Terror

Heute ist der 11. September. Vor drei Jahren starben bei dem Anschlag auf das World Trade Center in New York rund 3000 Menschen. Vor einem halben Jahr gab es viele Tote beim Anschlag in Madrid. Vor einer Woche hielt uns das Drama in der Schule in Beslan in Atem.

Und dazwischen, immer wieder, viele Tote bei Anschlägen in Israel, im Irak, in Istanbul, in Moskau - man könnte die Liste lange fortsetzen. Und immer wieder trifft es unschuldige Menschen: Zivilisten, Touristen, Kinder. Die Methoden und die Ausmaße sind neu, das Phänomen ist alt. Für gläubige Menschen, für die Gott der Gute und Gerechte ist, ist der Tod unschuldiger Menschen ein tiefer Schrecken. Neben der Trauer um die Toten erschreckt uns die Tatsache, dass es jeden treffen kann. Warum? Wie kann Gott das zulassen? Diese im menschlichen Leben - und auch in der Theologie - uralte Frage hat bis heute keine Antwort gefunden. Ich möchte nur auf eine Stelle im Alten Testament, in den Klageliedern, aufmerksam machen. Sie beschreiben den Schrecken bei der Zerstörung von Jerusalem, und dieser steht dem unseren nicht nach. Und obwohl der Verfasser Gottes gerechten Zorn für die Zerstörung verantwortlich macht, fordert er gleichzeitig zum Schreien auf: "Schrei laut zum Herrn, stöhne, Tochter Zion! Wie einen Bach lass fließen die Tränen Tag und Nacht! ... Schütte aus wie Wasser dein Herz vor dem Angesicht des Herrn! Erhebe zu ihm die Hände für deiner Kinder Leben, die vor Hunger verschmachten an den Ecken aller Straßen." Wäre nicht schon etwas gewonnen, wenn die Menschheit sich erheben würde zum gemeinsamen Schrei gegen das, was passiert? Manchmal, einen kurzen Moment lang, scheint das zu geschehen. Aber müssten wir nicht noch viel mehr schreien? Bei den Opfern des Terrors und auch für aller Kinder Leben, die verhungern an den Ecken aller Straßen der Welt? Dr. Marianne Bühler, Wittlich

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