Tägliches Nickerchen und viel Bewegung

Traben-Trarbach · "Ich bin mit allem rundum zufrieden", sagt Ottilie Bauer. Am heutigen Donnerstag wird sie 100 Jahre alt. Die zierliche Dame mit den wachen Augen erfreut sich einer enormen Rüstigkeit und lebt seit 50 Jahren in ihrer Trabener Wohnung.

 Ottilie Bauer, hier mit ihrer aus Amerika angereisten Tochter Brigitte, freut sich über den Besuch ihrer vielen Nachkommen von weit her.TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Ottilie Bauer, hier mit ihrer aus Amerika angereisten Tochter Brigitte, freut sich über den Besuch ihrer vielen Nachkommen von weit her.TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. Jeden Morgen um 7 Uhr spricht Ottilie Bauer das Morgengebet auf der Bettkante. Dann wäscht sie sich und zieht sich an, kocht sich zum Frühstück ein weiches Ei, dazu gibt\'s ein Butterbrot, Marmelade und Kaffee. Trotz ihrer 100 Jahre schafft die Moselanerin all das noch immer alleine.
Mit fünf Geschwistern ist sie in Biebern bei Simmern aufgewachsen. "Ich hatte eine sehr schöne Kinderzeit", erinnert sich die Jubilarin, die nach dem Schulabschluss in der elterlichen Landwirtschaft mithalf und eine Hauswirtschaftslehre absolvierte. Als 23-Jährige kam Ottilie Hetzel nach Traben-Trarbach und hatte zunächst Heimweh, als sie ihren Dienst in einem Hotel aufnahm.
Keine Medikamente


1938 heiratete sie Ewald Bauer und brachte drei Kinder auf die Welt. Der Sohn starb 1988, die beiden Töchter leben in den USA, und 13 Nachfahren waren seit Juli bereits an der Mosel, um den runden Geburtstag vorzufeiern. "Das war eine Wucht", sagt Ottilie Bauer und strahlt über das ganze Gesicht. Sie freut sich schon auf die nächste Gästeschar, die jetzt zum 100. angereist ist.
Acht Enkel, zehn Urenkel und drei Ur-Ur-Enkel gehören zu ihrer Familie.
Ihren Alltag meistert sie noch immer allein. Ein guter Freund unterstützt sie dabei. Der Rentner Helmut Reichert besucht Ottilie Bauer seit 27 Jahren und hilft ihr täglich in vielen Bereichen. So erledigt er die Einkäufe, assistiert beim Kochen und liest ihr aus dem TV vor.
"Sie ist noch sehr kompetent", schwärmt er, und Ottilie Bauer freut sich über die vielen Dinge, die sie noch kann.
Mittags isst sie am liebsten Kartoffeln, Gemüse und ein Stück Fleisch, und sie schätzt auch eine gute Suppe.
"Ich sorge für viel Bewegung in meiner Wohnung und bin täglich vor der Tür." Dort kümmert sie sich um die Blumen auf ihrer kleinen Terrasse. Medikamente benötigt sie nicht. "Ab und zu eine Tablette gegen Wassereinlagerung und mal ein pflanzliches Präparat zur Herzstärkung".
Mittags hält sie ein Nickerchen im gemütlichen Sessel, und munter plaudert sie aus ihrem langen Leben, erzählt von den Eltern und der Hunsrücker Heimat ohne Anzeichen von Vergesslichkeit. Ihre grauen Haare sind flott frisiert und es fällt schwer zu glauben, dass die freundliche kleine Dame schon ein ganzes Jahrhundert auf der Welt ist.
"Das Geheimnis ihres hohen Alters ist ihre Selbstdisziplin", weiß Reichert. "Wenn man einen festen Glauben hat, schafft man alles", ist Ottilie Bauer überzeugt. Weder vor dem Sterben noch vor dem Tod hat sie Angst: "Man muss es nehmen, wie Gott es bestimmt."

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