Teerkolonne treibt Unwesen im Kreis Birkenfeld

Mancher Hausbesitzer, der sparen will, geht betrügerischen Handwerkertrupps auf den Leim. Jüngst zog eine Teerkolonne durch den Kreis Birkenfeld, bot ihre Dienste an - und war blitzschnell wieder verschwunden.

Birkenfeld. (msc) Immer wieder ziehen Handwerkerkolonnen durch die Region, um minderwertige Leistungen an den Mann zu bringen. Vor wenigen Wochen waren es laut Stefan Heß vom Betrugsdezernat der Polizeiinspektion Idar-Oberstein Teerkolonnen, die ihre Dienstleistungen im Kreis Birkenfeld anboten - und bald wieder verschwanden.

Risse entstehen bald aus gutem Grund: Die aufgebrachten Teerschichten sind so dünn, dass sie bald Löcher und Risse zeigen. Noch dazu knöpfen die "Dienstleister" ihren Opfern mehr Geld ab als vereinbart. Denn mit den Flächenberechnungen nehmen sie es nicht genau.

"Meist suchen diese Handwerker Privatgrundstücke, die ihnen sanierungsbedürftig erscheinen, und geben vor, in der Nähe größere Straßenbauarbeiten vorzunehmen und noch Teer übrig zu haben. Deshalb könnten sie so günstig anbieten", erklärt Heß. Und der Nachbar sieht's - und ordert ebenfalls.

Die Hausbesitzer, die den Betrug irgendwann bemerken, gehen jedoch in den seltensten Fällen zur Polizei, weil sie sich ihrerseits wegen Steuerhinterziehung strafbar machen. Eine Rechnung für die geleistete Arbeit gibt es nämlich nicht - und damit auch keine Garantie und keine Adresse, an die man sich bei Reklamationen wenden kann. "In der Regel kommen die Gruppen aus Irland, England oder Holland", sagt Heß, dem jüngst eine Anzeige ins Haus flatterte.

Jens Schober, Assistent der Geschäftsführung der Kreishandwerkerschaft, weiß auch von Banden aus dem osteuropäischen Raum, die nach dem gleichen Muster vorgehen. Seines Wissens zog die Teerkolonne jüngst vom Kreis Birkenfeld ins Saarland weiter - wo sie inzwischen allerdings auch schon wieder verschwunden ist. So ist es für die Polizei äußerst schwierig, sie dingfest zu machen, zumal es sich um mehrere Gruppen handelt. Mal sind es Teerkolonnen, mal Dachdecker oder Gebäudereiniger, die ihre Dienste anbieten.

Doch am Ende kommen zum Geld, das für schlechte Arbeit vergebens ausgegeben wurde, noch die Entsorgungskosten, wenn die Teerdecke beispielsweise wieder entfernt und entsorgt werden muss.

Auch Kreishandwerksmeister Eric Aulenbacher warnt: "Bei der Flachdachsanierung sollte man beispielsweise aufpassen. Ein solches Dach abzudichten, ist mehr als eine Tonne Teer drüber zu kippen. Das ist so schwierig, dass selbst dem Fachmann mal etwas misslingt. Aber dann hat man eine Garantie und einen Ansprechpartner - und muss nicht für die gleiche Arbeit zweimal zahlen."

Polizist Heß rät, generell bei Haustürgeschäften hellhörig zu werden und bloß kein Geld in bar und ohne Quittung zu zahlen. "Denn dann ist das Geld weg."

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