Terminator trifft Glamourlady

WINTRICH. (urs) Mit Bildern, die Geschichten erzählen, und Skulpturen, die zum Nachdenken anregen, ist Jupp Hardt ist in den kommenden Wochen im Wintricher Rathaus präsent.

Futuristische Werke - geschaffen aus dem Müll einer Wohlstandsgesellschaft - empfangen dieser Tage Besucher des Wintricher Rathauses. Ist die Neugier erst einmal geweckt, driften die Wege der an Jupp (Karl-Josef) Hardts Arbeiten Interessierten aber gleich wieder auseinander. Die einen zieht es vom imposanten Roboter-Mann unweigerlich zum farbenfrohen dreidimensionalen Haus-Idyll. Die anderen fasziniert stattdessen ein Besuch der in dunklen Tönen lockenden Damen-Galerie gegenüber. "Das ist nicht nur Farbe - es sind Geschichten, die dahinter stecken", sagt sich Uta Weber beeindruckt. Als Beispiel macht sie auf ein Gemälde aufmerksam, das ebenso eine Frau mit Kindern zeigt wie andere in der Rolle von "Glamourlady, Stadtfrau, Verruchte". Einzelaufnahmen, die das vom Künstler dafür gewählte Licht noch vertiefen. "Das sind Bilder, über die man sich Gedanken machen muss", meint die Wintricherin, die es Hardt hoch anrechnet, dass er sich in ihrem relativ kleinen Heimatort niedergelassen hat. Den aus Trittenheim stammenden Kunst- und Möbelschreiner hat es im September 2001 nach Wintrich gezogen. Davon unabhängig unterhält Hardt in Monzel, wo er zuvor 15 Jahre lebte, ein Rahmen- und Bilderatelier. In dem derzeit "schwierigen Geschäft" mit der Kunst sichert ihm zudem das Restaurieren alter Gemälde oder historischer Möbel ein gewisses Einkommen. Die Befähigung zur Kunst war dem 52-Jährigen durch seinen Vater, den Maler und Fotografen Josef Hardt, praktisch in die Wiege gelegt. Nach Jahren des "experimentellen, künstlerischen Suchens" hatte er dann 1986 seine erste Einzelausstellung, wie der erste Beigeordnete von Wintrich, Claus Erz, die Entwicklung Hardts Revue passieren ließ. Dieser Werdegang schließt auch einen Wandel bei den verwendeten Materialien mit ein. Waren dies anfangs nur Farben, so sieht Hardts Beschaffungsliste heute ganz anders aus. Mit Maschinenteilen, Zahnpastatuben, Elektrik- und Radiozubehör oder Flaschen enthält sie nach Aussage des Künstlers "alles, was man sonst wegwirft." Ihr glanzvolles Äußeres verdanken Müll-Plastiken wie der im vorigen Jahr entstandene "Terminator" dem abschließenden Einsprühen mit Zinn. Ein Verfahren, das nach Ansicht von Ellen Ritz ein Indiz für die kreative Vielfalt des Künstlers ist und den silberfarbenen "Herrn" im Eingangsbereich "filmreif" werden lässt. Hans-Günther Wickeln tendiert dennoch eher zu einem der 3-D-Bilder mit eingearbeiteten dünnen Ästen. Helmut Ludwig eröffnen vor allem die Plastiken eine neue Seite der Schaffenskraft des Künstlers. "Ich finde das gut, das ist eine weitere Entwicklung", bekräftigt der Trittenheimer Ortsbürgermeister, dem es eine Arbeit besonders angetan hat. Das von ihm als "die moderne Stadt - auf Müll gebaut" bezeichnete Werk soll daher bald mit anderen Hardt-Exponaten auch in Trittenheim beeindrucken. Die Arbeiten von Jupp Hardt sind bis 30. Oktober im Wintricher Rathaus während der Öffnungszeiten des Verkehrsbüros zu sehen. Der Künstler ist sonntags und mittwochs von 14 bis 17 Uhr vor Ort.

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