Bernkastel-Kues. Dr. Matthias Vollet, Geschäftsführer der Kueser Akademie für Geistesgeschichte, und seine Mitarbeiter kamen in den vergangenen Tagen mächtig ins Schwitzen. Mehrere Dutzend Kartons, voll mit Büchern, schleppten sie ins Dachgeschoss des großen Gebäudes an der Uferstraße in Bernkastel. 3000 Bände hat der im August 2011 verstorbene Bonner Philosophieprofessor Wolfgang Marx hinterlassen. Seine Erben haben diese reichhaltige Bibliothek der Kueser Akademie übergeben, um sie öffentlich zugänglich zu machen. Sie enthält nicht nur bedeutende philosophische Bände, sondern auch Werke der Weltliteratur, der Geschichte, Kunstgeschichte, Naturwissenschaften und Kunstbände (siehe Extra).
Der Geschäftsführer der Kueser Akademie, Dr. Matthias Vollet, freut sich: "Das ist eine Bereicherung unserer ohnehin schon kleinen, aber feinen Bibliothek." Diese ist jetzt auf über 10 000 Bände angewachsen. Klassiker der Weltliteratur wie Dantes "Göttliche Komödie", Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", Werke von Goethe, Schiller, Lessing, Stifter, Shakespeare, Thomas Mann und viele andere stehen in den Regalen.
Selbstverständlich sind so gut wie alle großen Philosophen vertreten: von Sokrates, Aristoteles, Platon über Augustinus, Thomas von Aquin, Descartes, Kant bis zu lebenden Denkern, die sich zum Beispiel mit der Medizin- oder Wirtschaftsethik befassen.
Noch ist dieser wertvolle Bestand nicht katalogisiert. Alle Bücher müssen eine Signatur erhalten und in einem Katalog erfasst werden. Vollet hofft, bis Ende des Jahres damit fertig zu sein.
Besonders stolz ist er auf die 13-bändige "Bibliothek der Philosophen" aus dem Jahr 1912. Fast alle Bücher der Bibliothek stammen aus Schenkungen und Stiftungen - unter anderem von dem 1994 verstorbenen Historiker Professor Peter Knoch.
Vollet: "Der Verein Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte könnte das alles gar nicht bezahlen."
Der Buchbestand steht allen Lesern als Präsenzbibliothek zur Verfügung. Während der Öffnungszeiten kann es sich jeder dort im Lesezimmer zwischen all den Büchern gemütlich machen und in die Welt der Philosophie oder anspruchsvollen Literatur eintauchen. Vollet: "Wir sind kein Forschungsinstitut, das die Tür hinter sich abschließt. Wir sind offen."
Eine Leihbücherei soll es allerdings nicht werden, sagt Vollet. Das wäre zu aufwendig. Die Bibliothek wird auch ein wichtiger Bestandteil der geplanten Cusanus Hochschule sein. Die Studenten können dort forschen und lernen. Bereits heute nutzen Studenten die Räume, um dort in Ruhe eine Haus- oder Diplomarbeit zu schreiben.Extra

Die Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte, Gestade 6, Bernkastel-Kues, eröffnet am heutigen Samstag, 18 Uhr, mit einer kleinen Feier die "Wolfgang-Marx-Forschungsbibliothek". Am Sonntag stellt sich die Kueser Akademie ab 15 Uhr an einem Tag der offenen Tür vor. Mitarbeiter erklären die Arbeit der Akademie und erläutern das neue Programm - unter anderem: Lektürekreise zu Cusanus und Dante, Vortragsreihe im Kurgastzentrum, ein Robert-Musil-Lesekreis und die ersten Vorträge der "Forschen Jugend!", dieses Jahr durch Schüler des Nikolaus von Kues-Gymnasiums Bernkastel-Kues. sim