bei der Jungweinprobe in Traben-Trarbach Ende April dieses Jahres zum Beispiel wurden die Weine unter anderem von zwei Winzerlehrlingen kommentiert, die nicht aus einer Winzerfamilie stammen. Sie arbeiten daran, sich an der Mosel eine neue Existenz aufzubauen. Und auf solche Leute hoffen auch die Reiler. Greis: "Wenn es klappt, haben alle etwas davon - der Neue, der aufgebende Winzer und die Allgemeinheit."

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