Super-Nasen gehen auf Sprengstoff-Suche

Einmal im Monat trainieren die Hundeführer der Diensthundestaffel des Trierer Polizeipräsidiums für den Ernstfall. Der TV war bei der Übung im Bungert-Oktoberfestzelt in Wittlich dabei.

Wittlich. Der kleine Timon hat noch viel Zeit, bis er zum ersten Mal mit den Großen auf Streife darf. Gerade einmal zwölf Wochen alt ist der Schäferhund mit den braunen Schlappohren und damit noch viel zu jung für die Sprengstoffsuche. Peter Schwarz, Timons "Herrchen" und Hundeführer beim Trierer Polizeipräsidium, hat den Welpen mit ins Bungert-Okotoberfestzelt nach Wittlich gebracht. Hier darf der Kleine ausgelassen durch die leeren Reihen toben, während seine ausgewachsenen Kollegen im Auto auf ihre monatliche Trainingseinheit warten.

In dem riesigen Zelt, in dem an den Wochenenden tausende Besucher ausgelassen feiern, herrscht am Dienstagmorgen Ruhe. Der Geruch von Bier hängt noch immer in der Luft. Tische und Bänke sind wieder ordentlich zurechtgerückt. Wo am Samstag noch der Gerstensaft in Strömen floss, wird heute nur Apfelschorle gezapft.

Aus einem silbernen Metallkoffer mit Schaumstoffeinsatz holt Hundeführer Winfried Hengels drei unscheinbare Schraubgläser. Nur ein kleiner Aufkleber deutet auf den explosiven Inhalt hin: TNT steht mit Kugelschreiber auf dem Deckel, die orangefarbenen Sprengstoff-Rollen darin sehen aus wie billige Requisiten eines Wildwestfilms. Explodieren kann hier nichts, versichern die Anwesenden, der Zünder fehlt.

Der Sprengstoff dient an diesem Vormittag nur zum Üben. Einmal im Monat trainieren die Polizeibeamten aus Trier mit ihren Hunden für den Ernstfall. Das Wittlicher Festzelt bietet den Hundeführern dabei ideale Praxisbedingungen: "So eine Situation wie hier finden wir bei unseren Einsätzen tagtäglich vor", erklärt Polizei-Oberkommisar Peter Wagner die perfekten Trainingsvoraussetzungen.

Winfried Hengels hat den Sprengstoff inzwischen unter der großen Biergarten-Theke versteckt, die Suche kann beginnen. Weder Hund noch Herrchen wissen jetzt, wo sich die TNT-Stange verbirgt, mehr als eine Stunde würden die fünf Beamten mit ihren Hunden brauchen, um das gesamte Festzelt im Ernstfall systematisch nach Sprengladungen und Waffen abzusuchen.

Alain Brachmann, der mit seinem Labrador Tequila für die Übung aus Luxemburg angereist ist, nimmt sich den Biergarten-Bereich vor. Routiniert führt Brachmann seinen Hund in jede Ecke des abgegrenzten Areals, zeigt ihm, wo er mit seinem feinen Geruchssinn nach Sprengstoff suchen soll. Doch Tequila riecht an diesem Morgen schlecht. Immer wieder schnuppert er an der Stelle, an der die TNT-Stange liegt, wedelt mit dem Schwanz, man sieht dem sechsjährigen Hund die Aufregung an. Er scheint hellwach, läuft hin und her - und dreht dann ab. Kein Sprengstoff gefunden, das gibt später eine Extra-Suchrunde. "Nachsitzen", schmunzelt Peter Schwarz. Gespielt wird nach der Suche trotzdem, schließlich funktioniert die Arbeit der Polizeihunde über ihren Spieltrieb.

Als nächster ist Vicco dran. Der deutsche Schäferhund bekommt von Hundeführer Peter Schwarz ein Lederhalsband übergestreift - für den fünfjährigen Rüden das sichere Zeichen: "Jetzt geht es los!" Der Hund bebt vor Erwartung, trotzdem bewegt er sich ohne das Zeichen seines Chefs keinen Zentimeter von der Stelle. Die Ohren zucken, dann endlich gibt Schwarz das Kommando: "Such Ex". Der scharfe Laut im Wort "Ex" soll das Tier zusäztlich anheizen. Mit der Nase folgt der Hund dem Zeigestock des Hundeführers. Schwarz gibt ihm eine Orientierung, Vicco riecht dann das, was den Augen der Menschen verborgen bleibt. Schnell hat der Hund das Versteck entdeckt, mit "Platz" zeigt er an, wo sich der Sprengstoff verbirgt. Wild kratzen dürfen die Hunde bei der Suche nach Sprengstoff nicht, die kleinste Berührung könnte zur Katastrophe führen. Vicco hat sich nach der anstrengenden Suche eine Ruhepause im Auto verdient. Nachwuchs-Spürnase Timon darf jetzt noch einmal raus, zum Spielen auf der Wiese. Aber vielleicht ist er in einem guten Jahr auch schon dabei, beim regelmäßigen Training der Diensthundestaffel - und im Ernstfall.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort