Tausche Krimi gegen Herz-Schmerz-Buch

Gonzerath · Erst Gutenthal, dann Morbach und jetzt Gonzerath: In drei ehemaligen Telefonzellen in der Einheitsgemeinde können Bürger nicht mehr benötigte Bücher hinbringen und sich mit neuer Literatur versorgen. Und in Kürze kommt eine weitere hinzu.

 Die Bücherzellen in Gutenthal, Morbach und Gonzerath (von links). TV-Fotos (3): Christoph Strouvelle

Die Bücherzellen in Gutenthal, Morbach und Gonzerath (von links). TV-Fotos (3): Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Gonzerath. Die Menschen in der Einheitsgemeinde Morbach sind offensichtlich sehr belesen. Denn jetzt ist in Gonzerath die dritte Telefonzelle innerhalb der Einheitsgemeinde aufgestellt worden, die als Tauschbörse für Bücher dient. Lesefreunde können in die Zelle im Ortszentrum "Auf der Lunn" Bücher hinbringen oder sich mit neuem Lesestoff versorgen. Frauenkreis steckt hinter der IdeeDie Gonzerather Initiatoren sind laut Regina Kuhn ein privater Frauenkreis. "Wir haben auch für die Erstbestückung mit Büchern gesorgt", sagt sie. Der Grundstücksinhaber sei direkt mit dem Aufstellen der Bücherzelle einverstanden gewesen, ein privater Unternehmer habe für den Transport der ausgedienten Telefonzelle von Potsdam nach Gonzerath gesorgt. In Potsdam deponiert die Telekom ausgediente Telefonzellen, die sie wieder herrichtet und an Privatkunden verkauft. Bereits in den ersten Wochen sei die neue, rot angestrichene Telefonzelle gut angenommen worden, sagt Kuhn. "Es ist ein Kommen und Gehen an Büchern", sagt sie. In Gonzerath könne man auch nur ein Buch herausnehmen, ohne eines nachzulegen - oder umgekehrt. Ein Tausch in gleichen Stückzahlen sei nicht notwendig, sagt Kuhn. Vorreiter in der Einheitsgemeinde war Gutenthal, wo eine leerstehende Telefonzelle im Ortszentrum bereits seit dem Sommer 2015 zur Bücherzelle umfunktioniert worden war. "Wir hatten das Mobiliar schon erneuert, um mehr Bücher unterzubringen, aber die Zelle ist eigentlich zu klein", sagt Evi Arend, die damals den Anstoß zur Büchertauschzelle gegeben hatte. Ihre Erfahrungen sind durchweg positiv. Die Leseratten kommen nicht nur aus Gutenthal, sondern auch aus den umliegenden Ortschaften, hat Arend beobachtet. Vor allem ältere Menschen würden Bücher tauschen. Am meisten gefragt seien "Herz-Schmerz-Bücher" und Krimis. "Die gehen immer", sagt Arend. Kinder- und Sachbücher fänden weniger Interesse, sagt sie. Gleich mehrere Frauen kümmerten sich um die Pflege der Zelle. "Was länger steht, kommt raus und ins Altpapier", sagt Arend. Die Bücher hätten den Winter gut überstanden. Witterungsbedingte Schäden habe es nicht gegeben. In Morbach hat die Familie Schommer gar eine englische Telefonzelle in der Bernkasteler Straße als Bücherzelle eingerichtet. Das Modell aus rotem Gusseisen war im Internet zum Verkauf angeboten worden. Auch in Morbach sei die Nachfrage groß, sagt Petra Schommer. Heimatverein schließt sich an

Tausche Krimi gegen Herz-Schmerz-Buch
Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"
Tausche Krimi gegen Herz-Schmerz-Buch
Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Alle paar Wochen räumt sie die Zelle auf und ordnet die Bücher neu. In den meisten Fällen seien die Exemplare, die die Leute bringen, in gutem Zustand. "Es ist wenig Ausschuss dabei", sagt sie. Derzeit plant Schommer schon ihr nächstes Bücherzellenprojekt. Denn in Hundheim will der Heimatverein, in dem sie aktiv ist, in wenigen Wochen auf dem Dorfplatz auch eine Tauschbörse einrichten. Die dafür erforderlichen Genehmigungen seien schon eingeholt, der Ortsbeirat habe das Projekt befürwortet, sagt sie. Derzeit werde die Telefonzelle, die der Heimatverein ebenfalls aus Potsdam abholen wird, von der Telekom vorbereitet. 450 Euro plus Transportkosten und Einrichtungskosten investiert der Heimatverein, sagt sie.

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