Tempoanzeige schreckt Raser nicht ab

Osann-Monzel · 40 Tage lang hat die Gemeinde Osann-Monzel die Geschwindigkeit von Autofahrern an zwei Stellen in der Moselstraße messen lassen. Ergebnis: jede Menge Temposünder - auch direkt am Kindergarten. Ein Spitzenreiter war mit 120 Kilometern pro Stunde unterwegs. Das bleibt jedoch ohne Folgen: Es gibt kein Bußgeld für die Raser.

Osann-Monzel. Die Kinder aus der Kita Zwergenvilla sind auf dem Weg zum Waldtag. Auto um Auto rast an ihnen vorbei, manche Fahrer gehen vom Gas, andere sind mit hohem Tempo unterwegs. Die Raser will die Gemeinde Osann-Monzel ausbremsen, hat vor drei Jahren zwei Tempomessanzeigen gekauft. 6000 Euro wurden laut Ortsbürgermeister Matthias Stoffel investiert. Das ist eine Investition, die sich nicht wie erwartet auszahlt. "Wir haben gedacht, das hätte einen Nutzen", sagt er. Seither sind die Anzeigen ständig an unterschiedlichen Stellen im Ort im Einsatz. Die Mess-Ergebnisse zeigen: Viele Autofahrer lassen sich von den Anlagen nicht beeindrucken, ihr Fuß bleibt auf dem Gaspedal. Gerast werde im Ort fast überall, sagt Stoffel. Im Bereich der Kirche, auf dem Weg zwischen Osann und Monzel, sogar vor Kindergarten und Schule. "Wir können nur an die Vernunft appellieren", sagt der Ortschef. Helfen würde es, wenn die Polizei kontrolliert, so Stoffel, und die Temposünder für ihr Vergehen zahlen müssten.
Bußgelder darf die Gemeinde nicht erheben. Und die wären knackig, wenn man mit 117 Kilometern pro Stunde innerhalb des Ortes - wie ein Fahrer in Osann-Monzel vor dem Kindergarten - erwischt würde: "Wer mit einem PKW innerhalb geschlossener Ortschaften mit 117 Stundenkilometern fährt, erhält ein Bußgeld über 440 Euro, drei Monate Fahrverbot und einen Zwei-Punkte-Eintrag beim Kraftfahrbundesamt in Flensburg", erklärt Hans-Jürgen Riemann von der Polizeiinspektion Wittlich auf TV-Anfrage.
40 Tage hat die Gemeinde ihre Messanlagen zum Beispiel in der Moselstraße (K 53) in Höhe des Kindergartens Richtung Kesten und am Autohaus Kröfges Richtung Osann postiert. "Unsere Kita liegt an einer sehr befahrenen Straße, die auch einen großen Gefahrenbereich für unsere Kinder darstellt. Besonders dann, wenn die Fahrzeuge während der Öffnungszeiten die vorgeschriebene Geschwindigkeit nicht einhalten. Beim Bringen und Abholen der Kinder ist es schwierig, die Straße zu überqueren", sagt Gaby Schiffels, Leiterin der Kita Zwergenvilla. "Wir haben zwei selbst gestaltete Warnschilder mit Kindern vor der Kita an Bäumen befestigt - für die Autofahrer als Hinweis. Leider werden diese nicht immer wahrgenommen."
Die Mehrzahl der Autofahrer war in Osann-Monzel zwischen 51 und 80 Stundenkilometer schnell unterwegs, ein Großteil zwischen 7 und 16 Uhr. Die Spitzenreiter wurden laut Stoffel mit 117 und 120 Stundenkilometern zwischen 15 und 16 Uhr gemessen. "Dieses Verhalten ist unverantwortlich", sagt der Ortschef. Hans-Jürgen Riemann sagt: "Wir machen jährlich mehrere Messungen in der Mosel- und Moseltalstraße, weil uns die Kindergärten und Grundschulen wie auch in diesem Fall immer sehr wichtig sind." Einen Unfallschwerpunkt gebe es dort aber nicht. "Zum Glück gab es dort noch keine Unfälle", kontert Ortsbürgermeister Stoffel. Allerdings müsse es so weit erst gar nicht kommen, bis etwas getan werde. Denkbar wäre auch, an den Straßen Hindernisse einzubauen, schlägt Stoffel vor. Zuständig für die Kreisstraße 53 ist der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier.Tempo 30 wenig wirksam


"Geschwindigkeitsübertretungen in Osann-Monzel werden bereits seit längerer Zeit thematisiert. So wurde im September 2010 im Bereich der Grundschule die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer beschränkt. Die Ergebnisse zeigen aber, dass das ohne flankierende Maßnahmen nur wenig wirksam ist", teilt Klaus Wagner vom LBM auf TV-Anfrage mit.
Am wirksamsten seien "bauliche Maßnahmen, die den Verkehrsteilnehmer zu einer langsameren Verkehrsweise anhalten." Der LBM habe die Gemeinde gebeten, ihm die Messergebnisse als Grundlage für eventuelle Planungen zur Verfügung zu stellen. Erst dann könnte über geeignete Lösungen nachgedacht werden, die zunächst provisorisch Abhilfe schaffen könnten. Neue Messungen müssten dann ergeben, ob sich die Situation verändert hat und die Zwerge von der Zwergenvilla ohne Angst über die Straße gehen können.Meinung

Kopf einschalten, runter vom Gas
Osann-Monzel hat auf das Problem im Ort reagiert und investiert. Die Messanzeigen sollten abschreckende Wirkung haben und Autofahrer wachrütteln. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Viele geben Gas, egal ob ihnen eine 70, 80 oder sogar 100 entgegenblinkt. Das ist gefährlicher Leichtsinn, der bei einem Unfall nicht nur teuer werden, sondern auch einem Menschen das Leben kosten kann. Steuergeld müsste investiert werden, um in die Straßen Hindernisse einzubauen, damit die Raser ausgebremst werden. Dabei wäre die Lösung des Problems ganz einfach: den Kopf einschalten und runter vom Gas. c.fischer@volksfreund.de

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