Teure Blütenträume für das Kreishaus

Wittlich · Sieht aus wie ein Schloss und hat eine Art Park: Der Sitz der Kreisverwaltung wirkt auf den ersten Blick wie die Residenz hoher Herrschaften aus einer anderen Zeit. Zum Bild tragen die Gartenanlagen bei. Das Grün ergänzen rosa Blüten: die Rosen der Verwaltung. Die sollen erneuert werden. Das kostet 15 000 bis 20 000 Euro.

Wittlich. "Es ist eine große Herausforderung, Dinge zu gestalten, ohne dass Geld da ist." Dies ist ein Zitat von Landrat Gregor Eibes. Und vor dieser Herausforderung steht am Montag der Kreisausschuss - ganz im wörtlichen Sinn. Es geht um eine Gestaltung, die fast jeder kennt: Rosen im Vorgarten. Die blühen seit mehr als 30 Jahren zu Füßen der neo-klassizistischen Fassade des Gebäudes der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, das in diesem Jahr 100 Jahre alt wird. In dem Altbau wird unter anderem ein Schuldenberg verwaltet: Mit 70 Millionen Euro steht der Landkreis vermutlich zum Jahresende in der Kreide. Die Haushaltssanierung steht an, die Sanierung des Hauses selbst läuft. Der Altbau ist schmuck, aber marode, deshalb ist er seit Wochen eingerüstet, Handwerker kümmern sich um seinen Dachschaden. Und eben das hat Auswirkungen auf das, was dem Haus zu Füßen liegt: die Rosen. Für deren Zukunft sieht man nicht rosarot sondern schwarz: "Aufgrund einer Vielzahl von abgestorbenen Pflanzen sowie der nunmehr durchgeführten Dachdecker-/Gerüstarbeiten im Bereich der Beete bieten diese kein einheitliches, ansehnliches Erscheinungsbild mehr." Das erfahren die Kreisausschussmitglieder aus den Unterlagen für ihre Sitzung am Montag, oder sehen es auf dem Weg dorthin selbst.
Denn dann sollen sie über eine Rosen-Investition entscheiden: neue Erde, Unkrautvlies plus neue Rosenstöcke - mit Anwuchsgarantie für 300 Quadratmeter Beete. Die Kosten werden auf 15 000 bis 20 000 Euro geschätzt. Doch wie nimmt man aus leeren Kassen Geld für Blumenschmuck? Das könnte so gehen: Eine Dachsanierung mit deutschem Naturschiefer sollte 500 000 Euro kosten, mit Material aus Spanien aktuell noch 350 000 Euro. Der Kreis muss also weniger ausgeben als geplant. Aber es gilt: Der Kreis will ja sparen. Wie passt da eine Neuanlage von Rosenbeeten ins Konzept? "Es handelt sich um den Ersatz der vorhandenen Anlage", antwortet darauf Manuel Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung.
Mindestens ein Drittel der Pflanzen sei geschädigt, sowieso hätte man wegen ihres Alters und des ausgelaugten Bodens eingreifen müssen. Einfach neue Stöcke dazwischenpflanzen, sei keine Alternative: "weil die bestehenden Stöcke die notwenige Nahrungszufuhr der neuen Stöcke zu stark einschränken würden", heißt es in der Sitzungsvorlage.
Warnung vor Wuchsdepression


Und es wird vor einer Krankheit gewarnt, die vermutlich kaum einer kennt: Wuchsdepresssion. Die drohe, wenn "in einen bestehenden Rosenbestand einzelne Rosengewächse durch neue Rosengewächse ersetzt werden".
Und was wäre, wenn man einfach nichts tun würde? Dann, so Follman, passiere Folgendes: "Das Erscheinungsbild der Parkfläche wäre dem des denkmalgeschützen Gebäudes abträglich."
Dabei war das Erscheinungsbild einmal ein anders. "Ursprünglich war die Fläche vor der Kreisverwaltung sandgebunden. Hinter dem Haus war Wiese, Rasen", sagt Manuel Follmann. Da alles mit der Denkmalpflege abgestimmt ist, bleibt die Frage: "Welche Auflagen gibt es zur Gestaltung der Freiflächen?" Dazu teilt Manuel Follmann mit: "Die Farbe der Rosen soll mit der Farbe der Gebäude harmonieren."

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