Tatort Baustelle: Dieselklau nimmt zu

Wittlich · Sandgruben, Steinbrüche plus größere Baustellen gibt es viele im Kreis. Sie sind besonders in Wochenendnächten Tatorte: Aus Baumaschinen und Lastwagen wird Diesel gestohlen. Seit 2009 wird dieses Phänomen von der Polizeiinspektion Wittlich besonders beobachtet. In diesem Jahr wurde die größte Menge im April in Niederscheidweiler gestohlen: 1350 Liter in einer Nacht.

 Dieselklau an einem Bagger: Wie in dieser gestellten Szene wird der Treibstoff abgezapft. Für große Mengen benutzen die Täter motorgetriebene Pumpen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Dieselklau an einem Bagger: Wie in dieser gestellten Szene wird der Treibstoff abgezapft. Für große Mengen benutzen die Täter motorgetriebene Pumpen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Mit 45 220 Litern im Tank kann man weit fahren: Bei Acht-Liter-Verbrauch käme man 14 Mal damit um die Erde. So viel Kraftstoff wurde 2010 im Bereich des Polizeipräsidiums gestohlen. Seit Januar 2011 sind es schon über 21 000 Liter. Bei der Polizeiinspektion (PI) Wittlich haben sich die offiziellen Fälle von 15 im Jahr 2008 auf 32 im Jahr 2010 verdoppelt. Denn hohe Spritpreise machen Diesel als Diebesgut interessant.
In diesem Jahr gab es bisher neun Fälle. Drei Beispiele: Im Hartsteinwerk Niederscheidweiler wurden Mitte April 1350 Liter Diesel aus sechs Baggern, Hubladern und Muldenkippern gestohlen - die bis jetzt größte Menge 2011. Anfang Mai zapften Unbekannte 300 Liter Diesel aus zwei Lastwagen in Landscheid ab. In Wittlich gab es für einen Lastwagenfahrer Ende Januar ein böses Erwachen: Während er schlief, wurde der Tank seines Fahrzeugs geleert. Die Beute der Dieseldiebe: 150 Liter.
Generell seien überwiegend die Sand- und Steingruben und größere Baustellen der Region die Tatorte, erklärt Jürgen Riemann, Pressesprecher der PI Wittlich. Zur bekanntesten Baustelle im Landkreis sagt er: "Die Fahrzeuge an der Großbaustelle B 50 neu wurden mehrfach aufgesucht." Das ist vorerst vorbei, denn die Polizei und ein Wachunternehmen haben seither die Baustelle im Blick.
Die Täter zapfen den Diesel per Schlauch ab und füllen ihn in Kanister von zehn bis 30 Litern Größe. "In Einzelfällen muss aufgrund der hohen Mengen angenommen werden, dass die Täter mit motorgetriebenen Pumpen gearbeitet haben. In diesen Fällen wurden vermutlich auch größere Gebinde, wie zum Beispiel 200 Liter Stahlfässer, mitgeführt", sagt Jürgen Riemann. Zu nennenswerten Umweltschäden wegen dabei ausgelaufenem Kraftstoff sei es bislang noch nicht gekommen. "Aber: Es entstanden für die Geschädigten in der Mehrzahl der Fälle erhebliche Kosten durch Schäden an den Fahrzeugen, Tanks, Tankverschlüssen", so der Polizeisprecher. Die Schlösser böten keinen Schutz. Sie sind zu knacken und oft sei dieser Schaden genauso hoch wie der Wert des gestohlenen Diesels. Auch Alarmanlagen hätten sich nicht bewährt. Einen Tipp hat die Polizei: Die Fahrzeuge nach Arbeitsende so abstellen, dass der Täter nicht an den Tank kommt. So könnten Lastwagen beispielsweise dicht an eine Mauer gefahren werden. Nur Bagger, deren Tanks oft von oben offen zugänglich sind, ließen sich so nicht schützen.
Bei der Aufklärung sind Zeugen wichtig, wie ein Fall an Pfingsten vor einem Jahr zeigt:
Beim Spaziergang an Pfingstsonntag wunderte sich eine Familie, dass in einer Sandgrube bei Binsfeld feiertags Menschen an den Raupen beschäftigt waren und dazu Kanister herumstanden. Sie alarmierten die Polizei. Die Täter merkten, dass sie beobachtet wurden und flüchteten. Der Familienvater verfolgte sie, notierte sich ein Autokennzeichen. In Wittlich konnte die Polizei die Täter stellen.
Und wer klaut Diesel? Drei Gruppen sind es laut Polizei: Größere Mengen stehlen organisierte Banden aus dem Ausland, die in derselben Nacht verschwinden. Dazu gibt es Täter aus der Umgebung, die gleich mehrfach an einer Stelle stehlen und - bei wenigen Einzelfällen - sind es Firmenangehörige oder Mitarbeiter.
Generell gilt: Bei den Kraftstoffdiebstählen, die bei der Polizei angezeigt werden, handelt es sich fast ausschließlich um Diesel. Nur ganz selten wird Benzin aus einem herkömmlichen PKW abgezapft.

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