Tendenz: Preise für Moselhäuser sinken

Bernkastel-Kues/Traben-Trarbach · Das Altern der Gesellschaft macht sich am Straßenrand bemerkbar: Immer mehr Häuser an der Mosel stehen zum Verkauf. Vor allem jenseits der Mittelzentren machen sich die Interessenten rar.

Bernkastel-Kues/Traben-Trarbach. So schön wohnen wie hier lässt sich\'s nirgendwo sonst auf der Welt, denkt sich der Moselaner, wenn er seinen Blick von der Terrasse aus über die Weinberge schweifen lässt. Deshalb werben Immobilienhändler mit Sätzen wie: "Kaum anderswo in Deutschland scheint die Sonne so viel wie hier."
Aber wo Sonne ist, ist auch Schatten. An der Mosel gibt es inzwischen kaum einen Ort, in dem nicht alte Häuser leer stehen. Zum einen macht sich der demografische Wandel bemerkbar, so dass das Angebot größer ist als die Nachfrage. Zum anderen ist die Motivation oft gering, Zeit und Geld in die Renovierung zu stecken.
Unbezahlbarer Blick


Alexander Burg vermittelt für die VVR-Bank Immobilien und berichtet von einer stagnierenden bis fallenden Tendenz, was das Interesse an Moselhäusern betrifft. Vor allem Objekte unter 150 000 Euro seien gut an den Mann zu bringen, jenseits der 200 000 Euro werde es schwierig, Käufer zu finden. "Vor allem für Ferienhäuser geben die Kunden im Einkauf meistens nicht mehr als 100 000 Euro aus."
Haben Niederländer jahrelang den Markt belebt, sei ihr Anteil an den Abnehmern schon im vorigen Jahr deutlich zurückgegangen. Ein Grund seien die sinkenden Immobilienpreise in den Niederlanden selbst.
Optimistischer ist Norbert Schmitz, Leiter der Immobilienvermittlung bei der Sparkasse Eifel Mosel Hunsrück. Die Nachfrage nach den Immobilien sei ausgesprochen gut. Zahlen, um dies zu belegen, nennt die Bank allerdings aus "geschäftspolitischen Gründen" nicht, wie er sagt.
Und welche Orte sind begehrt? Wichtig ist vor allem die Infrastruktur. Bernkastel-Kues liegt klar vorne, sagen die Immobilienhändler. Auch Kröv, Brauneberg und Mülheim seien gefragt, berichtet Burg. Schlechter sehe es dagegen für Traben-Trarbach aus, ebenso für kleinere Orte wie Burg, Kinheim oder Wintrich.
Winzerhäuser lassen sich besser verkaufen als Fachwerkbauten, erklärt Burg. Bei Letzteren seien nicht nur das Einhalten der Denkmalschutz-Vorschriften, sondern auch die energetische Sanierung aufwendig. Wichtig: Das Haus muss gut in Schuss sein und einen Garten haben. Dem, der ein leerstehendes Wohnhaus nutzt und renoviert oder aber abreißt, zahlt die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues 5000 Euro. 45 Anträge wurden laut Verwaltung in den vergangenen Jahren bewilligt, also knapp eine viertel Million Euro.
Und wie teuer ist der Kauf? In den Internetbörsen finden sich Bauten von 30 000 bis eine Million Euro, ehemalige Weingüter mit Keller-Gewölbe, Jugendstil-Villen, Fachwerk- wie Bauernhäuser, Bauten mit Bootsanleger oder japanischem Garten. Für Bernkastel-Kues und die nähere Umgebung bis nach Zeltingen-Rachtig werden Quadratmeterpreise von 1000 bis 1500 Euro genannt, für Traben-Trarbach und Starkenburg Preise von unter 1000 Euro je bebautem Quadratmeter.
Tendenziell sinken die Preise wegen des steigenden Angebots, das bestätigt die VVR-Bank ebenso wie die Sparkasse.
Immerhin, so berichtet Burg, ist die Nachfrage an der Mosel im Großen und Ganzen noch deutlich besser als beispielsweise in der Eifel. Der Blick auf die Weinberge ist eben fast unbezahlbar.Extra

Gastronomie: Auch mehrere Restaurants, Pensionen und Hotels an der Mosel stehen leer - und zum Verkauf. Vor allem Letztere ließen sich in vielen Fällen "so gut wie gar nicht veräußern", sagt Alexander Burg - nur über einen sehr niedrigen Preis. Eine Ursache: Häufig sei es für Investoren in der Gastronomie schwer, einen Kredit zu bekommen. Oftmals seien aber auch die Preisvorstellungen der Eigentümer überzogen. "Gut geführte und renommierte Objekte finden durchaus schneller Käufer", sagt Norbert Schmitt von der Sparkasse. uq

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